Kreative Kontrapunkte

Saarlouis. Peter Wiotte, Jahrgang 1958, hat nach seinem Studium der Physik an der Saarbrücker HBK Kommunikationsdesign studiert. Seit er an einer Psychose erkrankt ist, lebt er in einer Wohngruppe des Vereins für Sozialpsychiatrie. Auf den ersten Blick erscheinen seine großformatigen Acrylbilder hell und freundlich. Es dominieren Pastelltöne

 Künstler Pascal Marchand steht vor zwei seiner Werke. Foto: Thomas Seeber

Künstler Pascal Marchand steht vor zwei seiner Werke. Foto: Thomas Seeber

Saarlouis. Peter Wiotte, Jahrgang 1958, hat nach seinem Studium der Physik an der Saarbrücker HBK Kommunikationsdesign studiert. Seit er an einer Psychose erkrankt ist, lebt er in einer Wohngruppe des Vereins für Sozialpsychiatrie. Auf den ersten Blick erscheinen seine großformatigen Acrylbilder hell und freundlich. Es dominieren Pastelltöne. Doch Wiottes verzerrte menschliche Figuren setzen scharfe Kontrapunkte. Sie verschwimmen, verbiegen sich, lösen sich auf, werden in einigen seiner Bilder bis zur Unkenntlichkeit abstrahiert. Wiotte bannt mit seinen Bildern eine Realität auf die Leinwand, wie er sie in der Zeit seiner Psychose erfahren hat. Dabei wirken Wiottes Bilder aber nicht bedrohlich, sondern eher freundlich und strahlen eine neugierige Zufriedenheit aus. Die Bilder, die Wiotte in der Ausstellung zeigt, sind alle innerhalb des Kreativangebotes des Vereines entstanden. Als "protodadaistisch" bezeichnet dagegen Pascal Marchand seine Collagen und Bilder. Pascal Marchand, geboren 1959, kam während seines Psychologie- und Philosophiestudiums zur Malerei. "Eine Bekannte ist in eine große Wohnung gezogen und hatte viele freie Wände und Platz für ein Atelier", erinnert er sich lächelnd. In den folgenden Jahren hat sich Pascal Marchand autodidaktisch weitergebildet - soweit es ihm möglich war, hat er Kunstausstellungen in der ganzen Bundesrepublik besucht. Auch er lebt seit einigen Jahren in einer Wohngruppe des Vereins Sozialpsychiatrie, hat dort auch ein eigenes Malatelier. Seine Bilder heißen "industrial piece", "promenade" oder "hot spurs". Marchand liebt es, mit Farben, Lacken, Kleber und den verschiedensten Materialien zu experimentieren. "Ich liebe es, wenn sich die Motive übereinander schieben und ein Ganzes werden", sagt er. Die Ideen kommen spontan "Ich weiß nicht woher." Ein Bild entsteht ursprünglich aus ein paar Formen - der Grundidee, "dann kommt immer etwas dazu." Die Ästhetik ist auch ihm wichtig, harmonische Farbklänge mit leuchtend starkfarbigen Tupfern sind sein Ding. Auch die Umsetzung geht bei Marchand relativ schnell - "zwei bis drei Stunden höchstens, irgendwann sage ich mir, das hat was, und dann ist es fertig", sagt Marchand. Im Gegensatz zu Peter Wiotte, der ganz anders arbeitet. Die Malerei helfe ihm sehr über seine Krankheit hinweg. Denn er leidet unter den Einschränkungen, die seine Erkrankung mit sich bringt. "Ohne das Malen wäre mein Leben noch viel reduzierter als es jetzt ist" sagt er.Die Bilder von Pascal Marchand und Peter Wiotte sind noch bis Ende des Monats im Tageszentrum des Vereins Sozialpsychiatrie in der Metzer Straße 26 zu sehen. Das Tageszentrum ist montags bis donnerstags von neun bis 17 Uhr, freitags bis 15 Uhr geöffnet.

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