Netz gegen Altersarmut

Ensdorf/Saarlouis. Der katholische Wohlfahrtsverband Caritas im Dekanat Saarlouis will sich der Altersarmut vor Ort stärker stellen, indem er seine Möglichkeiten offensiv mit engagierten Katholiken in den Pfarreien selbst verzahnt. Das hat die Fachkonferenz des Dekanates beschlossen

 Josefine Gerstner, die Caritas-Beauftragte Waltraut Sausner, Diakon Manfred Debong und Renate Rhein (von links). Foto: SZ

Josefine Gerstner, die Caritas-Beauftragte Waltraut Sausner, Diakon Manfred Debong und Renate Rhein (von links). Foto: SZ

Ensdorf/Saarlouis. Der katholische Wohlfahrtsverband Caritas im Dekanat Saarlouis will sich der Altersarmut vor Ort stärker stellen, indem er seine Möglichkeiten offensiv mit engagierten Katholiken in den Pfarreien selbst verzahnt. Das hat die Fachkonferenz des Dekanates beschlossen. Wie das aussehen kann, erläuterten Dekanatsreferent Rolf Friedsam, die Referentin für Gemeinde-Caritas Ingeborg Paproth-Leinen und der Ensdorfer Diakon Manfred Debong. Bedürftige am PfarrhausImmer wieder seien Bedürftige am Ensdorfer Pfarrhaus erschienen. "Wir sahen bald, dass es nicht reichte, ihnen einen Euro in die Hand zu drücken", sagte Debong. Er ist ständiger Diakon mit Hauptberuf Ingenieur. Da seien zunächst drei Familien am Rande des Existenzminimums gewesen. Für sie hätten Helfer in Geschäften um Lebensmittel gebeten, die nicht mehr verkäuflich seien. Daraus habe sich unter Leitung von Waltraud Sausner mehr entwickelt. In einer früheren Garage treffen sich heute einmal in der Woche Mitglieder von 25 Familien. Ihre soziale Lage sei geprüft, sie seien bedürftig, sagte Debong. Fünf Helferinnen würden unmittelbar vorher die Geschäfte abfahren und Lebensmittelpakete packen. Sie nehmen auch mal Jugendliche aus der Firmgruppe mit. Die Pakete kämen 330 Menschen zu Gute, von denen 80 über 65 Jahre alt seien. Eine "Tafel" sei das nicht, betonten Debong und Paproth-Leinen. Der Kreis sowohl der Helfer als auch der Bedürftigen kenne sich, "da ist eine Gemeinschaft entstanden". Ob die Zahl der bedürftigen alten Menschen steige, oder ob sich einfach immer mehr meldeten, vermag Debong nicht zu überblicken. Wohl aber: viele bittere Situationen. Etwa wenn Ältere, die 30, 40 Jahre lang im Sonntagsgottesdienst einen Beitrag in den Klingelbeutel warfen, heute nicht mehr wüssten, wie sie leben sollten. Mit 450 Euro Rente. Ohne Wissen, was ihnen zusteht. Oder weil sie für den Hausbau ihrer Kinder bürgten und zahlen mussten. "Das kommt oft vor. Manche wurden tatsächlich obdachlos" berichtet Paproth-Leinen. "Da reicht es oft nicht für die zehn Euro beim Arztbesuch oder für die Bus-Fahrkarte zur Tafel in Saarlouis." Zum wöchentlichen Treffen kämen sie zu Fuß. Es reiche dann auch nicht für "den Wiener beim Seniorentreff". Auch nicht für Trauerkleidung. Bei den Treffen, bei Hausbesuchen, redet Debong mit den Menschen. Und erfährt von Nöten, auf die die Caritas eine Antwort hätte, an die sich die Älteren von sich aus aber nicht wenden würden. Kontakte herstellenDa kann er Kontakte herstellen: genau so stellt sich die Caritas die Vernetzung mit den Pfarrgemeinden vor. Voraussetzung dazu, so formulierte Rolf Friedsam, sind die Christen am Ort: "Die Christen in der Nachbarschaft sind doch die ersten Seelsorger."

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