Kommentar Mehr Frankreich wagen?

In einer Stadt, die als französischste in ganz Deutschland gilt, dürfte man ruhig etwas mehr Frankreich wagen. Schon Kinder kennen und lieben das Glockenspiel im Rathausturm, ein liebenswertes hörbares Kulturerbe, das zur Stadt gehört wie der Schokoladenduft und die Kasernen.

 Nicole Bastong Foto: Robby Lorenz

Nicole Bastong Foto: Robby Lorenz

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Aber das Liedgut könnte tatsächlich mal aufgestockt werden.

Warum nicht auch an dieser Stelle auf das reiche kulturelle Erbe der Europastadt verweisen? Allein der Name verweist auf die lange französische Tradition. 1680 wurde Saarlouis als Sarre-Louis von Franzosen gegründet. Von 1793 bis 1810 hieß die Stadt aus antiroyalistischen Gründen auch mal „Sarre-Libre“. 1815 ging sie zurück an die Preußen und erhielt die eingedeutschte Schreibweise des heutigen Saarlouis.

Im wenig ruhmreichen Kapitel der Nazi-Zeit hieß die Stadt auch mal Saarlautern, seit 1945 aber wieder Saarlouis. Da die Stadt eine nicht unbedeutende Zeit ihrer 321-jährigen Geschichte französisch war, könnte doch aus dem Glockenturm, zwischen deutscher und französischer Straße, neben deutschen auch französische Melodien erklingen – eine charmante Idee. Und die Chance, zu zeigen, dass Europa bedeuten kann, als verschiedene nationale Identitäten unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen.

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