Konzert Organist sorgte für Konzert-Sternstunde

Saarlouis · Star-Organist Wayne Marshall trat zum 30-jährigen Geburtstag der Orgelweihe in der Lisdorfer Pfarrkirche auf.

 Wayne Marshall an der Mayer-Orgel in Lisdorf.

Wayne Marshall an der Mayer-Orgel in Lisdorf.

Foto: Harald Weiler

Vor einem Jahr hatte sich der weltweit gefragte Wayne Marshall (56) die Lisdorfer Orgel angesehen, ausprobiert und gesagt: „Die will ich spielen.“ Jetzt gab es den Anlass dazu: der 30. Tag der Orgelweihe zum Patronatsfest. Und der britische Organist, Pianist und Dirigent (unter anderem Chefdirigent des WDR-Funkhausorchesters und Organist an der Bridgewater Hall in Manchester) machte der Mayer-Orgel und seinen Liebhabern ein erlesenes Geburtstagsgeschenk mit einer Auswahl aus der französischen und österreichischen Romantik – mit Kompositionen von Charles Widor, Camille Saint-Säens und César Franck sowie Franz Schmidt.

Eine gewaltige Klangwelle eröffnet das Konzert, das die Besucher auf einer großen Videowand im Altarraum verfolgen können. Zu hören ist „Marcia“ aus der dritten Sinfonie von Widor, der kein Purist war, was die orchestralen Dimensionen seiner Hauptwerke angeht. Mit seinen mehrsätzigen Kompositionen begründete er die Gattung der Orgelsinfonie. So kann die Orgel gleich mächtig auftrumpfen. Sie kann aber auch – wie mit Saint-Säens‘ „Fantaisie Nr. 3 in C-Dur“ – schmeicheln, wenn Marshall mit schlanken, perlenden Tonfolgen begeistert. „Ein sehr feinsinniges, differenziertes Spiel mit Hang zu viel Klangfreude in der Registrierung, was sich in allen Werken zeigt – ein energetisches Spiel von höchster Virtuosität, immer mit Blick auf eine spannungsvolle, kompositorische Formdarstellung der einzelnen Stücke“, sagt der Kenner, Organist Armin Lamar, und meint damit das ganze Programm.

Herauszuheben sind dennoch die zwei Werke des Österreichers Schmidt: Zum einen die von jedem Organisten gefürchtete „Toccata in C-Dur“, die Marshall mit der größtmöglichen Leichtigkeit und spielerischer Souveränität vorträgt, zum anderen die „Variationen und Fuge über ein eigenes Thema in D-Dur“ (aus der Oper „Fredigundis“) – eine Variationenreihe, die alle Facetten orgeltypischer Ausdrucksmöglichkeiten aufweist. Man staunt über die imponierende Plastizität ebenso wie über die Nuanciertheit selbst in aufgetürmten Klangkuppeln. Es ist faszinierend, dem Meister beim Spiel an der Orgel zuzusehen.

Höhepunkt des Konzerts ist die angekündigte „Improvisation“. Was Marshall aus dem Stehgreif zu erfinden und nach allen Regeln der Kunst durchzuführen weiß – man muss es gehört und gesehen haben. In seiner prägnanten, durch und durch tonalen, aber harmonisch stark erweiterten Tonsprache stellt er das „Tedeum laudamus“ und, passend zum Geburtstag der Lisdorfer Orgel, das bekannte „Happy birthday“ gegeneinander, zwei Themen, die sich mit den klanglichen Mitteln der Orgel und der unerhörten Virtuosität und Kenntnis der Kompositionstechniken von Wayne Marshall aufs Vollkommenste verbinden – ein aufwühlendes, mit vielen Klangeffekten angereichertes Orgelfeuerwerk, geprägt von der hohen Kunst der motivischen Arbeit. Auch der neue Zimbelstern ist plötzlich zu hören.

Das Publikum zeigt sich begeistert. Ein Orgelabend, der mit Sicherheit zu den Sternstunden der Lisdorfer Konzerte zu zählen ist.

In seiner Zugabe verarbeitet Marshall das Thema „I got Rhythm, I got Music“, in dem Gershwin meisterhaft viele Elemente des Jazz verpackt hat.

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