Saarlouiser Kulturpreis und Kulturzitrone Der Saarlouiser Kulturpreis geht jetzt an . . .

Saarlouis · Der Verein KOMMkultur Saarlouis vergibt die Preise an Gerhard Fischer und die Platanen. Durch Corona fielen die offiziellen Verleihungen aus.

 Mit der Verleihung des Titels Saarlouiser Kulturerbe an die Platanen auf dem Großen Markt will der KOMMkultur jenen Mut machen, die sich für deren Rettung und ihren Erhalt stark machen. Und die Kulturzitrone bekommen die, die sich zu wenig um die Platanen kümmern.

Mit der Verleihung des Titels Saarlouiser Kulturerbe an die Platanen auf dem Großen Markt will der KOMMkultur jenen Mut machen, die sich für deren Rettung und ihren Erhalt stark machen. Und die Kulturzitrone bekommen die, die sich zu wenig um die Platanen kümmern.

Foto: Nicole Bastong

Seit 1993 vergibt der Verein KOMMkultur (ehemalig SBS) Saarlouis jährlich den Kulturpreis im Auftrag der Stadt. Durch die Corona-Pandemie fielen die offiziellen Preisverleihungen im festlichen Rahmen leider aus, bedauert der Geschäftsführer des Vereins, Stefan Neuhäuser. Die bis dahin letzte Veranstaltung zum Saarlouiser Kulturpreis konnte im Januar 2019 stattfinden. „2019 haben wir nicht vergessen, das wird noch nachgeholt“, versichert Neuhäuser, „aber die Verleihung 2020 an die Band Wishing Well musste leider auch ohne Veranstaltung auskommen.“ So auch in diesem Jahr: Den einen der beiden Kulturpreise der Stadt Saarlouis 2021 überreichte im kleinen Rahmen Neuhäuser an Gerhard Fischer aus Überherrn. „Im Januar war uns die Planung einer großen Verleihung einfach noch zu unsicher“, erklärt Neuhäuser. Stattdessen hat er selbst, wie in den Vorjahren, einen Film über den Preisträger und seine Tätigkeiten gedreht, der zwar nicht öffentlich vorgeführt wird, aber auf der Homepage des Vereins für jedermann zugänglich ist.

Der Saarlouiser Verein unter Vorsitz von Herbert Hanisch und Stellvertreter Edgar Herrmann hat derzeit rund 130 Mitglieder. Über den Preisträger entscheidet der Vorstand gemeinsam. „Gerhard Fischer hatten wir schon eine Weile auf der Liste, weil er so breit aufgestellt ist mit seinen vielfältigen Tätigkeiten“, führt Neuhäuser aus. „Er ist so rührig, so umtriebig, ein Schöngeist und Menschenfreund.“ Fischer, 68 Jahr alt, war nicht nur viele Jahre Leiter der Ortspolizei in Überherrn, sondern insgesamt fast 50 Jahre für die Verwaltung tätig; aus dieser Funktion kennen ihn viele und aus dieser heraus hat er sich lange Zeit und schon früh für Verkehrsprojekte in der Gemeinde engagiert, ein Radwegekonzept erstellt, sichere Schulwege eingerichtet und vieles mehr. Letztendlich ging es ihm dabei neben der Sicherheit auch immer um den Umweltschutz. Darüber hinaus hat er sich jenseits des Berufes stets sozial engagiert und bemüht, neue Formen des gemeinschaftlichen Engagements zu etablieren: „Er ist quasi der Erfinder der Bürgerwerkstätten“, sagt Neuhäuser, die es inzwischen in etlichen Orten im Kreis Saarlouis gibt. Auch im Zuge der LEADER-Projektförderung engagierte sich Fischer für seine Gemeinde. Darüber hinaus hat er eine künstlerische Ader, der er in seiner knappen Freizeit nachging: Er ist Bildhauer und Künstler, gibt Kurse und stellt seine Skulpturen aus Stein aus – am liebsten in seinem „Artgarten“ in seinem Haus in der Bahnstraße in Überherrn.

Mit dem zweiten Kulturpreis eng verbunden ist die Verleihung des Gegenstücks, der Kulturzitrone: Beide beschäftigen sich für 2021 mit dem desolaten Zustand der Platanen am Großen Markt. Die über 100 Jahre alten Bäume sind Teil der städtebaulichen Identität der Stadt des Sonnenkönigs, befindet der KOMMkultur, sind Bestandteil des Saarlouiser Flairs, das man mit französischer Kultur und Lebensart verbindet. Tatsächlich aber haben die Preußen einst den Marktplatz mit diesen robusten Schattenspendern umgeben. Doch das Naturerbe ist in Gefahr, die Platanen sind krank, von einem rätselhaften Pilz befallen, werden wohl Stück für Stück verschwinden, so der bisherige Stand der Experten.

„Ungelöst bleibt bei allen Thesen und Theorien allerdings die Frage: Warum gerade jetzt? Warum sterben nicht nur in Saarlouis, sondern überall in Deutschland und Europa die Platanen?“, heißt es in der Begründung zur Kulturzitrone. Die Lust an Symptomen herumzukurieren, anstatt die Ursachen zu beheben, sei auch in Saarlouis „prächtig entwickelt“. Kämen doch bei kritischen Fragestellungen „möglicherweise Handlungsdruck auf und unbequeme Wahrheiten ans Licht“.

Zum Beispiel die, dass auf dem Großen Markt in den häufiger werdenden Hitzesommern Lebensbedingungen und Aufenthaltsqualitäten wie in einer Wüste herrschen. Gutachterlich belegt ist er der absolute Saarlouiser Hotspot – hier ist der Klimawandel mit seinen fatalen Folgen live zu beobachten.

Mit der Verleihung des Titels Saarlouiser Kulturerbe will der KOMMkultur nicht nur die städtebauliche Bedeutung der Platanen für Saarlouis hervorheben. Er will jenen Mut machen, die sich für ihre Rettung und ihren Erhalt stark machen: „Jenen, die angesichts des Klimawandels und seiner Folgen nicht tatenlos zuschauen wollen. Gerade den jungen Saarlouisern, denen diese Stadt einmal gehören wird.“ Die Kulturzitrone geht deshalb auch an diejenigen, die „taten- und emotionslos“ dem Elend der Platanen zusähen. „Sie geht eigentlich an die Politik, damit an den Stadtrat“, erklärt Neuhäuser, „gleichzeitig wollen wir mit der Vergabe die Bürger wachrütteln.“