Infrastruktur Riesiger Bohrkopf unter der Autobahn

Saarlouis · Für einen neuen Hauptsammler werden im Untergrund von Saarlouis etwa 200 Rohre verlegt.

 Mit 50 Millimetern pro Minute frisst sich der rund 1,5 Meter hohe Bohrkopf in einer Tiefe von fünf Metern durch die Betonhülle.

Mit 50 Millimetern pro Minute frisst sich der rund 1,5 Meter hohe Bohrkopf in einer Tiefe von fünf Metern durch die Betonhülle.

Foto: Johannes A. Bodwing

Eine tonnenschwere Maschine frisst sich langsam durch den Untergrund im Nordwesten von Saarlouis. Sie besteht aus zwei je 2,9 Meter langen Teilen und hat einen Durchmesser von rund 1,5 Metern. Darin sind Antrieb, Hydraulik und der eigentliche Bohrkopf untergebracht. Dieser rotiert langsam in einer Tiefe von um die fünf Metern und fräst ein Loch in den Buntsandstein. „50 Millimeter pro Minute“, sagt Pressmeister Gerald Fietze.

Er überwacht das Pressbohrverfahren an einem computergesteuerten Kontrollstand. Der befindet sich in einem Container nahe dem Saaraltarm. Gleich daneben ist ein riesiger bis zu sechs Meter tiefer Schacht. Dicke Betonsäulen stabilisieren den Rand, am Boden steht ein 16 Tonnen schwerer Pressschlitten. Von dort werden in Tag- und Nachtschicht beständig Kanalrohre mit einem Durchmesser von 1,4 Metern in die Röhre nachgeschoben, die der Bohrer freilegt. Die Strecke war am Dienstag 225,6 Meter lang und endete kurz in einem Arbeitsschacht nahe der Autobahn A 620. Für diese Länge waren rund vier Wochen erforderlich. Vor dem Schacht rumorte es unter den Schuhsohlen, als sich der Bohrer näherte. Kurze Schläge waren im Untergrund zu spüren, kratzende Geräusche wie mit Stein auf einer Schiefertafel. Dann brach der Bohrkopf langsam durch die etliche Zentimeter dicke Betonhülle.

Techniker tauschten Verschleißteile aus für die nächsten 225 Meter, dann verfüllte die Nachtschicht den Schacht. Denn der Bohrer dürfe nicht unten im Gestein fräsen und oben frei laufen, erklärte Bernd Ney vom gleichnamigen Planungsbüro. Das erschwere es, die genaue Tiefe einzuhalten. Die Abweichungen lägen bei wenigen Zentimetern, was mittels Laser kontrolliert werde.

Gegen zwei Uhr am Mittwochmorgen startete der Bohrer wieder. Kanalrohre und Bohrer werden derzeit mit einem Druck von 120 bis 160 Tonnen nachgeschoben, anfangs waren es um die 90 Tonnen. Das sei stark abhängig vom Gestein, erklärte Fietze.

Während oberirdisch der Verkehr ungestört rollt, arbeitet sich der Bohrer unter der A 620 hindurch, die Rohre im Gefolge. Dann geht es im Bogen unter der Wallerfanger Straße weiter zu einem Feldwirtschaftsweg in Beaumarais, der parallel zur Autobahn liegt. Erreicht er dort sein Ziel, sind es 509 Meter und um die 200 Rohre. Dann endet der erste Bauabschnitt für den neuen Hauptsammler West des Entsorgungsverbandes Saar, EVS.

Rund 4,6 Millionen Euro sind dafür eingeplant. Ein zweiter Bauabschnitt soll für etwa die gleiche Summe 2018 beginnen. Dieser führt den Kanal weiter bis zum Anschluss von Neuforweiler und Lisdorfer Berg. Das angewandte Pressbohrverfahren vermeidet nicht nur Störungen im Straßenverkehr. Es müssen auch keine riesigen Gräben durch die Äcker gezogen werden, stellte Ney dar. Beeinflusst würden nur Flächen für die Zufahrt zur Baustelle und den Bau der Schächte.

 Der mächtige Bohrkopf durchbricht im Untergrund eine mehrere Zentimeter dicke Betonhülle.

Der mächtige Bohrkopf durchbricht im Untergrund eine mehrere Zentimeter dicke Betonhülle.

Foto: Johannes A. Bodwing

„Das Material haben wir gesondert gelagert.“ Der Mutterboden liegt säuberlich getrennt vom Unterboden sowie rotem Sand. Nach Abschluss der Arbeiten könne der ursprüngliche Bodenaufbau wieder hergestellt werden. Anders sei es beim Bau des ersten Hauptsammlers in den 1970er Jahren gewesen, der mittels Grabenbau erfolgte. „Bauern sagen, dass dort, wo die Gräben waren, das Wachstum noch heute schlechter sei.“

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