Mädels mit Sinn für Technik
Saarlouis · Der „Girls' Day“ bot Mädchen aus dem Landkreis gestern die Gelegenheit, in die Produktion der Fordwerke hineinzuschnuppern. Nicht nur Zugucken, auch Anpacken war angesagt.
Funken sprühen an lautstarken Fräsmaschinen, meterlange Bleche werden mit mannshohen Werkzeugen in exakte Formen gepresst. Auf über 150 000 Quadratmetern durchlaufen täglich 1770 Autokarossen auf Fließbändern am Boden und an Hängesystemen über den Köpfen in den Fordwerken in Saarlouis verschiedene Fertigungsbereiche.
Mittendrin im Geschehen waren gestern 26 Schülerinnen aus dem Landkreis Saarlouis . Der internationale "Girls' Day", eines der größten Berufsorientierungsprojekte für junge Frauen , war Grund für die Besichtigungstour. 81 Unternehmen und Organisationen im Saarland, darunter auch die Fordwerke, öffneten anlässlich dieses Tages ihre Tore für potenzielle weibliche Nachwuchskräfte.
Ziel der Aktion ist es, mehr Mädchen und junge Frauen für technische und naturwissenschaftliche Ausbildungen zu gewinnen. "Es ist wichtig, dass die Hemmschwellen gegenüber handwerklichen und technischen Berufen abgebaut werden. Die Zeiten haben sich geändert: Auch in diesen Bereichen können und dürfen Frauen weiter Frauen bleiben", sagt Gabi Kiefer von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Saarlouiser Fordwerke. Bei ihnen seien nur knapp zehn Prozent der Belegschaft Frauen .
Statt Schulbank waren für die Mädels in den Produktionsstätten gestern also unter anderem Presswerk, Rohbau und Endmontage angesagt. Begleitet und fachlich betreut wurden sie dabei von erfahrenen Mitarbeiterinnen, die ihnen mit viel Rat zur Seite standen und sie stationsweise und praxisnah in die einzelnen Tätigkeitsbereiche einwiesen. Mit Schutzbrille, Sicherheitsschuhen und Warnweste ging es vorbei an Schweißpunkt setzenden Robotern. "Früher wurde das hier alles noch von Menschenhand gemacht. Als die Roboter kamen, wurden sie nach den vorherigen Arbeitern benannt", erzählt Christine Schmitt, eine der ersten Frauen , die in den 1980er Jahren bei dem Automobilhersteller ihre Ausbildung zur Werkzeugmechanikerin absolvierte. Wenn so eine riesige Maschine namens "Monika" oder "Manfred" mal ausfalle, seien die Mechaniker gefragt: "Dann muss das Laufband angehalten werden, und jemand muss reinklettern und den Defekt beheben."
Lara Petry besucht die achte Klasse der Schule am Litermont in Nalbach und durfte an einem der Folgewerkzeuge sogar selbst Hand anlegen. Für ihr Praktikum im kommenden Schuljahr kann sie sich gut vorstellen, nochmal bei den Fordwerken anzuklopfen. "Junge Frauen werden hier mit offenen Armen empfangen und haben gute Aufstiegsmöglichkeiten", sagt Werkzeugmechanikerin Jessica Annich. Alles, was die Mädchen mitbringen sollten, sei ein generelles Interesse am handwerklichen Arbeiten.