Letzte Schicht für Rudi „Beton“ Nagel

Roden · Die Rodener Gaststätte Beton, früher bekannt als Viktoriaschenke, wechselt den Besitzer. Nach 40 Jahren bewirtet Rudi „Beton“ Nagel an diesem Samstag zum letzten Mal die Gäste. Doch auch mit einem neuen Besitzer bleibt zumindest der traditionsreiche Name des Lokals erhalten.

 Rudi „Beton“ Nagel steht am Samstag zum letzten Mal hinter dem Tresen seiner Gaststätte in Roden. Foto: Barbara Scherer

Rudi „Beton“ Nagel steht am Samstag zum letzten Mal hinter dem Tresen seiner Gaststätte in Roden. Foto: Barbara Scherer

Foto: Barbara Scherer

Einige der Fotos, die ihn an vergangene Zeiten erinnern, hat Rudi "Beton" Nagel schon abgehängt. Andere erinnern noch an zahllose Feiern in den Räumlichkeiten, die er vor 40 Jahren übernahm, an Reisen, an seine Zeit bei Ford. Nun geht eine Ära zu Ende: An diesem Samstag, 27. Juni, steht er ab 17 Uhr, zum letzten Mal hinter der langen Theke in seinem Lokal, das früher Viktoriaschenke hieß, seit Langem aber besser als "Beton" bekannt ist.

Der Spitzname "Beton" begleitet den 75-Jährigen schon seit seiner Zeit als Fußballspieler. "Ich habe in der zweiten Mannschaft in Roden gespielt", erzählt er, "damals hatte man noch Drahtnetze und die Bälle waren dicker". Bei einem Spiel machte er ein Tor, das direkt durchs Netz ging. "Da hat jemand gesagt: Das ist ein richtiges Beton-Tor." Seit diesem Schuss ist Nagel unter dem Spitznamen bekannt. Bekannter sogar als unter seinem richtigen: "Bei Ford haben alle gemeint, ich würde Beton heißen", lacht er und erinnert sich an die Papiere mit fehlerhaftem Namen, die ihm zu seiner Entlassung vorgelegt wurden. Bei Ford hat Nagel 25 Jahre gearbeitet, vorher auf der Hütte, immer parallel zum Gastgewerbe. "Ich habe im Gasthaus Ritterklause in Roden in der Winterstraße angefangen", erinnert er sich, "da war eine gute Bekannte drin und die hat uns dann verrückt gemacht, die Wirtschaft zu machen. Da habe ich ein Jahr die Wirtschaft gemacht, dann habe ich das hier gekauft." Er wohnte mit seiner damaligen Frau direkt nebenan.

Der doppelte Einsatz - bei Ford beziehungsweise auf der Hütte und in der Gaststätte - hat Nagel nicht von Unternehmungen abgehalten. Fast seit 40 Jahren dabei: der Inhaber des nur wenige Meter entfernten Gasthauses und Hotels Jungmann, das ein Jahr nach dem Gasthaus Beton öffnete. Dabei stand das erste Zusammentreffen noch ganz im Zeichen der Konkurrenz, schmunzelt Nagel: "Ich hatte Frühschicht, bin mittags heimgekommen, und da sagte meine Frau zu mir: Hier war einer, der schreibt sich Jungmann - der hat gebabbelt: Wenn ich aufmache, dann macht ihr zu. Dann hat er uns eingeladen, als er Eröffnung hatte, und da sind wir Kollegen geworden." Viele gemeinsame Streifzüge durch die Bars rund um Saarlouis waren nur ein Kennzeichen der Ära Beton.

In den 70er Jahren betrieb die A-Jugend in der Etage über dem Gasthaus eine Diskothek, "da habe ich denen beigebracht, zusammen zu tanzen", sagt Nagel. Und auch Heiligabend verbrachte er oft in der Gaststätte, "jeder Gast konnte dann kommen". Noch heute wird im Nebenraum regelmäßig Billard gespielt, viele Vereine gehören zu den Besuchern.

Das Ende seiner 40-jährigen Laufbahn stimmt Nagel ein bisschen wehmütig, obwohl er sich auf den Ruhestand freut. "Ich bin alt genug und habe in meinem Leben lange geschafft." Bleibt zu hoffen, dass ihm noch einige schöne Jahre zusammen mit seiner zweiten Frau, Ilse Nagel, bleiben. Zumindest eine Tradition bleibt: Der neue Besitzer möchte den Namen "Beton" für die Gaststätte weiterführen.

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