Lohnlücke ist das Kernthema

„Frauen verdienen mehr“ heißt es am Donnerstag, 12. März, 18 Uhr im Vereinshaus Fraulautern. Das Frauennetzwerk des Landkreises will informieren und diskutieren (siehe „Auf einen Blick“). Einen Impuls gibt Christel Riedel, Projektleiterin des „Forum Equal Pay Day“. SZ-Redakteur Mathias Winters befragte die Referentin.

 Christel Riedel, Projektleiterin des „Forum Equal Pay Day“, hält ein Impulsreferat. Foto: Businessfotografie Inga Haar/© BPW Germany

Christel Riedel, Projektleiterin des „Forum Equal Pay Day“, hält ein Impulsreferat. Foto: Businessfotografie Inga Haar/© BPW Germany

Foto: Businessfotografie Inga Haar/© BPW Germany

Frau Riedel, was macht die Geschäftsstelle "Forum Equal Pay Day"?

Christel Riedel: Mit den Foren zum Equal Pay Day bereiten wir in der Geschäftsstelle den alljährlichen Aktionstag inhaltlich vor. Die Entgeltlücke hat viele Ursachen, die sich wechselseitig verstärken - da müssen wir Themenschwerpunkte setzen, um sie der Reihe nach zu beschreiben und letztlich abzuschaffen.

Wie kamen Sie dazu, Leiterin des EPD-Projektes zu werden?

Riedel: Ich habe als Juristin mehr als 20 Jahre beim Deutschen Frauenrat Stellungnahmen zu Gesetzgebungsverfahren des Bundes aus gleichstellungspolitischer Sicht erarbeitet - vorwiegend im Sozialrecht, Arbeits-, Familien- und Rentenrecht: stets ging es darum, die existenzielle Eigenständigkeit der Frauen zu sichern. Mir ist dabei klar geworden: In der Forderung nach gleicher Bezahlung für gleichwertige Arbeit kulminieren alle Forderungen wirksamer Gleichstellungspolitik .

Wie machen Sie Ihre Forderungen deutlich?

Riedel: Wir starten alljährlich mit wachsendem Zuspruch eine Kampagne, die vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert wird. Die Sensation ist: Frauen aller gesellschaftlichen Gruppierungen gehen auf die Straße für ihre gemeinsamen Rechte, und auch Männer unterstützen das. Wir bauen mit zunehmendem Erfolg den Druck von der Basis auf.

Nehmen wir einmal an, dass Sie an dem Abend in Fraulautern auf offene Ohren stoßen. Wie lauten Ihre jeweils drei wichtigsten Anregungen an erstens die Abgeordneten?

Riedel: Beim Mindestlohn hart bleiben: keine Aufweichung der Dokumentationspflichten. Welcher redliche Arbeitgeber zahlt ohne Stundennachweis? Abschaffung willkürlicher Vergütungspraxis durch gesetzlich geregelte transparente, das heißt nachvollziehbare, Arbeitsbewertungsverfahren und Vergütungsstrukturen. Stärkung betriebsinterner Konfliktlösungsstellen: Der Klageweg zum Arbeitsgericht bei gefühlter Entgeltdiskriminierung führt in der Praxis nicht zum Ergebnis.

... und zweitens die Gewerkschafterinnen?

Riedel: Stärken Sie die Betriebsräte im Dialog mit der Arbeitgeberseite bei der Einforderung von Auskunftsrechten nach dem Betriebsverfassungsgesetz . Konkret kann alljährlich der Arbeitgeber verpflichtet werden, in der Betriebsversammlung über den aktuellen Stand der Gleichberechtigung im Unternehmen zu berichten. Suchen Sie Verbündete in anderen gesellschaftlichen Gruppierungen. Bewerben Sie offensiv den Lohnspiegel der Hans-Böckler-Stiftung. Das Onlineportal macht die Lohnlücke konkret.

Und schließlich eine Orakel-Frage: Wann wird es so weit sein, dass der Equal Pay Day abgeschafft werden kann, weil die gleiche Bezahlung Realität ist?

Riedel: Wenn einerseits der Fachkräftemangel die Unternehmen zum Handeln zwingt und andererseits mehr Offenheit in Gehaltsfragen selbstverständlich wird - dann kann die Entwicklung durchaus Fahrt aufnehmen. Ich bin zuversichtlich: Politik und eine moderne und wettbewerbsfähige Wirtschaft können an diesem Thema nicht mehr vorbei.

Zum Thema:

Auf einen BlickSo läuft der Abend zum Equal Pay Day im Vereinshaus Fraulautern , Donnerstag, 12. März, 18 Uhr: Saarlouis' Bürgermeisterin Marion Jost begrüßt, dann spricht Christel Riedel. Sie gibt Impulse für die Podiumsdiskussion.Es diskutieren: Die vier Bundestagsabgeordneten Heidtrud Henn, SPD , Nadine Schön, CDU , Markus Tressel, Grüne, und Katrin Werner, Linke, Wolfgang Edlinger, Vorsitzender der saarländischen Armutskonferenz, sowie die drei Arbeitnehmer-Vertreterinnen Bettina Altesleben, DGB, Gabriele Stark-Angermeier, Deutscher Berufsverband für Soziale Arbeit, und Tatjana Roeder, Christlicher Gewerkschaftsbund; Moderation: Mathias Winters, SZ. pum

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