Neue Fantasy-Autorin Ihre Charaktere waren doch nicht zu düster

Saarlouis · Heike Knauber könnte ein neuer Stern am Fantasy-Himmel werden. Jetzt las sie erstmals aus ihrem ersten Buch „Najadan“.

Ihre Augen gleiten über die gedruckten Zeilen auf dem Papier in ihren Händen. Ihre Stimme trägt die mit Bedacht gewählten Worte zum lauschenden Publikum weiter. Ihre Stimme führt die Zuhörer in die Welt voller tödlicher Magie und geheimnisvoller Wesen, die Heike Knauber für ihren Debütroman „Najaden – Das Siegel des Meeres“ eigens konzipiert hat.

Knaubers Fantasyroman nimmt die Leser mit auf die brodelnden Feuerinseln, den Grund des Meeres und in ein dem Untergang geweihtes Wüstenreich. Um den Niedergang zu verhindern, suchen die beiden Brüder Sayaf und Khayam das geheimnisvolle Siegel des Meeres. Doch die beiden Feldherren ahnen nicht, dass sich hinter dem gesuchten Artefakt kein Gegenstand verbirgt, sondern eine junge Frau, Meliaé genannt, die nicht nur ihr Schicksal, sondern ihr ganzes Reich verändern wird.

„Ehe Sayaf sie dazu zwingen kann, das Mysterium zu lüften, wird sie in das sagenumwobene Najadís entführt, wo sich ihr Schicksal entspinnt. Dort muss sich Meliaé dann entscheiden. Folgt sie ihrer Bestimmung oder ihrem Herzen, das sich zu Sayaf hingezogen fühlt?“, fragte Heike Knauber bei der Premierenlesung in der Saarlouiser Buchhandlung Pieper. Dort stellte die Autorin bei einer Lesung ihren Roman vor, der am 21. Mai im Blanvalet Verlag erschien.

Bis zur Veröffentlichung waren ein paar Jahre vergangen. Als sie Ende 2016 zwei Agenturen mit Leseproben und Exposés anschrieb, stellte sie fest, wie umkämpft der Buchmarkt aktuell ist. Leser brechen weg und verbringen weniger Zeit zwischen zwei Buchdeckeln. Die erste Absage trudelte ein, ihre Charaktere seien zu düster. Davon ließ sich Heike Knauber nicht entmutigen.

„Ich dachte mir, was macht dann ein Stephen King oder Markus Heitz?“, fragte sie. Daraufhin habe sie die Leseprobe und das Exposé nochmal so poliert, „bis ein süffiges Verkaufsangebot herauskam“, berichtet sie.

Mit Erfolg. Gleich zwei große Agenturen wollten ihr Manuskript unterbringen und zeigten ihr damit: „Dieses Buch musste einfach in die Welt“, freut sich Heike Knauber. Nach der Vertragsunterzeichnung ging ihr Werk für zwei Monate ins Lektorat und kam „wie weiße Bettwäsche zurück“, erzählt sie. „Meine Lektorin erzählte mir, sie habe selten so ein ausgereiftes Manuskript erhalten“, teilt Knauber mit, die hauptberuflich als dolmetschende Assistentin arbeitet.

Wieso sie sich dabei für einen Hafen bei einem Verlag entschied: „Ich bin ein Mensch, der aus dem kaufmännischen Beruf kommt“, erzählt sie, „daher ist es mir wichtig, Resultate zu erzielen und mein Buch in trockenen Vertragstüchern zu wissen“. Außerdem wollte sie eine große Leserschaft erreichen, die im Selbstvertrieb schwer zu erzielen sei. Insgesamt vier Jahre schrieb die Autorin an ihrem Werk, mit dem sie sich einen Herzenswunsch erfüllt. Um ihren Beruf und ihre Leidenschaft als Autorin zu vereinen, schreibe sie „wann immer es geht“.

Mal sei das im Flugzeug, mal in Ruhe im Hotelzimmer oder im Auto. Außerdem habe sie es sich so einrichten können, dass sie das ganze Wochenende zum Schreiben habe und so diszipliniert an ihrem Ziel arbeitet: „Jeden Tag mindestens fünf Seiten schreiben“, sagt sie.

An guten Tagen forme sie die Wörter wie von selbst mit ihren Fingern auf der Tastatur, an weniger guten Tagen käme auch nur eine Seite zustande. Was Schreiben für sie bedeutet? „Es bedeutet für mich Entspannung und zur Ruhe kommen, andere Blickwinkel auszuprobieren und spannende Eindrücke einer Reise wieder zu erleben“, verrät sie.

Schon immer habe sie sich zur Fantastik hingezogen gefühlt, „Fantasy ist mein Genre“, sagt Knauber. Bernhard Hennen, der „Herr der Elfen“, habe sie neben J. R. R. Tolkien und George R.R. Martin am stärksten beeinflusst. Insbesondere die griechische und orientalische Mythologie haben es ihr angetan. Aus diesen entstand die Idee für den Roman, für den sie diese Kulturen miteinander vermischt.

So sind die Namen ihrer Charaktere beispielsweise aus beiden Mythologien entlehnt und ihre Figuren können sich in Najaden, das sind Nymphen aus der griechischen Mythologie, verwandeln. So auch Meliaé, ihre Protagonistin, die auf den ersten Blick zwar schwache ist, im Laufe des Romans jedoch eine große Entwicklung durchmache. Auf ausufernde Erklärungen und Beschreibungen verzichtet Heike Knauber in ihrem Buch jedoch bewusst.

„Die Figuren kennen sich seit Jahren und wissen, wie sie aussehen“, erklärt sie, daher könne sie den Lesern eine detailreiche Schilderung der Protagonisten vorenthalten. „Fantasy lebt von Adjektiven, aber ich möchte, dass sich die Situation aus sich selbst erschließt“, sagt sie. „Mir ist es wichtig, da eine Balance und Fakten zu schaffen, die für sich sprechen“. Wie die Figuren schließlich aussehen, erfahre der Leser erst beim Eintauchen in die Welt und mit voranschreitender Handlung.

Zwar spiele ihr Roman in einer fiktiven Welt, aber dennoch ließ die Schriftstellerin aktuelle politische Themen mit einfließen und den Lesern etwas zu geben, das sie in all der Fantasy wiedererkennen. Bei der Entwicklung der Geschichte musste sie eine Gratwanderung bewältigen, denn während High Fantasy à la J. R. R. Tolkien gerade von Schwarz und Weiß lebt, wollte Heike Knauber in ihrem Werk beide Seiten der Figuren zeigen und auch das Geschehen aus der Sicht des Antagonisten erzählen. „Das verleiht dem Roman einen tieferen Sinn und Komplexität, wenn man den Lesern erklärt, wie jemand zum Antagonisten wird“, findet sie.

Für die Recherche zu „Najaden“ wälzte sich die Autorin durch zahlreiche Seiten der historischen Fachliteratur über das alte Rom und antike Schiffe, um zu verstehen mit welchen Problemen die Menschen der Antike zu kämpfen hatten und um weitere historische Details einfließen zu lassen.

„Diese Details sind für den Schreibprozess so wichtig“, konstatiert sie. Zum Schreiben kam sie vor einigen Jahren, weil sie aufgrund ihres Berufes viel mit der englischen Sprache zu tun hat und sich wieder mit der Muttersprache auseinandersetzen wollte. „Es hat Spaß gemacht die eigenen Sprache wiederzuentdecken. Es war ein kreatives Ausgleichsventil zum kaufmännischen Beruf“, sagt sie.

Daher hat sie hart an sich gearbeitet, viel Fachliteratur gelesen und Kurse zum kreativen Schreiben an der Universität des Saarlandes oder an der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel besucht. Dieser Ehrgeiz zahlt sich aus, denn ihre Geschichte um Meliaé und ihren Weg in gefährliche Abenteuer versprechen der Autorin viel Erfolg. „Auf diesen Moment habe ich lange hin gearbeitet“, sagte Heike Knauber bei der Lesung. Wer mehr von ihr lesen möchte, muss sich noch etwas gedulden, darf aber auf eine Wiedersehen mit Meliaé hoffen.

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