Projekt beendet, Erkenntnisse gewonnen

Saarlouis · Das vor drei Jahren gestartete Modellprojekt Zwergenvilla als Betreuungsstätte für Kinder unter drei Jahren lief vergangenes Jahr aus. Vor allem wegen der kindbezogenen Betreuungsregel wird es nicht weitergeführt.

 Landrat Patrik Lauer (rechts) und Ralf Weber, Geschäftsführer Kinderland gGmbH, besuchten 2013 die Betreuungseinrichtung Zwergenvilla des Landkreises. Foto: Johannes A. Bodwing

Landrat Patrik Lauer (rechts) und Ralf Weber, Geschäftsführer Kinderland gGmbH, besuchten 2013 die Betreuungseinrichtung Zwergenvilla des Landkreises. Foto: Johannes A. Bodwing

Foto: Johannes A. Bodwing

Im Februar 2013 stellte der Landkreis Saarlouis die "Zwergenvilla" in Picard vor, als zusätzliche Betreuungsstätte für Kinder unter drei Jahren. Eine Erzieherin und zwei Tagesmütter betreuten dort gemeinsam bis zu 15 Kinder, täglich in der Zeit zwischen 5 und 22 Uhr, bei Bedarf auch an Wochenenden und Feiertagen. Eine engagierte Idee, aus der leider nicht mehr geworden ist: Denn mit der Projektlaufzeit endete die Lebensdauer der Zwergenvilla nach zwei Jahren im September 2014.

Vom Bund bezuschusst

Auf rund 110 Quadratmetern, in vier Zimmern, in der Dorfstraße 47 in Picard wurden insgesamt 16 Kleinkinder in familiärer Atmosphäre betreut. Das Besondere an dem Modellversuch: Alle drei Betreuerinnen waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt, nicht, wie in der Tagespflege üblich, selbstständig tätig. "Damit sollte die Tätigkeit auch aufgewertet werden", erklärt Ralf Weber, Geschäftsführer der Kita Kinderland gGmbH des Landkreises, die das Projekt steuerte. Die Voraussetzung für den Testlauf: Die Sachkosten von circa 15 000 Euro im Jahr sowie die Personalkosten von rund 140 000 Euro im Jahr wurden mit 70 Prozent vom Bund bezuschusst. Doch das Modell eignete sich hier dauerhaft nicht, wie sich zeigte. Warum der bundesweite Testlauf in Saarlouis scheiterte, erklärt Weber insbesondere mit den Rahmenbedingungen der Tagespflege , die sich in jedem Bundesland, teils sogar in den Jugendamtsbereichen unterschieden. So gibt es etwa im Saarland eine kindbezogene Betreuungsregelung, das heißt eine Tagesmutter betreut ein bestimmtes Kind, nur in Ausnahmen kann sie durch eine andere vertreten werden.

Randzeiten-Betreuung

In der Saarlouiser Einrichtung hatte man darüber hinaus den Anspruch, Randzeiten der Betreuung abzudecken: Dadurch entstanden jedoch für die Tagesmütter lange Betreuungszeiten, wenn Eltern Vollzeit arbeiteten. Aber gerade nach Randzeiten-Betreuung ist die Nachfrage grundsätzlich groß, weiß Weber, wie man an der Belegung der Kita Kinderland Saarwellingen sehe, die als einzige im Saarland erweiterte Öffnungszeiten von 5 bis 22 Uhr anbietet. "Das Modell Zwergenvilla als Test für sozialversicherungspflichtige Beschäftigung hat nicht funktioniert, aber wir konnten immerhin eine gewisse Betreuungsnotlage überbrücken, etwa mit Blick auf den Krippenneubau in Neuforweiler, der sich verzögert hat", zieht Weber Bilanz. "Es hat sich aber gezeigt, dass andere Arbeitsweisen in der Tagespflege sinnvoller sind." Einen Abschlussbericht für das bundesweite Modellprojekt gebe es noch nicht. Insgesamt habe es bei den Eltern eine Trendwende von der Tagespflege hin zu Krippen gegeben, berichtet Ralf Weber, was auch mit dem flächendeckenden Ausbau der Kindertagesstätten zu tun habe. Im Kreis Saarlouis bieten derzeit 45 Tagesmütter ihre Dienste an, sie haben alle die vorgeschriebene Qualifizierung durchlaufen. "Hier haben wir etliche freie Plätze", sagt Ralf Weber. Von 160 Plätzen sind momentan 135 belegt. Zwei Großtagespflegestellen als Zusammenschluss von selbstständigen Tagesmüttern gibt es außerdem in Dillingen.

Fast zehn Mal so viele Kleinkinder besuchen derzeit eine Krippe im Kreis, nämlich insgesamt 1203. 5464 Kita-Plätze gibt es derzeit insgesamt im Landkreis Saarlouis .

Das Saarland profitiere zudem noch immer von familiären oder auch nachbarschaftlichen Betreuungsstrukturen, erklärt Weber.

Insgesamt könne der Bedarf an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren im Kreis gut gedeckt werden; die Nachfrage sei zwar nicht an jedem Ort gleich, aber für 35 Prozent der Unter-Dreijährigen gebe es nun Plätze.

Ansprechpartner für die Tagespflege beim Landkreis Saarlouis sind Sigrid Porta und Karin Groß unter der Telefonnummer (0 68 31) 44 42 02.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort