Nacht der Kirchen „Niemand soll sich ausgeschlossen fühlen“

Kreis Saarlouis · Zehn Kirchen im Kreis laden am Pfingstsonntag zur „Nacht der Kirchen“ ein. Kirchenräume können verfremdet erlebt werden.

 Das Spiel mit dem Licht im Dunkeln gehört zur „Nacht der Kirchen“, hier in Siersburg.

Das Spiel mit dem Licht im Dunkeln gehört zur „Nacht der Kirchen“, hier in Siersburg.

Foto: Molitor

„Ich glaube, dass viele Menschen in diesen Nächten spüren, dass – passend zu Pfingsten – ein frischer und lebendiger Geist durch die Mauern unserer Kirchen weht.“ Sagt der evangelische Pfarrer von Dillingen, Martin Ufer, zur „Nacht der Kirchen“ 2018 am Pfingstsonntag, 20. Mai. Im Dunkel des Abends findet in den meisten der 47 geöffneten Kirchen im Saarland, zehn davon im Kreis Saarlouis, statt, was sonst in den Kirchengebäuden nicht stattfindet: Musicals, ganz freier Umgang mit Bibeltexten, Loriot, Mundart, Saxophon, gemütliches Zusammensein und im Saardom in Dillingen auch meditative Entspannung.

Im Landkreis machen Kirchen mit in Dillingen, Diefflen, Lebach, Saarlouis, Rehlingen-Siersburg und Schaffhausen. 2018 erstmals nicht dabei ist die Pfarrkirche St. Ludwig in Saarlouis. Pfarrer Frank Kleinjohann: „Wir begrüßen die Nacht der Kirchen sehr und freuen uns auf die vielen Angebote.“ Aber: „Bei uns hat sich eine Teilnahme dieses Jahr einfach nicht ergeben.“

Wie zu allen anderen Kirchen auch öffnet sich die Tür zur Kapelle des Marienhausklinikum in Saarlouis um 20 Uhr für Besucher. Die Klinik-Kapelle sei ohnehin ein „Ort der Begegnung“, sagt Kordula Wilhelm-Boos, Pastoralreferentin im ökumenischen Seelsorgsteam der Klinik. In dieser Nacht der Kirchen zusätzlich farbig ausgeleuchtet. Schon die Vorbereitung der Nacht habe alle Ebenen und Gruppen in der Klinik inklusive Förderverein zusammengebracht.

„Wir verstehen diese Nacht nicht bloß intern“, unterstreicht Wilhelm-Boos. Die Nacht der Kirchen rechnet überall mit Besuchern jeglichen Interesses. „Jeder und jede ist eingeladen, es ist ein schöner kleiner Kirchenraum.“

Das kommt offenbar an: Bei vier solcher Nächte war die Klinik-Kapelle dabei, „es wurden immer mehr Besucher, im letzten Jahr waren es bis zu 200.“ Nicht zuletzt sind Kapelle und Seelsorgsteam nicht Bestandteil der Pfarreienreformen des Bistums: Sie bleiben also. Und ökumenisch versteht sich der Ort sowieso.

Auch die evangelische Kirchengemeinde Dillingen beteiligt sich von Anfang an an der Nacht der Kirchen. Pfarrer Ufer: „Reizvoll war für mich und das Vorbereitungsteam zunächst die Herausforderung, Kirche im Allgemeinen und unsere Gemeinde im Speziellen aus einem ungewohnten Blickwinkel zu präsentieren und vielleicht auch selbst neu kennenzulernen. Dass das in der Nacht geschieht, verstärkt unserer Meinung nach diese besondere Wahrnehmung noch.“ Ufer unterstreicht weiter: „Der gemeinschaftsstiftende und einladende Charakter der Nacht der Kirchen steht in unserer Gemeinde inzwischen im Mittelpunkt. Niemand soll sich bei unseren Angeboten ausgeschlossen fühlen.“

Jede Kirche, die bei der Nacht mitmacht, hat ein Programm vorbereitet. Es ist bunt, aber es bleibt im weiten religiösen Rahmen. Ufer in Dillingen: „Traditionell ermöglichen wir unseren Besuchern eine niederschwellige Begegnung mit Themen des christlichen Glaubens. Leitend ist dabei die Frage: „Was hat das eigentlich mit mir zu tun?“ Dabei hat die ökumenische Verbundenheit für uns einen besonderen Stellenwert. In Dillingen sind auf diese Weise einige gute und nachhaltige Kontakte entstanden.“

Der evangelische Saarlouiser Stadtpfarrer Jörg Beckers erinnert sich an vergangene Nächte der Kirchen: „Die Musik dringt nach draußen und lädt zu einem tollen Programm mit interessanten Künstlern ein. Wir machen bei der Nacht der Kirchen mit, weil man die Kirche in einer anderen Intensität kennenlernen kann als am Morgen, wenn wir Gottesdienst feiern. Ich bin überzeugt, dass dieser Ort Menschen gut tut. Unsere evangelische Kirche ist kein heiliger Ort, aber sie ist so gestaltet, dass Menschen sich dort wohl fühlen können und willkommen wissen. Darin lebt etwas vom Geist Gottes auf, der uns an Pfingsten geschenkt worden ist.“

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