Leichter Selbstwert gewinnen

Saarlouis. Daniel (Name von der Redaktion geändert) ist 13 Jahre alt, misst 1,64 Meter und wiegt 87 Kilogramm. Auch Astrid (elf, Name geändert), hat Übergewicht. Deswegen stehen sie und die anderen Kinder und Jugendlichen in einem Kursraum der Vogelsangschule in Saarlouis und schnippeln Salat. In ihrer "Moby-Dick"-Gruppe lernen sie, wie gesundes Essen geht - und noch mehr

 Nina Andres zeigt in der Gruppe den richtigen Umgang mit Lebensmitteln. Foto: Thomas Seeber

Nina Andres zeigt in der Gruppe den richtigen Umgang mit Lebensmitteln. Foto: Thomas Seeber

Saarlouis. Daniel (Name von der Redaktion geändert) ist 13 Jahre alt, misst 1,64 Meter und wiegt 87 Kilogramm. Auch Astrid (elf, Name geändert), hat Übergewicht. Deswegen stehen sie und die anderen Kinder und Jugendlichen in einem Kursraum der Vogelsangschule in Saarlouis und schnippeln Salat. In ihrer "Moby-Dick"-Gruppe lernen sie, wie gesundes Essen geht - und noch mehr.Mit dem ambulanten Therapieprogramm "Moby Dick" will der Landesverband Saarland des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) übergewichtigen und adipösen Mädchen und Jungs von acht bis 16 Jahren helfen. Hintergrund ist - nicht nur im Saarland - ein immer gravierender werdendes Problem, sagt Nina Andres, Ernährungsberaterin und Leiterin der Saarlouiser Gruppe. "In Deutschland ist jedes fünfte Kind übergewichtig und jeder dritte Jugendliche." So auch die Teilnehmer, die Andres und ihre Kolleginnen Regina Maierhöfer (Sozialpädagogin) und Katja Glöckner (Sportlehrerin) begleiten. Nötig ist das nicht nur, weil Body Mass Index (BMI) und ähnliche Werte der Kinder Alarm schlagen. "Ein normaler BMI liegt bei 20", sagt Andres. "Viele unserer Kinder liegen bei 30 bis 40. Viel zu hoch also". Einige haben schon Gesundheitsprobleme.

Hilfe braucht die Gruppe auch, weil Übergewicht nicht nur mit Ernährung und Bewegungsmangel, sondern auch mit sozialen Gründen zu tun haben kann (Mobbing, Langeweile, familiärer Probleme). "Moby Dick" setzt daher ganzheitlich an. Ein Jahr lang verbringen die Teilnehmer wöchentlich zwei Stunden mit Ernährungslehre, Sozialcoaching und Sport. Ziel der Bewegungsangebote (einschließlich der Ferien) ist, dass jedes Kind nach dem Kurs Mitglied in einem Sportverein ist. Ziel der sozialpädagogischen Begleitung ist ebenso die Einbeziehung der Eltern. "Ohne die Unterstützung und Bereitschaft der Eltern, ihr eigenes Ess- oder Sozialverhalten zu hinterfragen, kann den Kindern kaum geholfen werden", erklärt Maierhöfer. Das Verhältnis zwischen Kindern und Eltern soll langfristig von "Moby Dick" profitieren.

Am Kursende soll der ganzheitliche Erfolg stehen (das tut er in rund 70 Prozent der Fälle). Neben der "langfristigen Gewichtsreduktion und -Stabilisierung" sollen die Kinder nicht nur Pfunde verlieren, sondern auch Selbstwertgefühl, Zuspruch und Freude gewinnen. Bei Astrid klingt das beim Salat-Schnippeln schon nach Erfolg: "Kochen macht echt Spaß und das Essen schmeckt immer. Ich freu mich auch schon auf Sport, hoffentlich machen wir Völkerball."

Auf einen Blick

Die "Moby-Dick"-Therapiegruppe in Saarlouis trifft sich montags von 15 bis 17 Uhr in der Grundschule Vogelsang, Taubenstraße. Der Einstieg ist jederzeit möglich, eine Verordnung des Kinderarztes ist nötig. Die Teilnahme kostet 150 Euro monatlich, Krankenkassen erstatten in der Regel 80 Prozent. Weitere Gruppen laufen in St. Ingbert, Heusweiler und Burbach, eine neue startet 2012 in Merzig. kes

Auskunft: Nina Andres, DRK, Tel. (06 81) 50 04-2 34.

lv-saarland.drk.de

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