Frauen Offen sein für neue Themen und Denkweisen

Saarlouis · Seit 40 Jahren gibt es in Saarlouis einen Gesprächskreis, in dem aufgeschlossene Frauen Themen diskutieren, die durchaus eine gewisse Brisanz haben.

 Im Gesprächskreis wird auch bei heiklen Themen kein Blatt vor den Mund genommen.

Im Gesprächskreis wird auch bei heiklen Themen kein Blatt vor den Mund genommen.

Foto: Johannes A. Bodwing

„Uns vom Leben berühren zu lassen“, stellte Geerte Diegmann das Motto des Gesprächskreises „Aktueller Vormittag für die Frau“ dar. 1978 rief sie diese Gruppe ins Leben, an der sich etwa 15 aufgeschlossene Frauen beteiligten. Viele von ihnen sind auch darüber hinaus engagiert, beispielsweise als helfende Grüne Damen in Krankenhäusern, in Hospizen oder in Künstlergruppen.

Neugierde und Tatkraft zeichne die Teilnehmerinnen aus, fasste Diegmann zusammen. 1978 waren das wichtige Eigenschaften für den Aufbruch in neue Themen und Denkweisen. In einer Zeit, in der selbstbewusste Frauen als Emanzen im negativen Sinne bezeichnet wurden. „Damals konnten Männer noch das Konto ihrer Ehefrau kündigen“, erinnerte sich Edith Vorhauer. „Wir waren vollauf begeistert“, sagte Vorhauer über die neuen Facetten, die sich aus dem Frauenkreis ergaben.

„Eines unserer ersten Themen war, ob Kinder als Junge oder Mädchen auf die Welt kommen.“ Die Treffen waren alle 14 Tage vormittags, wenn die Kinder in der Schule waren, im früheren evangelischen Gemeindezentrum auf dem Steinrausch. Vor zwei Jahren erfolgte der Umzug ins Pfarrheim gegenüber dem Landratsamt Saarlouis. Heute finden die Treffen einmal im Monat statt. 40 Jahre Diskussionen und neue Einblicke feierten zehn der Frauen zu Beginn der Sommerferien im Pfarrgarten. Mit alten Fotos und Erinnerungen an Teilnehmerinnen, die längst woanders wohnen oder verstorben sind. Eingefahrene Rollen überdenken und, wenn notwendig, verändern. Das nannte Diegmann als einen wesentlichen Aspekt des Frauenkreises.

Die etwa 15 Teilnehmerinnen beschäftigten sich unter anderen mit Themen aus Literatur, Philosophie, Politik und Soziologie. Aber alles auf verständlichem Niveau, machte Diegmann deutlich. In den Anfangsjahren waren die Frauen etwa 30 bis 40 Jahre alt, heute sind die ältesten 80. „Aber die sind immer noch so interessiert“, stellte Diegmann zufrieden fest.

1991 gab sie aus beruflichen Gründen die Leitung ab. Ihr folgten Renate Weper, Luise Dahm und Gerda Linke. Linke ist seit 1995 Leiterin, sie organisiert und wählt bis heute die Themen der Treffen. Referenten stellen die wesentlichen Informationen bereit, in Diskussionen geht es um Details und eigene Lebenserfahrungen. „Dann kam ich nach Hause und hatte den Rücken gestärkt“, sagte Edith Vorhauer über den positiven Effekt solcher Gesprächsrunden. Das habe Mut gemacht in Zeiten, in denen Schwiegermütter meinten, „Frauen in der Politik geht gar nicht“.

Der aktuelle Vormittag für die Frau findet jeweils am zweiten Dienstag eines Monats statt, im Saal des evangelischen Pfarrheims Saarlouis, 9.15 Uhr bis 11 Uhr.

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