Kooperation ist europaweit ein Schlüssel

Saarlouis. Die vier durch Partnerschaften verbundenen Mittelstädte Saarlouis, Saint-Nazaire, Eisenhüttenstadt und Glogau unterhalten fast ein Komplett-Sortiment im Bereich Kultur: Bibliothek und ein Theater eingeschlossen

Saarlouis. Die vier durch Partnerschaften verbundenen Mittelstädte Saarlouis, Saint-Nazaire, Eisenhüttenstadt und Glogau unterhalten fast ein Komplett-Sortiment im Bereich Kultur: Bibliothek und ein Theater eingeschlossen. Das Theater in Saint-Nazaire am Atlantik wird demnächst erst eröffnet, das Friedrich-Wolf-Theater in Eisenhüttenstadt wurde gerade, das in Saarlouis wird demnächst grundsaniert. Überall spielen Kooperationen zur Finanzierung von Kultur eine Rolle, und in jede Stadt betrachtet es als öffentliche Aufgabe, Kultur in Reichweite ihrer Bürger anzubieten. In Frankreich falle es schwerer, Firmen als Sponsoren für lokale Kultur zu gewinnen, sagte Kultur-Stadtverordnete Dominique Norval.Eine der Stärken von Saarlouis ist eine sehr entwickelte Kooperation mit Institutionen und Firmen. Dazu kommt, dass die Stadt von Spitzenkünstlern im Bereich von Musik und Tanz profitiere, die entweder hier wohnen oder durch das Engagement einzelner Bürger und Vereine in die Stadt kommen, wie Claudia Wiotte-Franz und Heike Breitenmoser vom städtischen Kulturamt. darlegten.

Dagmar Püschel und Bozena Rudzinska hinterließen den Eindruck, dass in Eisenhüttenstadt und Glogau viel Wert darauf gelegt wird, gerade jungen Leuten die aktive Teilnahme an Kultur zu ermöglichen. In allen vier Städten gewinnen Formen des modernen Tanzes besonders für Jüngere immer mehr Bedeutung. In keiner der vier Städte, auch das wurde bei den Gesprächen in Saarlouis deutlich, gibt es schon weiterführende Ideen, was der demographische Wandel, also Bevölkerungsrückgang bei einem wachsenden Anteil Älterer für die Arbeit mit Kultur bedeuten könnte.

Den vier Partnerstädten ist nicht nur gemeinsam, dass sie am Wasser liegen und dieses in die öffentliche Kulturarbeit einbeziehen. Alle folgen, wie Püschel sagte, im Prinzip einem Dreiklang aus Lebensqualität, Identität und Kreativität als Begründung für die Förderung von Kultur. Dabei kann keiner der Vier auf starke alte Kulturtraditionen zurückgreifen: Denn drei Städte waren vom Zweiten Weltkrieg besonders betroffen, Eisenhüttenstadt entstand gar erst danach. Ein wachsendes Bewusstsein für die Ursprünge der Städte ist überall Teil der Kulturarbeit. Saarlouis zum Beispiel mit seinem Programm "Vauban-Stadt", Saint-Nazaire bezieht den gigantischen U-Boot-Hafen, um dessentwillen die Stadt zerstört wurde, in seine Kulturarbeit ein. "Ohne Bewusstsein für die Herkunft keine Identität", sagte der Saarlouiser OB Roland Henz.

Geschichte in Gegenwart zu verwandeln, eine Funktion von Kultur, kann auch erstaunlich parallel ausfallen. Der U-Boot-Hafen ist längst in einen Ort der lebendigen Kultur verwandelt. In Saarlouis erinnert man sich an die "Compagnie Carabosse", die mit "Citadelle de feu" die Festung zum Raum für Feuer und Licht verfremdete und von Grund auf neu erlebbar machte. Und in Glogau im westlichen Polen verwandelten Künstler ein Gewölbe der alten Festung mit einer Flut weißer Papierhüte und Popcorn für die Gäste in, so Rudzinska, "einen ganz anderen Raum".

Henz regte an, das Thema gezielt zu vertiefen. Die Gäste aus Glogau und Eisenhüttenstadt bekundeten Interesse, mehr über die Praxis grenzüberschreitender Kulturarbeit mit Hilfe der EU zu lernen. Uschi Macher vom saarländischen Ministerium für Inneres und Kultur hatte ihnen aufgeblättert, was sich alles hinter der Vernetzung in der Großregion verbirgt. "Kultur ist Lebensqualität, Identität und Kreativität."

Dagmar Püschel

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort