Lisdorfer Kartoffeln Lisdorfer Kartoffeln aus Frankreich

Dillingen · „Lisdorfer Kartoffeln“ steht auf dem Preisschild im REWE-Markt in Dillingen. „Ursprung: Frankreich“ steht auf dem Etikett der Zwei-Kilo-Tüte. „Hier“, sagt SZ-Leserreporter Markus Hildebrandt, „werden die Verbraucher ganz klar hinters Licht geführt.“

 Das Preisschild

Das Preisschild

Foto: Markus Hildebrandt

Markus Hildebrandt aus Nalbach hat schon oft davon gehört, dass man regionale Produkte kaufen und vielleicht manchmal auch ein bisschen mehr dafür bezahlen soll. „Wir schauen immer drauf“, sagt er. Deshalb war er enttäuscht, nein im Grunde doch eher verärgert, über das, was er dieser Tage im REWE-Markt in Dillingen erlebt hat.

Kartoffeln standen auf dem Einkaufszettel. Also war er froh, als er „Lisdorfer Kartoffeln“ fand. 2,99 Euro sind zwar nicht der billigste Erdapfelpreis, aber gut. Dafür ist es ein regionales, ja sogar lokales Produkt. Lisdorfer Kartoffeln? Hildebrandt tat das, was wir Verbraucher nicht immer tun: Er schaute genauer hin und las den Text auf dem Etikett des Beutels. „Ursprung Frankreich“, stand da und „Abgepackt für LISDORFER FRISCHGEMÜSE“.

Hildebrandt nennt das „Verbrauchertäuschung“. Er sagt: „Hier werden die Kunden, die Wert auf regionale Produkte legen, der Umwelt wegen oder auch um regionale Anbieter zu unterstützen und dafür auch bereit sind, höhere Preise in Kauf zu nehmen, ganz klar hinters Licht geführt.“

Elif Tanto, Juristin bei der Verbraucherzentrale Dillingen, hat sich die beiden Fotos von Preisschild und Etikett, die Hildebrandt der SZ geschickt hat, angesehen. Sie erkennt hier klar „eine Irreführung des Verbrauchers“. Strafbar sei das eher nicht, meint sie, der Tatbestand des Betruges müsste hier einen Vermögensschaden beim Verbraucher bewirkt haben. Aber nach dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb werde es für den Markt knifflig. „Der verschafft sich einen Vorteil gegenüber den Wettbewerbern, das könnte abmahnfähig sein“, sagt die Juristin. „,Abgepackt für’ ist auch so eine Sache“, findet Tanto, aber das sei legal.

Klemens Morguet, Geschäftsführer von Lisdorfer Frischgemüse (LFG), sagt auf SZ-Nachfrage spontan, dass das „alles ganz normal“ wäre. Nach wiederholter Beschreibung des Sachverhalts räumt er dann doch ein, dass, wo Lisdorf drauf steht, auch Lisdorf drin sein muss. Er gibt zu: „So ist das dann doch nicht richtig.“ Er werde mit REWE, von dem LFG saarlandweit Märkte beliefert, reden.

Das ist wahrscheinlich nicht mehr nötig. Denn die Unternehmenskommunikation der Kette ist durchaus professionell. Sabine Stachorski meldet sich zügig zurück, nachdem die SZ wegen Urlaubs des Dillinger Marktleiters den Nachfrage-Weg über die Zentrale gegangen ist. Die Pressesprecherin Region West bittet um Zusendung der Fotos und hält die Zusage ein, sich umgehend zu melden, wenn sie die Sache geprüft habe. Das hat sie mit den Kollegen vom „Category Management Obst und Gemüse“ getan. Die danken nämlich für den Hinweis. „Das Preisetikett (also das Schild mit den 2,99, Anm. d. Red.) ist so nicht korrekt und wird umgehend geändert“, heißt es in der Antwort. Zudem werde REWE „sicher gehen, dass in anderen Märkten nicht ein ähnlicher Fehler unterläuft“.

 Das Etikett

Das Etikett

Foto: Markus Hildebrandt

Als Hintergrund für den Fehler nennt Stachorski die Doppelfunktion, die LFG bei ihren Märkten habe: Zum einen als Produzent – in welchem Fall die Auszeichnung korrekt wäre – und zum anderen als Großhändler wie bei den Kartoffeln. „Ich greife nicht zu weit“, schreibt die Pressesprecherin, „wenn ich sage: Es war eine Verwechselung und keine böse Absicht.“

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