Rarität aus dem Barock: Cavallis Requiem erklingt in Saarlouis

Saarlouis · Einmal mehr leitet Joachim Fontaine eine musikalische Delikatesse: das 1675 entstandene Requiem von Francesco Cavalli. Solisten, die Kantorei Saarlouis und das Ensemble Una Volta werden es diesen Samstag aufführen.

Sonnenkönig Ludwig XIV. hatte sich genau diesen Komponisten für seine Hochzeitsmusik auserkoren und aus Italien an den Königshof von Versailles geholt: Francesco Cavalli. Er war Meisterschüler Claudio Monteverdis und später dessen Nachfolger am Markusdom in Venedig, der höchstdotierten Kirchenmusikerstelle ganz Europas. In Venedig wurde Cavalli auch zum gefragten Komponisten einer neuen Gattung, der Oper. Dank seiner 40 Bühnenwerke wurde Venedig eine Musikmetropole, deren Opern- und Kirchenmusik in ganz Europa Nachahmer fand.

Die Kantorei Saarlouis führt am Samstag, 8. Oktober, 19 Uhr, erstmalig Cavallis monumentales achtstimmiges Requiem auf, deren Titel im Original lautete "Missa pro defunctis a otto voci". Die Sopranistin Claudia Scheiner-Cremonesi wird dazu venezianische Solokantaten aus Cavallis Zeit singen, komponiert von Merulo, Rosenmüller und Claudio Monteverdi , die Zeugnis ablegen über das überaus reiche Musikleben Venedigs im Frühbarock.

Cavallis intensive Musik malt die farbenreichen und bildstarken Inhalte des uralten Rituals der Totenmesse mit feinem Pinsel: von resignierter Trauer bis zu apokalpytischen Visionen, deren Qualität diesem Requiem nach der Wiederentdeckung höchstes Lob einbrachte: Als "Wunderwerk" und "feierlichste Totenmesse, welche existiert" fand das überaus komplexe Werk deshalb nie den Einzug ins Konzertrepertoire, weil Cavalli höchste musikalische Ansprüche fordert, indem er die Textvorlage in musikalische Szenarien übersetzt, die von geradezu mystischer Innerlichkeit bis hin zu effektvoller theatralischer Exzentrik reichen.

Dank dieses Werkes wurde Cavalli, der erfolgreichste Opernkomponist seiner Generation, zum Vorbild der Kirchenmusiker, die das Erbe der Renaissance hinter sich ließen zugunsten einer Musik, die mit Emotionen, mit bildstarken Assoziationen das neue Zeitalter des Barock einläuten sollte.

Evangelische Kirche Saarlouis , 8. Oktober 19 Uhr, Eintritt: zehn Euro/acht Euro ermäßigt, bis 14 Jahre frei.

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