Liberale wollen Arbeitskreis für mehr Nachtleben

Saarlouis · Hängt die Altstadt von Saarlouis das ältere Publikum komplett ab? Droht dem Kneipenviertel, einem der Magnete der Stadt, eine ungute Entwicklung? FDP-Ratsmitglied Wolfgang Krichel, selbst Altstadtgänger, befürchtet das. Er fordert ein stärkeres Engagement der Stadt und die passende Arbeitsgruppe Nachtleben dazu.

Der Saarlouiser FDP-Chef Wolfgang Krichel, Mitglied des Stadtrates, ist im lokalen öffentlichen Leben ziemlich bekannt. Nicht bloß, weil er mal Sonnenkönig der Fastnachter war. "In seiner Freizeit sieht man ihn in unserer schönen Stadt vornehmlich in den Eiscafés der Französischen Straße oder beim Essen in einem unserer zahlreichen Saarlouiser Restaurants", schreibt er über sich auf seiner Internet-Seite. Und, ergänzt er, zwei Mal in der Woche sitzt er in der Altstadt. Und dann das: Zuletzt am Freitag vor dem Altstadtfest schlenderte er durch die Altstadt, das Kneipenviertel, das viel zur Anziehungskraft von Saarlouis beiträgt, - "vielleicht bin ich schon zu alt, aber ich habe niemanden gekannt."

Was umgekehrt heißt: Auch ihn hat niemand erkannt. "Ich glaube, dass die Attraktivität der Altstadt für ältere Einheimische nicht mehr gegeben ist", schrieb Krichel daraufhin an OB Roland Henz. Und ließ einen Antrag folgen: "Die FDP im Saarlouiser Stadtrat fordert, dass eine Arbeitsgruppe eingesetzt wird, die sich damit beschäftigen wird, wie das Saarlouiser Nachtleben attraktiver gestaltet werden kann." Ziel: Der Entwicklung gegensteuern, wonach die Altstadt "nur noch Treffpunkt des jugendlichen Publikums" wird.

Nachtleben erscheint etwas hochgegriffen. Krichel präzisiert, er meine eigentlich den Abend. Die Zeit, in der sich immer mehr nicht mehr jugendliche Leute entschieden, lieber in der Französischen Straße im Eiscafé zu sitzen, als auf einer Altstadt-Terrasse. Die Altstadt, folgert Krichel, habe ihre Anziehungskraft auf Ältere eingebüßt. "Was findet denn da noch statt?" Wirte, die nicht zugleich Besitzer seien, wechselten inzwischen oft, an manchen Abenden, vor allem freitags, fühle er sich nicht wirklich sicher, von anderen wisse er das auch, sagt Krichel. "Geht das so weiter, werden auch keine hohen Mieten mehr erzielt. Wenn wir uns jetzt nicht um die Altstadt kümmern, wird das eine schlimme Ecke."

Mehr Veranstaltungen, mehr Polizeipräsenz und mehr Security, "auch wenn es Geld kostet", wünscht sich Krichel. Manche "Regulierungen" solle die Stadt auf den "Prüfstand stellen". Auch über die Bestuhlung in der Französischen Straße, der Haupteinkaufstraße, müsse nachgedacht werden, ebenso über das Altstadtfest. "Ich finde, als Stadt müssen wir jetzt was tun für die Altstadt."

Meinung:

Einmal gut heißt nicht, es bleibt immer gut

Von SZ-RedakteurJohannes Werres

Wer mit der Altstadt groß, pardon, älter geworden ist, weiß: Krichel hat tendenziell Recht. Die Altstadt ist ein Magnet für immer Jüngere geworden, das den Älteren Vertraute darin verblasst. Jedenfalls am Abend. Das muss man nicht schlimm finden - OB Roland Henz beteuert stets, er freue sich, dass so viele junge Leute nach Saarlouis kommen. Und dennoch darf die Stadt das Quartier, zumal als eines ihrer Wahrzeichen, nicht einfach sich selbst überlassen. Was einmal gut war, bleibt nicht automatisch immer gut. Es braucht Entwicklung, und die sollte die Stadt auf jeden Fall mitsteuern. Ansatzpunkt vielleicht: Tagsüber ist das Publikum immer noch altersgemischt, die Leute kommen also irgendwie doch gern.

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