Pohl wird erster Ehrenbürger seit 2008Rat entlastet Stadt für Haushalt 2008 mit vielen Enthaltungen

Saarlouis. Ganz ohne Zweifel hat sich der Stadtrat Saarlouis am Donnerstagabend dafür ausgesprochen, Erich Pohl, 84, zum Ehrenbürger der Stadt zu machen (wir berichteten). Auch für die CDU mit Fraktionschef Tim Flasche bestand kein Zweifel, trotz früherer parteipolitischer Differenzen

Saarlouis. Ganz ohne Zweifel hat sich der Stadtrat Saarlouis am Donnerstagabend dafür ausgesprochen, Erich Pohl, 84, zum Ehrenbürger der Stadt zu machen (wir berichteten). Auch für die CDU mit Fraktionschef Tim Flasche bestand kein Zweifel, trotz früherer parteipolitischer Differenzen. Die Liste der Gründe, warum Pohl Ehrenbürger werden soll, der erste seit Joel Batteux 2008, ist sehr lang. Sie wird zur Verleihung vorgetragen. Erinnert sei nur an die Gründer-Rolle, die Pohl bei der ersten deutsch-deutschen Städtepartnerschaft und der Führung der Partnerschaft mit Saint-Nazaire spielte. Beide Partnerschaften gehören heute zum Kern des Selbstverständnisses der Stadt.Nur der FWG-Vorsitzende Altomaro Locurcio befand: "Ich sehe nicht, was Pohl Überdurchschnittliches geleistet hat." Für eine Ehrenbürgerschaft reiche es nicht. Als Locurcio fortfuhr, zog der gesamte Rat außer der FWG und außer Dirk Scholl (Die Partei) aus. Das wollte man sich nicht anhören. OB Roland Henz diagnostizierte darauf nicht Beschlussunfähigkeit und Ende der Sitzung, bloß Unterbrechung. Als sie wieder drinnen waren, stimmten alle außer der FWG für Pohl.

Und gleich wieder ein Ablauf-Stolperer in der Sitzung, die auch eine Schulklasse verfolgte: Ein Mitglied des Frauenbeirates, für die Linken in dem Gremium, musste ersetzt werden. Normal: Die Fraktion schlägt Ersatz vor, alle anderen stimmen zu. Zeitraubende geheime Wahl aber folgt, wenn nur einer nicht mit Ja stimmt, und das tat Dirk Scholl, Ex-Linker, nun Mitglied von "Die Partei". Der Rat indes ging die Abkürzung: Vor der geheimen Wahl muss beantragt werden, dass der Beirat formell aufgelöst wird. Die Ratsmehrheit lehnte das ab. Und so bleibt der Beirat vorerst mit einem Mitglied weniger bestehen. we

Saarlouis. Der Stadtrat hat die Stadtführung bei Enthaltung von Grünen und Linken und Gegenstimmen der FWG für den Haushalt 2008 entlastet. FWG-Chef Altomaro Locurcio kritisierte die Bilanz als mutmaßlich falsch. Unklar sei, wo Forderungen der Stadt an die GBS in Millionenhöhe im Zusammenhang mit dem früheren Schlachthofgelände verbucht seien. Es war der vorerst letzte Haushalt, der mit einem Plus (6,87 Millionen Euro) abschloss, wie Kämmerin Cilli Speicher sagte. "Danach ist alles defizitär." 2012 werde vermutlich mit einem Minus von 9,9 Millionen Euro abschließen. Die Ausgleichsrücklage sei aufgebraucht, die allgemeine Rücklage werde wohl mit 8,4 Millionen Euro beansprucht. Speicher kritisierte, dass die seit 2008 obligatorische Bilanzierung ("Doppik") umständlich sei, dass landesweite Regelungen fehlten. Die Doppik sei zwar sinnvoll, erfülle aber die Erwartungen "nicht so ohne weiteres". we

Meinung

Abstimmen hätte auch gereicht

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

Es braucht schon echte Heiligkeit oder echte Scheinheiligkeit, um Erich Pohl die stadtprägenden, persönlichen Verdienste abzusprechen und gar noch größere zu fordern, um ihn der Ehrenbürgerschaft für würdig zu befinden. Oder um alte Partei-Geschichten dagegen ins Feld zu führen. Ob Locurcio in dieser Sache heilig oder scheinheilig ist, braucht hier nicht entschieden zu werden. Haarscharf an einer Beleidigung Pohls ging er vorbei, aber eben vorbei, und störte den ein bisschen feierlichen Moment der Einigkeit aus Respekt vor einer Lebensleistung. Deswegen aber mit großem Kaliber schießen und aus dem Rat ausziehen? Es wäre wohl besser gewesen, die Fraktionen hätten sich diese nicht nachvollziehbare Einzelmeinung schweigend angehört und dann einfach mit Ja gestimmt.

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