Kinder Wenn „einfach alles“ am besten gefällt

Saarlouis · Großer Andrang beim Familienaktionstag: Wann kann man sonst mitten auf dem Großen Markt am Lagerfeuer sitzen oder Taucher beobachten?

 Ein Taucher im Marienbrunnen, mitten auf dem Großen Markt? Das gibt es nur beim Familienaktionstag: Die Polizistin Alisha Grell hilft dem Polizeitaucher Nico Schuhmacher beim Vorbereiten zum ungewöhnlichen Tauchgang vor Publikum.

Ein Taucher im Marienbrunnen, mitten auf dem Großen Markt? Das gibt es nur beim Familienaktionstag: Die Polizistin Alisha Grell hilft dem Polizeitaucher Nico Schuhmacher beim Vorbereiten zum ungewöhnlichen Tauchgang vor Publikum.

Foto: Thomas Seeber

Mit dem Glockengeläut aus St. Ludwig strömen um10 Uhr aus allen Richtungen aufgeregte Kinder auf den Großen Markt: Etliche Kita-Gruppen und Schulklassen aus der Stadt Saarlouis und aus den umliegenden Gemeinden besuchen jedes Jahr den großen Familienaktionstag im Rahmen der Saarlouiser Woche. „Wir sind sehr froh über das Angebot der KVS, uns kostenlos herzubringen“, sagt Grundschullehrer Peter Goralik, der mit seinem Kollegen Johannes Wolf über den Platz schlendert und die Kinder im Auge behält; sie sind mit allen Klassen ihrer Grundschule St. Bonifatius aus Überherrn gekommen. „Für die Kinder ist das echt toll hier.“

Die Hilfsdienste THW, Feuerwehr, DRK, Malteser und die Polizei sowie etliche soziale Institutionen aus der Stadt gestalten jedes Jahr ein buntes und kostenloses Programm zum Mitmachen für jedes Alter: Basteln, T-Shirts bemalen, Ketten auffädeln, Kronen und Blumentöpfe bekleben ist an den langen Tischen möglich, an denen sich von morgens bis zum Nachmittag die Kinder drängen.

 Beim THW wurde am großen Familienaktionstag in Saarlouis kräftig gesägt, gehämmert und gewerkelt.

Beim THW wurde am großen Familienaktionstag in Saarlouis kräftig gesägt, gehämmert und gewerkelt.

Foto: Sascha Schmidt/Stadt Saarlouis
 Polizist Ernesto Hoffmann zeigt dem kleinen Maximilian Resch das Polizeimotorrad, auf dem die Kinder auch mal Probesitzen dürfen.

Polizist Ernesto Hoffmann zeigt dem kleinen Maximilian Resch das Polizeimotorrad, auf dem die Kinder auch mal Probesitzen dürfen.

Foto: Thomas Seeber

Gut 200 Luftballons hat am Vormittag schon das Team der AWO vom Sozialpädagogischen Netzwerk verteilt, berichtet Sandra Hein: „Der Andrang ist sehr groß!“ Eine Schatzsuche bietet etwa der Unicef-Stand an, „Farbschleuder“-Bilder die AWO. Am Stand des Lokalen Bündnis Saarlouis dürfen die Kinder kleine Schilder gestalten zum Thema „Was ich mir in Saarlouis wünsche“: Eine „Trampolinschaukel“ ist da etwa zu lesen, „Große Plätze ohne Autos“ oder „ein Insektenhotel“. „Die werden auf jeden Fall noch ausgestellt“, versichert Sigrid Gehl vom Lokalen Bündnis.

Im Marienbrunnen steht plötzlich ein Taucher in voller Montur – die Polizeitaucher führen heute ihre Ausrüstung vor. Bei der Jugendfeuerwehr dürfen die größeren Kinder Stockbrot am Feuer backen, die Kleineren mal im großen Einsatzwagen Probesitzen. Beim THW wird mit Säge und Hammer hantiert, natürlich unter fachgerechter Anleitung; beim Bau einer Robinson-Brücke wird getüftelt. Im Bobby-Car-Fuhrpark des Kinder-, Jugend- und Familienhauses haben die Kleinsten ihren Spaß. Dazwischen zieht der Fanfarenzug Ensdorf eine Runde über den gut gefüllten Platz – ein buntes und fröhliches Treiben.

 Kurze Pause zwischen vielen Aktionen: Gespannt erwarten die Kinder den nächsten Punkt im Bühnenprogramm des Familienaktionstags in Saarlouis.

Kurze Pause zwischen vielen Aktionen: Gespannt erwarten die Kinder den nächsten Punkt im Bühnenprogramm des Familienaktionstags in Saarlouis.

Foto: Sascha Schmidt/Stadt Saarlouis
 Rabe Rudi begrüßte die Kinder, hier am Wünschewagen des ASB.

Rabe Rudi begrüßte die Kinder, hier am Wünschewagen des ASB.

Foto: Nicole Bastong

Das Mitmach-Programm mit Rabe Rudi und Siebenstein, bekannt aus der ZDF-Sendung, kommt ebenfalls gut an, vor der Bühne hat sich eine große Traube Kinder und Erwachsene versammelt. „Die Musik kommt bei unseren Erwachsenen besonders gut an“, berichtet Heilerzieherin Judith Tabales, die mit einer Gruppe aus der Tagesförderstätte der Lebenshilfe Saarwellingen gekommen ist, „aber alles mit Blaulicht ist ebenfalls beliebt.“

Das kann auch Christian Wirth, Stadtbeauftragter der Malteser Saarlouis, bestätigen: Bei der Malteser-Jugend dürfen Neugierige mal in den Rettungswagen steigen oder sich sogar auf der Transportliege festschnallen lassen. „Uns ist vor allem wichtig, dass die Kinder ihre Angst verlieren und wissen, dass wir ihnen helfen, wenn es mal zu einem Notfall kommt“, erklärt Wirth. Aber auch ein paar echte Wunden werden zwischendurch mit Pflastern verarztet, das bleibt bei einem so großen Fest nicht aus.

Um 12 Uhr wird gegessen, auch am Familienaktionstag: Doch kaum haben sich Biergarnituren zwischen Polizei-Kochclubs und Malteser-Suppenstand gefüllt, beginnt es zu regnen. Kurz darauf ist der Platz fast leer.

Dem Absatz der Polizei-Köche hat der Guss aber keinen Abbruch getan, berichtet Günther Gläsener. Gleich zwei Koch-Clubs gibt es bei der Inspektion Saarlouis, und sie legen sich jedes Jahr ins Zeug, um den Familienaktionstag zu bekochen: 100 Portionen „Grumpaspatzen“ des „Grumpa-Kochclubs“ sind schnell ausverkauft, die Gourmets Police Saarlouis hat schon gut 80 Portionen Rehragout mit Spätzle und Rotkraut ausgeteilt, außerdem noch 90 Portionen Salat, berichtet Hildegard Selzer. Gut 300 Portionen waren es auch im Vorjahr, weiß sie.

Der Erlös wird immer gespendet, betont Kochclub-Präsident Mafred Zang, „Wir sind nicht gewinnorientiert, es soll vor allem Spaß machen – und wenn dann noch ein paar Hundert Euro rauskommen, die wir spenden können, sind wir froh.“

Auch die Erlöse aus dem Fairtrade-Kaffee und des hausgebackenen Kuchens beim DRK Saarlouis werden gespendet, ein Empfänger in diesem Jahr ist der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes, der im Saarland Sterbenden einen letzten Wunsch erfüllt, und sich beim Aktionstag vorstellt.

Bis zum späten Nachmittag ist der Große Markt, wenn auch bei wechselhaftem Wetter, gut belebt. Erzieher Thorsten Christ und Praktikantin Jessica Ries sind mit 35 Vorschulkindern unterwegs, „Kita Roden“ steht auf ihren knallroten Mützen, die man im Getümmel gut erkennt: „Wir kommen jedes Jahr hierher“, erzählt Christ, „die Kinder haben hier viel Spaß.“ Was ihnen denn am besten gefallen hat? „Das Glücksrad“, ruft ein Mädchen. „Nein, einfach alles“, strahlt der Junge daneben.

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