Kleider werden kürzer, die Anzüge schicker
Kreis Saarlouis. Früher trug das Mädchen ein bodenlanges Kleid zum Abschlussball und der Junge den Hochzeitsanzug vom Vater. Oder den alten Firmanzug. Der passte zwar nicht mehr so richtig, aber wenigstens hing die passende Krawatte dazu noch im Schrank. Heute werden die Kleider der jungen Frauen immer kürzer, die Anzüge der Jungs schicker
Kreis Saarlouis. Früher trug das Mädchen ein bodenlanges Kleid zum Abschlussball und der Junge den Hochzeitsanzug vom Vater. Oder den alten Firmanzug. Der passte zwar nicht mehr so richtig, aber wenigstens hing die passende Krawatte dazu noch im Schrank. Heute werden die Kleider der jungen Frauen immer kürzer, die Anzüge der Jungs schicker.Der Saarlouiser Fotograf Michael Büch fotografiert seit über zehn Jahren die Abschlussbälle saarländischer Schulen. Die Garderobe der Absolventen hat er dabei immer im Auge.
"Die Jungs werden immer schicker", hat er festgestellt, "früher kombinierten sie noch Jackett mit Turnschuhen", heute erscheinen sie im eigenen, gut sitzenden Anzug. Die Mädchen haben sich immer schon aufgebrezelt, sagt Büch. "Das einzige, was sich da ändert, ist der Preis für die Frisur."
Lange Haare wurden noch vor ein paar Jahren schlicht hochgesteckt oder zum Pferdeschwanz gebunden. "Heute sind das richtige Kunstwerke!", sagt Büch. Schick waren die Mädels auf den Bällen immer, heute würden sie immer mehr zu Modepüppchen.
Antwort auf die Fragen "Woher? Wie teuer?" ist mal "20 Euro, H&M" und mal "Designer in Metz, Preis will ich lieber nicht verraten". Charline Dörr hat ihr Kleid für den Abschlussabend der Erweiterten Realschule In den Fliesen in Saarbrücken gekauft. Mit dabei war die beste Freundin. "Ich wollte etwas kurzes, knalliges", sagt sie. Mit diesem Ziel musste sie nur fünf Kleider anprobieren, dann hatte sie es: Ein ziegelrotes Bandeaukleid, figurbetont und kurz, mit Schleife am Dekolleté.
Aylin Biering ist mit gleich mehreren Freundinnen losgezogen und für unter 20 Euro in Saarlouis fündig geworden. Ihr Kleid ist trägerlos, knapp und schwarz-weiß.
Julia Faßbender, 18, aus Saarlouis hat für ihren Abiturball des Gymnasiums am Stadtgarten in der Europa-Galerie Saarbrücken ein lila Satinkleid gekauft, knielang, mit Spaghettiträgern. Aber erst nachdem sie in vielen - "in gefühlten hundert" - Läden war, mindestens genau so viele Kleider habe sie anprobiert. "Klar war nur: Es soll farbig sein, nicht schwarz". Mit dabei war ihre Mutter. Lisa Gergen, 18, trug zu ihrem Abiturball ein fremdes Kleid. "Die Freundin meiner Mutter hat es mir geliehen. Sie hat es mir angeboten, als sie vom Ball gehört hatte", erklärt sie und sagt: "Glück gehabt! Ich und Kleider - ich hätte keinen Kopf dafür, stundenlang zu suchen." Das wusste die Bekannte und hat ihr zum violetten Bandeau-Kleid auch gleich den passenden Schmuck geborgt.
Trägerlose und Cocktailkleider im Stil der 20er Jahre liegen seit ein paar Jahren schon im Trend bei Abschlussbällen, da sind sich Verkäufer im Landkreis einig.
Eren Akcuru hat sich speziell für den Abschlussabend der ERS am Römerkastell einen Anzug gekauft. Schwarz und schlicht zum weißen Hemd. "Das ist ein besonderer Abend", sagt er, "dafür kann man sich doch mal schick machen."
Das findet auch Sandro Cordella. Er hat sich für den Ball den weißen Anzug seines Vaters geliehen. "Wir haben die gleiche Figur, das passt gut", sagt er.
Jasmin Tomalla hat im Internet nach ihrem Kleid gesucht. Einen Monat lang hat sie sich durch verschiedene Shops geklickt. Das eine Kleid, das sie bestellt hat, ist es auch geworden: Schwarzer Satinstoff, knielang, mit üppiger roter Schleife um die Taille.
Bei Andrea Maric ging es sogar noch schneller: Gerade mal zwei Stunden lang hatte sie nach einem Kleid gesucht und sich dann in einer Saarlouiser Boutique das klassische Kleine Schwarze gekauft.
Lucas Jacoby macht den Trend nicht mit, nach dem Jungs sich mehr in Schale werfen. Er trägt zum Abschlussball Jeans, Turnschuhe und ein weißes Hemd. "Ich wäre auch im Schlafanzug gegangen, wenn der nicht in der Wäsche gewesen wäre", sagt er. "Das ist ein besonderer Abend".
Eren Akcuru
