Lieber gemeinsam statt einsam

Saarlouis · Die Menschen werden immer älter, doch wie das Leben im Alter meistern, wie zufrieden alt werden? Dabei spielt das Thema Pflege eine zentrale Rolle. Wie kann sie aussehen, wie gehen Angehörige mit der Belastung um? In unserer Serie widmet sich SZ-Redakteurin Laura Blatter Menschen und Geschichten rund um dieses Thema. Heute: Alternatives Wohnen für Senioren.

 Drei, die sich verstehen: Elfriede Haus (links), Niko Resch und Beate Mestekemper. Fotos: Thomas Seeber

Drei, die sich verstehen: Elfriede Haus (links), Niko Resch und Beate Mestekemper. Fotos: Thomas Seeber

"Wer hier wohnt, der möchte nicht mehr ausziehen." Niko Resch (85) bringt das auf den Punkt, was auch seine Partnerin Beate Mestekemper (71) und Nachbarin Elfriede Haus (82) denken: Hier in der Wohnanlage 50 Plus im Zentrum von Saarlouis fühlen sich die Bewohner wohl.

Insgesamt 27 Mieter - zehn Männer und 17 Frauen zwischen 63 und 85 Jahren - bewohnen die 19 Wohnungen in der Anlage der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungs-GmbH Saarlouis (GBS). Die Wohnungen in der Adlerstraße/Ecke Pavillonstraße sind mit moderner Technik, darunter Fußbodenheizung und behindertengerechte Bäder, ausgestattet und daher sehr begehrt. Zurzeit sind alle belegt. Hier geht jemand nur - so makaber es auch klingen mag -, wenn er ins Pflegeheim muss oder stirbt, erzählen die drei Mieter.

Beate Mestekemper wohnt hier seit der Eröffnung in 2009. 2005 kam die Ostwestfälin nach Saarlouis , wohnte zunächst etwas einsam in einem anderen Mietshaus. "Die Wohnung war mir zu dunkel und ich war neu in der Stadt, hatte noch keinen Anschluss", erzählt die 71-Jährige. Mit Niko Resch war sie zu diesem Zeitpunkt schon befreundet - "wir haben uns im Internet-Chat kennen gelernt", fügt sie mit einem Lächeln und einem liebevollen Blick in Richtung ihres Partners hinzu.

Die Anlage im Herzen von Saarlouis hatte Mestekemper von Anfang an zugesagt, denn das Konzept überzeugte. "Die Wohnanlage ist einfach eine tolle Möglichkeit, um mit Menschen in Kontakt zu kommen. Es gibt Gemeinschaftsräume, wie unseren Wintergarten, in denen man sich begegnen kann, ansonsten hat man aber seine abgeschlossene Wohnung, wo man sich zurückziehen kann", erzählt die agile 71-Jährige.

Die Mieter sind in einem Verein zusammengefasst, Alternativ wohnen im Alter (AwiA) nennt er sich. Mestekemper hat den Vorsitz. Ein Mal im Monat treffen sich die Mitglieder zur Vereinssitzung, trinken gemeinsam Kaffee und planen Aktivitäten.

Gemeinsame Aktivitäten

"Ein Mal pro Woche findet ein Tai-Chi-Treff statt, an dem auch Auswärtige teilnehmen können. Die Männer treffen sich außerdem wöchentlich zum Skatspielen", berichtet Elfriede Haus. Die 82-Jährige wohnt seit zwei Jahren in der Wohnanlage 50 Plus. Vor allem die Aussicht auf "eine enge Wohngemeinschaft und auf ein Leben im Stadtzentrum", haben sie gereizt. Ärzte, Apotheken, Cafés und Geschäfte sind zu Fuß zu erreichen, sodass sich die Senioren selbst versorgen können.

Auch Niko Resch, ältester Bewohner im Haus, schätzt die zentrale Lage. Jeden Morgen macht er seinen "City-Spaziergang", trifft sich mit Freunden im Eiscafé, "zum Dummschwätze", wie er sagt.

Was allen Dreien behagt, ist das Gefühl, nie alleine zu sein. Vor allem in Notfällen ein gewichtiges Argument. Auch wenn es beim Zusammenleben hier und da mal Reibereien gebe. "Es gibt keine Gemeinschaft, in der es nicht auch mal Ärger gibt. Aber bisher sind wir uns noch immer einig geworden", meint Mestekemper und lacht.

 Modern und hell präsentiert sich die Wohnanlage, hier der Gemeinschafts-Wintergarten.

Modern und hell präsentiert sich die Wohnanlage, hier der Gemeinschafts-Wintergarten.

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HintergrundDie Wohnanlage 50 Plus in der Adlerstraße/Ecke Pavillonstraße in Saarlouis wurde im Jahr 2009 eröffnet. Dort gibt es insgesamt 19 Wohnungen von 39 bis 95 Quadratmeter. Die Grundmiete liegt derzeit bei 7,50 Euro pro Quadratmeter. Vermietet und verwaltet wird die Anlage von der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungs-GmbH Saarlouis (GBS), bei der sich Interessierte auch für eine Wohnung bewerben müssen. Derzeit sind alle Wohnungen belegt. Der Mieterverein Alternativ wohnen im Alter (AwiA) versteht sich als Bindeglied zwischen Mietern und der GBS. Er hat bei der Auswahl der Mieter ein Mitspracherecht. bla

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