Sicherheit für Kinder Kamera und mehr Licht sollen Müllwagen sicherer machen

Saarlouis · Kann man etwas tun, um Unfälle zu vermeiden wie den kürzlich in Friedrichsthal, bei dem ein Neunjähriger von einem Müllwagen tödlich verletzt wurde? Die Frage bewegt Müllfahrer in Saarlouis. Jetzt trafen sie sich, um Vorschläge zu machen.

 Besatzungen von Müllautos beim NBS in Saarlouis (von links): Stefan Müller, Karl-Heinz Herber, Andreas Teppe, Thomas Wasser, Erich Becker, Hermann Josef Bohne, Michael Junk, Karl-Heinz Hoffmann, Manfred Pusche.

Besatzungen von Müllautos beim NBS in Saarlouis (von links): Stefan Müller, Karl-Heinz Herber, Andreas Teppe, Thomas Wasser, Erich Becker, Hermann Josef Bohne, Michael Junk, Karl-Heinz Hoffmann, Manfred Pusche.

Foto: Thomas Seeber

Angst haben sie nicht, sagen sie, die Müllfahrer und die Lader des Neuen Betriebshofes Saarlouis (NBS). Aber es ist für sie ein Thema: Vor drei Wochen starb ein Neunjähriger in Friedrichsthal unter den Hinterreifen eines Müllwagens. Der Fahrer hatte ihn an diesem frühen Donnerstagmorgen nicht gesehen, und der Lader auch nicht. In Essen und im bayerische Erding gab es ähnliche tödliche Unfälle

Was man tun könnte, damit so etwas nicht passiert, darüber diskutierten sie jetzt. Erste Antwort: Nicht viel. Man kann nicht allzu viel dagegen tun, weil solche Unfälle auch stark vom Verhalten in diesem Fall von Kindern und Jugendlichen abhängen. Solche Einschätzungen sind wichtig, sagt der Chef der für Müll und Straßen zuständigen Abteilung beim NBS, Stefan Müller. „Die müssen es wissen. Das geht nicht am grünen Tisch, das sieht man nur vor Ort.“

Vier Stammfahrer und sechs Stammlader sammeln den Müll in den fünf weißen Müllautos in Saarlouis, fahren Kehrmaschinen und im Winterdienst. Hinzu kommen Beschäftigte, die gelegentlich fahren und mitfahren. Neben diesen Autos mit SLS-NB-Nummernschildern fahren für einzelne Aufgaben auch Private im Auftrag der Stadt, ebenfalls mit weißen Autos.

Mehr Lampen am Auto

Schnell wird in der Runde im NBS-Chefzimmer klar: Die Praktiker sind für eine bessere Beleuchtung der Fahrzeuge. Aber wo? An den Seiten, etwas höher oder tiefer, gut wäre vor den Zwillingsreifen, sagt Thomas Wasser. Die Lampen sollten mit dem Einlegen des Rückwartsganges angehen, sagen andere. Müller: Blendet eine solche Beleuchtung nicht? Jedenfalls: Rundum ausleuchten, im unteren Wagenbereich, das finden die Praktiker nützlich.

Müller bringt einen zweiten Vorschlag ins Spiel. „360-Grad-Kamera, was haltet ihr davon?“ Das finden die meisten nützlich. Josef Bohne warnt: „Ich weiß nicht. Man kann sich nicht immer auf den Sensor verlassen. Aber man verlässt sich eben mit der Zeit doch drauf.“ Es wird diskutiert, welcher Typ Sewnsor wo verbaut wird, ob es besser ist, wenn der Sensor den Wagen stoppt, sobald er eine Bewegung erfasst - oder eben nicht. Jetzt wird ein solches System, das nachzurüsten nicht gerade billig ist, getestet.

Nächstes Problem: Rückwärtsfahren, vor allem in Baustellen. Darüber ärgern sich die Fahrer besonders. Andreas Kepper nennt Einbahnstraßen und Baustellen, in denen der Wagen rückwärts reinfährt, obwohl das nicht sein müsste. Wenn Mülltonnen anders stünden oder Baumaterial nicht unsinnig abgeladen würde. Da müssten Bauunternehmen was ändern, sagen die Müll-Leute. „Gehen wir an“, versichert Müller.

Und dann sind da die eigenen Leute

Dann sind da die eigenen Leute, auf die man achten müsse, findet auch die Belegschaft. Der Lader hinten am Fahrzeug dürfe nicht Stöpsel in beiden Ohren haben, fordern sie selbst. Stimmt, meint Müller, einer geht, zwei aber auf keinen Fall. Aufs Handy starren auch nicht. Da werde man jetzt strenger reagieren. 800 Mülltonnen bewegt so ein Lader am Tag.

Das alles sind Maßnahmen, die in der Hauptsache dazu dienen, dem Fehlverhalten anderer Verkehrsteilnehmer zu begegnen. Doch: Wenn Schüler morgens im Dunkeln mit dunkler Kleidung fahren, Stöpsel in den Ohren, das Rad nicht oder unzureichend beleuchtet, manchmal noch „das Handy vor dem Gesicht“, sagen sie - „da wirst du nichts ändern können“, sagen. „Da sind wir die Dummen.“

Mehr Rücksicht, das wünschen sich die Müllfahrer und ihre Lader, auch von den Großen. Den Autofahrern, zum Beispiel. Wenn die am Müllwagen nicht vorbeikämen, würden viele von ihnen sofort aggressiv, sagen Erich Becker und die anderen „viel mehr als früher“. Hupen, Schimpfen, über den Bordstein fahren, eine Mülltone umfahren, wenn es sein muss. Alltag. „Alles immer auf den letzten Drücker. Sogar auf dem Weg zum Bäcker, wenn man Brötchen kaufen will.“

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