Pferdetherapie Pferde und Menschen helfen sich weiter
Roden · Wer will nicht einmal Teil eines Kinofilmes werden? Für die Pferdetherapeutin Jenny Becker ging das jetzt in Erfüllung. Sie und die Pferde sind Teil einer Dokumentation geworden.
. „Ich bin sehr stolz auf meine Freundin“, erklärt Jenny Becker, Pferdetherapeutin aus Roden. Sie ist immer noch überwältigt von der ausverkauften Vorführung des Dokumentarfilms „Der stille Kamerad“ beim Max Ophüls Festival im Januar in Saarbrücken. Langanhaltender Applaus, danach viele Fragen aus dem Publikum, die gab es für ihre Freundin Claudia Swierczek aus Berlin, aber auch für Regisseur Leonard Hollmann.
„Es ist ein ganz ehrlicher Film geworden, der alle berührt hat“, resümiert Jenny Becker. Nicht an vorderster Front, dafür im Hintergrund und mit viel Fachwissen hat die Saarlouiserin bei dem Werk mitgewirkt. „Es war für mich etwas ganz Besonderes, dass man die Menschen, aber auch die Pferde und das Gelände, die im Film eine Rolle spielen, so gut kennt. Zudem bin ich für den Film interviewt worden und mein Name ist im Abspann zu lesen“, erklärt sie.
Nicht weniger stolz ist Petra Jenal, Vorsitzende des Fördervereins Ehrensache auf ihre Pferdetherapeutin Jenny. „Jemand wie sie ist für unseren Verein ein riesiger Gewinn“, betont Jenal. Die beiden kennen sich schon etliche Jahre, sind über die Pferde zur Zusammenarbeit gekommen. „Wir können uns keine teuren Therapiepferde leisten, arbeiten mit Tieren, die man uns überlässt. Jenny bekommt sie alle wieder hin, sie sorgt dafür, dass unsere Kinder und Erwachsenen immer geeignete Pferde zur Therapie bekommen“, betont Jenal.
Eine langjährige Freundschaft pflegt die heute 40 Jahre alte Jenny Becker, die seit ihrer Kindheit so viel Zeit wie möglich mit den Pferden verbringt, mit Claudia Swierczek, die ursprünglich aus Püttlingen stammt. Während Jenny sich viele Jahre lang vor allem um das Seelenwohl der Tiere gekümmert hat, arbeitete ihre Freundin nach dem Studium der Erziehungswissenschaften und Psychologie als Therapeutin bei der Familienhilfe in Saarbrücken. „Ich konnte anfangs viel besser mit den Pferden als mit Menschen. Das musste ich erst lernen“, bekennt Jenny Becker.
Ihr erstes eigenes Pferd, ein Vollblut, hat ihre ganze Kraft herausgefordert. Doch statt konservativer Methoden wollte sie lieber die Körpersprache des Pferdes erlernen und eigene Wege finden. Schließlich begann Jenny im Saarland als „Pferdeflüsterin“ zu praktizieren, die Nachfrage war groß. „Und dann kam Claudia ins Spiel, meinte, ich solle doch mal pferdegestützte Therapie ausprobieren“, erinnert sich Becker. Die Elternzeit gab ihr Gelegenheit nachzudenken, sie übernahm die Stallungen in der Mühlenstraße in Roden und begann, Reitunterricht zu geben, therapierte weiter Pferde und bildete sich fort. Sie arbeitet mit Gruppen, gibt aber auch Einzelunterricht.
Beeindruckt war sie von der Idee ihrer Freundin, traumatisierten Soldaten diese Möglichkeit zu eröffnen. „Die Dreharbeiten liefen fast zwei Jahre. Es war nur ein Kameramann da, es gab kein großes Filmteam, alles ganz authentisch“, berichtet Becker. Herausgekommen, das sind sich Jenal und Becker einig, ist ein Film, der zu Herzen geht. „Ich bewundere Claudia dafür, wie sehr sie es zugelassen hat, auch ihr Seelenleben in den Fokus rückt“, sagt Jenny Becker. „Wir haben viel geweint, aber auch gelacht bei der Vorführung“, ergänzt Petra Jenal. „Sicher bin ich stolz, ein kleiner Teil des Films gewesen zu sein, doch die Hauptarbeit hatte Claudia. Sie und der Regisseur haben es absolut verdient, dass dieser Film schon bald in viele Kinos kommt“, sagt Jenny Becker abschließend.
Derzeit ist von dem 90-minütigen Dokumentarfilm „Der stille Kamerad“, der sich mit der pferdegestützten Traumatherapie von Soldaten der Bundeswehr beschäftigt, nur ein Trailer zu sehen. Weitere Informationen hierzu bei Facebook unter Stiller Kamerad – Dokumentarfilm @stillerkamerad