Turmuhr Neue Zifferblätter für die Kirchenuhr

Saarlouis · Die Evangelische Kirche in Saarlouis wird bis Mitte Oktober renoviert. Neben der Turmuhr wurden jüngst auch die Schallläden vor den Glocken erneuert.

 Fachmann Ralf Janke montiert die Zeiger an einem der vier Zifferblätter der Evangelischen Kirche.

Fachmann Ralf Janke montiert die Zeiger an einem der vier Zifferblätter der Evangelischen Kirche.

Foto: Johannes A. Bodwing

Noch verborgen hinter Gerüststangen und Schutzhüllen sind die vier neuen Zifferblätter der Evangelischen Kirche in Saarlouis. Angeschraubt wurden sie in einer Höhe von etwa 30 Metern und anschließend mit einem neuen Antrieb verbunden.

Die aus eloxiertem Aluminium gefertigten Scheiben ersetzen Vorgänger aus Kupferblech, die im Juni abmontiert wurden. Rund 2,5 Meter beträgt der Durchmesser, der Minutenzeiger ist etwa halb so groß, der Stundenzeiger um die achtzig Zentimeter lang. Dunkelblau sind die Zifferblätter, darauf wurden mit Blattgold belegte römische Ziffern geschraubt.

„Das ist schon etwas ungewöhnlich“, sagt Ralf Janke vom 1862 gegründeten Turmuhrenbau „Hörz“ im bayerischen Biberach. Denn oft seien die Ziffern nur aufgemalt.

Eine Besonderheit von Turmuhren ist die vierte Stunde. Statt der römischen IV findet sich dort eine IIII. Begründet wird das damit, dass so ein optisches Gleichgewicht mit der gegenüber liegenden VIII entsteht. Während die früheren Zifferblätter der Evangelischen Kirche noch komplette Scheiben waren, bestehen die neuen aus je zwei Hälften. Das habe beim Zurechtschneiden weniger Materialverlust verursacht, erklärt Janke. Beide Hälften wurden vor Ort so zusammengeschraubt, dass die obere überlappt. So gelangt kein Wasser nach innen.

Auch den Antrieb der Zeiger hat die Fachfirma erneuert. Der stammte womöglich noch aus der Anfangszeit der Kirche, die im Jahr 1906 eingeweiht wurde. Hinter jedem Zifferblatt befindet sich im Turm ein eigener Motor. Alle vier wurden nun ausgetauscht, die Zeitanzeige selbst wird seit etlichen Jahren von einer zentralen Steuereinheit unten im Turmeingang reguliert.

Die neuen Zifferblätter und Zeiger sind Teil größerer Renovierungen infolge Kriegsschäden von 1944/45. Nach dem Krieg waren sie schnell mit Beton oder Mörtel repariert worden. Jetzt werden die bröckelnden Stellen sowie die Balkone an den Türmen von einer französischen Firma mit passgenauen Sandsteinstücken saniert.

Auffällig sind später nicht nur die neuen Zifferblätter. Auch die alten Schallläden vor den Glocken wurden erneuert. Früher waren dort dicke Lamellen aus Schieferplatten, jetzt sind es 13 bis 14 dicke Eichenbretter auf einer Höhe von etwa sechs Metern und rund 1,5 Metern Breite.

Die alten Lamellen hatten Abstände von etwa 50 Zentimetern und lenkten den Schall der Glocken schräg nach unten. Jetzt sind es nur noch etwa zwei Zentimeter große Öffnungen. Das wird die Lautstärke der im August eingebauten fünf gebrauchten Glocken dämpfen.

Der Abbau des Gerüstes ist für etwa Mitte Oktober geplant. Dann sollen im Erdgeschoss des Turmes noch die kleinen Kirchenfenster ausgetauscht werden. Die gesamte Maßnahme wird auf einige Hunderttausend Euro geschätzt. Diesen Betrag bezahlt die evangelische Gemeinde ohne Zuschüsse.

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