Besuch Martin Schulz macht auf jeden Fall neugierig

Saarlouis · Starren auf Martin Schulz, alles wartet: Auch auf dem Kleinen Markt in Saarlouis, als der SPD-Kanzlerkandidat zu seinem Wahlkampfauftritt im Saarland erscheint. Kommt da noch was? Der große Wahlkampf-Kracher? Martin Schulz bleibt aber, wie er ist: lauter Alternativen bei Detailthemen, aber sie zur großen Alternative zusammenzusetzen, das überlässt Schulz seinem Publikum. Auch am Samstag in Saarlouis. Aber es wird ein gute-Laune-Event für die Zuhörer. Bis zu 1000 Leute hören Schulz zu, schätzt die Polizei.

Was man so macht am Samstag Vormittag in Saarlouis: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz war beim Friseur. Zehn Minuten später hielt er auf dem Kleinen Markt seine wichtigste Wahlkampfrede im Saarland.

Was man so macht am Samstag Vormittag in Saarlouis: SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz war beim Friseur. Zehn Minuten später hielt er auf dem Kleinen Markt seine wichtigste Wahlkampfrede im Saarland.

Foto: Thomas Seeber

Nur Verbissene lächeln nicht, als die Moderatorin auf der Bühne einen Fetzen blauen Himmel zu Beginn als „Es ist Kanzlerwetter“ bejubelt – und der Regen postwendend sozusagen aus allen Wolken fällt. Es gießt, als die Band „2. Chance Saarland“ emmestauglich auf emmestauglicher Großbühne spielt. Später wird Schulz sagen: „Ich weiß, mit dem Regenschirm ist das Scheiße mit dem Klatschen.“ Sein Tipp: rauf und runter mit dem Schirm. Das amüsiert, auch wenn’s kaum einer macht. Immerhin: Schulz trotzt dem Regen, er kam sogar ohne Schirm heran. Und seine Zuhörer lassen ihn nicht im Regen stehen.

Die Schirme vermitteln den Eindruck einer Menschenmenge dichter als sie wirklich ist. Der Platz ist zu einem guten Drittel gefüllt, vielleicht die Hälfte sind Genossen.

Nicht jeder grinst gleich, als er diese seltsamen SPD-Plakate sieht: Wir geben auf, steht darauf, ein Bild von Oskar Lafontaine, drunter steht „Martin Schulz“. Täuschend echt, aber es sind Spaßvögel, die die Plakate hoch halten.

Überhaupt: Man sieht nicht nur SPD-Anhänger. Auch Windkraftgegner mit Plakaten, man sieht FDP-Landeschef Oliver Luksic im Publikum, den Grünen Hubert Ulrich, CDU-Landtagsabgeordnete. Schulz macht neugierig.

Mit Saarlouis sei er verbunden sagt Schulz. Warum, das erzählt er leider nicht. Vielleicht, weil ihm ein Saarlouiser Friseur gerade den Bart gestutzt hat? Den Bart, das fehlende Abi und sein Brillengestell machten ihm manche Medien zum Vorwurf. Das erzeuge den Charme eines Eisenbahnschaffners oder eines Sparkassenangestellten, zitiert Schulz. Aber: Was bitte sei schlecht an einem Sparkassenangestellten? Die Lacher sind ihm sicher. Nach 45 Minuten geht Schulz wieder. Mit Ungeduld hatte ihn der neue CDU-Landtagsabgeordnete Marc Speicher erwartet. „Letztes Mal, als er in Saarlouis war, haben wir die Wahl drei Tage später gewonnen.“ CDU-Kollege Georg Jungmann stößt fröhlich dazu. „Bin ich froh, dass der da ist. Letztes Mal haben wir kurz darauf die Landtagswahl gewonnen.“ Das hört Martin Schulz natürlich nicht. Aber als er den Kleinen Markt verlässt, braucht er keinen Schirm.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort