Lieber zählen als wiegen

Saarlouis · Soll der Hausmüll ab 2017 nach Gewicht abgerechnet werden oder pro Abfuhr? Die große Mehrheit der Kommunen, die im Entsorgungsverband Saar Mitglied sind, entschied sich für Letzteres. Nur Losheim setzt auf das Müll-Wiegen – pocht aber darauf, dass dadurch keine Nachteile entstehen.

Die Kommunen, die im Entsorgungsverband Saar (EVS) organisiert sind, haben gestern entschieden, welches Müllgebühren-System sie ab 2017 favorisieren: Fast alle wollen weiterhin den Hausmüll nach der Zahl der Tonnen-Leerungen abrechnen lassen statt nach Gewicht. Nur Losheim am See bleibt beim Wiege-System, das heißt, der Bürger zahlt das Müllgewicht. St. Ingbert, wo der Müll ebenfalls gewogen wird, hatte im Mai beschlossen, dem EVS den Rücken zu kehren und die Entsorgung ab 2016 in Eigenregie durchzuführen.

Losheims Bürgermeister Lothar Christ (SPD ) erklärte bei der gestrigen EVS-Verbandsversammlung: "Wir haben mit dem Verwiegen gute Erfahrungen gemacht, die Müllmenge ist stark gesunken." Er pochte jedoch darauf, dass seiner Gemeinde dadurch kein Nachteil bei den Gebühren entstehen dürfe. Bei den Regionalforen, die im Vorfeld stattgefunden hatten, hatte ein Experte vom Infa-Institut für Abfall in Ahlen vorhergesagt, dass das Verwiegesystem den Gebührenzahler teurer kommen werde. Begründung: Die Tonnen würden zwar nur wenig gefüllt, aber sehr häufig zur Leerung an die Straße gestellt. So entstünden höhere Logistikkosten, die auf alle Gebührenzahler verteilt werden müssten. Beim Leerungssystem würden die Tonnen hingegen meist bis zum Rand gefüllt, aber seltener rausgestellt. Demnach könnten die Gebühren beim Müllwiegen von derzeit 0,31 Euro auf bis zu 0,48 Euro pro Kilogramm steigen, so die Schätzung.

EVS-Geschäftsführer Karl Heinz Ecker (SPD ) betonte gestern, es habe sich dabei nicht um eine echte Gebührenkalkulation gehandelt. Wie die Preise ab Januar 2017 aussehen werden, darüber berate die EVS-Verbandsversammlung im kommenden Jahr: "Dann muss entschieden werden, nach welchem Schlüssel die Gesamtkosten auf die Kommunen verteilt werden." Dabei müsse die Müllmenge stärker berücksichtigt werden - dies käme müllsparenden Gemeinden wie Losheim zugute. "Es war nie Ziel des EVS, die Kommunen vom Verwiegesystem abzubringen", sagte Ecker.

Das Wiegen des Mülls gilt als umweltfreundlicher, weil die Müllmenge in der Regel stark sinkt. Von den acht Kommunen, die bislang aus dem EVS ausgestiegen sind, haben sechs das Müll-Wiegen eingeführt: Saarbrücken, St. Wendel, Merzig, Lebach, Mettlach und Eppelborn.

Dass die Gebühren 2017 steigen werden, hält Ecker für unwahrscheinlich. Zwar verzeichnet der Verband durch die seit Jahren sinkenden Müllmengen einen Jahresfehlbetrag. Mit rund 145 Kilogramm pro Kopf und Jahr liegen die Saarländer beim Müll unter dem Bundesdurchschnitt. Dieser Fehlbetrag soll jedoch ab 2017 ausgeglichen werden, wenn die Müllverbrennungsanlage in Neunkirchen nicht mehr genutzt wird, sondern nur noch jene in Velsen. 19 Millionen Euro will der EVS auf diese Weise jährlich einsparen.

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