Müssen sie wirklich so abtreten?

Saarlouis · Das „Saarlouiser Bühnchen“ hat stets ausverkaufte Vorstellungen. Es hat sein Publikum, aber künftig kein Zuhause mehr, keine Bühne und keinen Lagerraum. Wer rettet die Truppe vor der Auflösung?

 Falsche Richtung: Das Ensemble des „Saarlouiser Bühnchen“ verlässt die leere Bühne des Pfarrheims St. Josef. Am liebsten würden sie (von links: Ilka Sauer, Cosima Dorn, Armin Kirsch, Stefan Katgely und Peter Just, Klaudia Achenbach-Wege ist noch unterwegs) umkehren und auf dieser Bühne weitermachen. Aber es geht nicht. Eine neue muss her. Foto: Hartmann Jenal

Falsche Richtung: Das Ensemble des „Saarlouiser Bühnchen“ verlässt die leere Bühne des Pfarrheims St. Josef. Am liebsten würden sie (von links: Ilka Sauer, Cosima Dorn, Armin Kirsch, Stefan Katgely und Peter Just, Klaudia Achenbach-Wege ist noch unterwegs) umkehren und auf dieser Bühne weitermachen. Aber es geht nicht. Eine neue muss her. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

"Jeder Besucher hat die Einrichtung im sauberen Zustand zu verlassen", liest man auf einem Zettel, den ein Hausmeister an die Eingangstür geheftet hat. Die Sechs, die sich hinter der Tür treffen, werden die "Einrichtung" gleich verlassen, zum letzten Mal. Es ist der schlichte Saal des Pfarrheims St. Josef in Fraulautern, leer jetzt und vorne eine Bühne. Seit ungefähr zehn Jahren Heimat des "Saarlouiser Bühnchens". Wie fotografiert man jetzt, dass die kleine Theatertruppe heimatlos wird? Flugs holen sie aus dem Fundus im Keller Koffer und Kinderwagen und mimen den traurigen Auszug auf der leeren Bühne. Der Pressefotograf hat sein Bild.

Die Pfarrgemeinde, berichtet Regisseur Peter Just, lege das Gebäude still. Das Bühnchen verliert seine Bühne. Es sucht nun dringend eine neue Bleibe. Just: "Eine Bühne, auf der wir unsere Stücke spielen können, und einen Raum für den Fundus dazu." Proben wäre auch nicht schlecht. Zuletzt alle zwei Jahre, davor einmal im Jahr hat das "Bühnchen" ein Stück inszeniert. Jeweils fünf, sechs Aufführungen, fast jede Vorstellung ausverkauft. Genau dafür braucht es jetzt Ersatz. Bis zu 120 Leute passten ins Josefsheim. "Der Vorname" hieß die letzte Aufführung dort.

Das Bühnchen heißt so seit 2004, gegründet wurde es 2001 als "Saarlouiser Bühne" als Nachfahrin des legendären Saarlouiser "Stattheaters". Das Ensemble setzt sich aus Saarlouisern und Nicht-Saarlouisern zusammen. Manche wie Ilka Sauer und Cosima Dorn lernten die Truppe als Zuschauer kennen, bevor sie selbst mitmachten. "Ich wollte höchstens als Stehlampe auf die Bühne", erinnert sich Dorn, und der Rest der Truppe lacht. Weil es stimmt. Die Laune haben sie sich bislang nicht verderben lassen. Den Gedanken, ohne Bühne werde die private Truppe ja aufgelöst, schieben sie beiseite. "Wir würden uns fürchterlich vermissen", sagt Ilka Sauer voraus. "Jedenfalls in ein paar Jahren", präzisiert Just trocken. Aber hängende Ohren sind ihre Sache nun mal nicht. Drum bekräftigen sie auch jetzt: Neue Leute in der Truppe sind jederzeit gern gesehen.

Wer hat eine Idee für eine neue Heimat des Saarlouiser Bühnchens? Bitte melden bei Stefan Katgely unter Telefon (0 68 31) 488 97 58 oder

E-Mail: Cosima.Dorn@gmx.net.

Meinung:

Kein Auftrittohne Bretter

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

Eine Stunde zusammen mit der Bühnchen-Truppe - und sei es zu deren wiederkehrendem Hähnchen essen - und man weiß, was wir hier in Saarlouis noch nicht genug haben: selbstbewusste, offene Akteure der Kulturszene, Kleinkunst-Gruppen, denen man sich anschließen kann, die machen, was ihnen und dem Publikum gefällt, und das auch noch gut. Existenz und Erfolg solcher kleiner Gruppen für Theater, Kleinkunst, Kabarett hängen am Ort. Wo keine Bretter sind, kann niemand auftreten. Und wo kein Platz ist, passt kein Publikum hin. Die Grüppchen bleiben im Schatten des Theaters am Ring, also eher vergessen.

Vielleicht findet sich ja eine Kirchengemeinde, ein Verein, vielleicht gar ein privater Unternehmer, der Herz und Platz dafür hat.

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