Vortrag Kurzweiliger Vortrag über Friedensarbeit

Saarlouis · Der Politologe und Islamwissenschaftler Jörgen Klußmann spricht in Saarlouis über Angst, Hass und Versöhnung.

Als Politologe, Afrikanist und Islamwissenschaftler, erklärte Jörgen Klußmann, sei er überaus froh, endlich mal wieder über das Thema Frieden und Friedensarbeit referieren zu dürfen. Im Rahmen der ökumenischen Friedensdekade war der 1962 geborene Studienleiter der Evangelischen Akademie im Rheinland zu Besuch in Saarlouis.

Bereits im Oktober 1992 beschloss die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen mit der Trägergruppe Ökumenische Dekade Frieden in Gerechtigkeit, ein Gesprächsforum zu bilden, um jedes Jahr ein gemeinsames, biblisch orientiertes Thema, festzulegen. In diesem Jahr lautete das Motto der Dekade, die am 22. November endete, „Streit“. Rund 20 Zuhörer fanden den Weg in das evangelische Gemeindehaus in Saarlouis.

Sie erwartete unter dem Motto „Gefühle sind die Schlüssel zur Versöhnung“ ein Vortrag, der es ganz schön in sich hatte und der mit Sicherheit bei den meisten der Zuhörer nachwirken wird. „Wie passen Angst, Wut und Hass mit dem Thema Versöhnung zusammen?“ – diese und viele weitere Fragen stellte und beantwortete der Referent im Laufe des kurzweiligen Abends.

Ganz wichtig für Klußmann, daran ließ er keinen Zweifel, sind die Gefühle, die jeder Mensch kennt, die jeden in seinem Denken und Handeln antreiben. Dass der Einzelne aber nicht mit seinen Gefühlen allein ist, sondern Beziehungen eingehe, mache die Sache kompliziert, wie er sagte. „Menschen brauchen Bindungen, brauchen einen Platz in einem Gefüge. Dabei ist es von großer Bedeutung, dass es einen Ausgleich gibt. Dieser kann finanziell, informell oder aber auch emotional sein“, erläuterte Klußmann.

Von ebenso großer Bedeutung seien Regeln. „Beziehungssysteme brauchen Ordnung“, betonte er. Doch gerade hier zeige sich ein weiteres Problem, die großen Unterschiede in der Eigen- und Fremdwahrnehmung. „Regeln brechen, so wie der US-Präsident Trump es etwa tut, hat zweifelsohne Konflikte zur Folge“, sagte er.

Viele Erfahrungen zur unterschiedlichen Wahrnehmung, zu echten und subjektiv empfundenen Bedrohungen gemacht hat Klußmann bei seiner Arbeit als Kriegsberichterstatter. „Natürlich, wenn wir uns bedroht fühlen an Leib und Leben oder an Territorium, dann fühlen wir uns in unseren Gefühlen verletzt, suchen den Ausgleich, vielleicht auch im Gegenangriff“, erklärte er. Er mahnte, erst einmal zu schauen, ob es sich bei der Bedrohung um eine reale Bedrohung handelt. Dazu sei es wichtig, genau hinzusehen. „Die größte Angst in Deutschland ist aktuell der Zulauf zu den rechten Parteien, dicht gefolgt vor der Angst vor der Islamisierung.“ Anhand von belegten Zahlen erläuterte Klußmann, wie hier oftmals die nicht realen Bedrohungen von Populisten und Fanatikern ausgenutzt werden.

Letztlich warnte er in seinem Vortrag auch vor einer Islamophobie, die sich im einfachen „Der andere ist schuld“ verstecke. Schließlich gab es auch Ansätze zur Konfliktlösung. „Wir brauchen Achtsamkeit gegenüber den Mitmenschen, brauchen Gerechtigkeit, müssen die Vielfalt anerkennen, dann ist am Ende eine Versöhnung möglich.“

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