Klöppeln ist nicht nur Tischdeckchen

Saarlouis · Zahlreiche Klöppel-Freunde sind am Wochenende nach Saarlouis gepilgert. Dort fand der 33. Kongress des deutschen Klöppelverbandes statt. Händlermesse, Ausstellungen und mehr lockten über 3000 Gäste an.

 Wunderschöne Handarbeiten waren in der Ausstellung in der Kaserne VI zu sehen. Foto: Thomas Seeber

Wunderschöne Handarbeiten waren in der Ausstellung in der Kaserne VI zu sehen. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber
 Gerda Kaiser (links) und Sigried Schütter sind schon seit vielen Jahren begeisterte Klöpplerinnen – Schütter hat ihr Hobby mittlerweile sogar zum Beruf gemacht.

Gerda Kaiser (links) und Sigried Schütter sind schon seit vielen Jahren begeisterte Klöpplerinnen – Schütter hat ihr Hobby mittlerweile sogar zum Beruf gemacht.

 Barbara und Johannes Corbet haben geklöppelte Kleider gezeigt. Fotos: Lara Kühn

Barbara und Johannes Corbet haben geklöppelte Kleider gezeigt. Fotos: Lara Kühn

 Fühlt sich wohl in Saarlouis: Elke Mauritz vom deutschen Klöppelverband.

Fühlt sich wohl in Saarlouis: Elke Mauritz vom deutschen Klöppelverband.

Geschwind flogen am Samstagmittag geschickte Hände und hölzerne Klöppel im Saarlouiser Rathaus hin und her. Edith Braun und ihre jungen Schülerinnen aus dem Odenwald waren zum 33. Jahreskongress des deutschen Klöppelverbandes nach Saarlouis gekommen und mit ihnen 500 weitere aktive Klöpplerinnen und Klöppler sowie mehrere Tausend Besucher aus aller Welt (die SZ berichtete).

Staunende Zuschauer scharten sich im Verwaltungsgebäude um die neun Mädchen der "Otzenberger Klöppelhexen", die ihr großartiges Talent an den bunten Klöppelkissen bewiesen. Ebenso emsig ging es am Wochenende in den Saarlouiser Fliesen zu. Der größte Markt für Klöppelbedarf in Deutschland lockte zahlreiche Aussteller und Besucher an.

Susanne Aldenhoven und ihre Tochter Leonie waren "nur" aus Bous angereist. "Am Anfang ist das Klöppeln etwas verwirrend, aber man gewöhnt sich ganz schnell an die Technik", berichtete Leonie, die ihre ersten Schritte im "Drehen" und "Kreuzen" erst einen Tag zuvor beim Schauklöppeln in Saarlouis gemacht hatte. Ihre Mutter lobte die "tolle Ausrichtung" des von der Stadt Saarlouis begleiteten Kongresses, bei dem man "so viele schöne Ecken der Stadt sehen und erkunden kann". Unter anderem fanden Vorträge und Ausstellungen auf der Vauban-Insel, in der Kaserne VI und im Rathaus statt.

Das kam nicht nur bei den heimischen Besuchern des Kongresses gut an. Margarete Hund war aus Göppingen ins saarländische Klöppel-Mekka gekommen. "Mir gefällt es hier in der Region sehr gut, und die Leute sind äußerst freundlich", erzählte sie. Während sie sich den vielen Aktionen in Saarlouis widme, erkunde ihr Ehemann allerdings lieber die Gegend auf "einem der schönen Wanderwege".

Über die "geniale Gastfreundschaft" der Leute vor Ort freute sich auch die stellvertretende Vorsitzende des deutschen Klöppelverbandes, Elke Mauritz. "Hier fühlt man sich wie zu Hause. Die Resonanz zur Veranstaltung ist durch die Bank positiv." Die Klöppelarbeiten seien über die Jahre "zeitgemäßer und dekorativer" geworden. Deshalb finde man auf den Ausstellungen und Märkten nicht nur "Tischdeckchen". Natürlich sei das traditionelle Klöppeln eine Grundvoraussetzung, die man beherrschen muss, dann könne man aber zum Beispiel auch Schmuck, Kleider, Bilder und Figuren klöppeln.

Grundbewegungen wie den "Halbschlag" - so lautet übrigens auch das diesjährige Kongressmotto - beherrschen Sigried Schütter aus Eisenberg und Gerda Kaiser aus dem Erzgebirge bereits im Schlaf. Seit vielen Jahrzehnten schon klöppeln die beiden in ihrer Freizeit. Eine von ihnen hat ihr Hobby jetzt sogar zum Beruf gemacht. "Seit einem Jahr gibt es wieder den Ausbildungsberuf des Textilgestalters in der Fachrichtung Klöppeln", erzählt Schütter. Ihre Ausbilderin, Barbara Corbet, war ebenfalls in Saarlouis zu Gast. In den Fliesen stellte sie eigene geklöppelte Kleidung aus. "Es ist mir wichtig, dass diese schöne alte Handarbeitskunst bewahrt bleibt", erzählt die Frankweilerin.

Weit über 3000 Teilnehmer und Besucher waren zum Kongress in Saarlouis gekommen, zog die Sprecherin des Deutschen Klöppelverbandes, Wilhelma Schmülling, gestern Nachmittag eine kurze Bilanz. Unter den ausgestellten Exponaten sei zwar keine Arbeit eines Mannes gewesen, aber viele Männer seien als Gäste gekommen. "Wir haben uns in Saarlouis richtig wohlgefühlt. Die Ausstellungsräume sind sehr schön", sagte Schmülling. Gefreut hat sie sich darüber, dass unter den Besuchern auch viele Nicht-Klöppler waren.

Insgesamt sind 2800 Mitglieder im Deutschen Klöppelverband aktiv. Der 34. Kongress der Klöppler ist im kommenden Jahr in Emden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort