Umfrage Kaum jemand outet sich als Faasendbooz

Saarlouis · „Ein Graus, zu laut, zu schrill“: Die Fastnachts-Muffel sind bei einer Umfrage der Saarbrücker Zeitung in Saarlouis in der Mehrzahl.

 Willi Diwo

Willi Diwo

Foto: Axel Künkeler

Bei einer Umfrage der Saarbrücker Zeitung zur heißen Phase der Fastnacht will sich kaum jemand als echter Faasendbooz outen. Einige werden bei den Umzügen und Maskenbällen zwar dabei sein und die „fünfte Jahreszeit“ gebührend feiern, insgesamt aber überwiegen die Karnevals-Muffel bei dieser nicht-repräsentativen Befragung.

„Keine Ahnung warum, aber ich bin eher ein Faasend-Muffel“, sagt Sandra Waller. Statt mit den Greesen ihr Unwesen zu treiben, zieht es die junge Frau aus Saarwellingen lieber zum Skifahren. Die deutlichste Ablehnung des Fastnachts-Treibens zeigen die beiden Saarbrücker Wolfgang Blum und Jochen Müller, die beide beruflich in Saarlouis zu tun haben. „Null Interesse“ hat Müller an dieser „künstlichen Fröhlichkeit auf Kommando“. Das Ganze sei ihm „ein Graus, zu laut, zu schrill“. In der Sauna zur Ruhe kommen oder Skifahren ist ihm sehr viel lieber. Auch Blum bezeichnet sich „eher als Muffel“, empfindest es als schwierig, „dass die Leute nur dann lustig sind und das ganze Jahr über nicht“. Er mag schon „gerne Spaß, auch ohne Fastnacht“. Früher, als seine Kinder noch klein waren, ist er aber oft zum Umzug in Burbach gewesen.

Überhaupt sind einige der Befragten wegen oder durch ihre Kinder in der Fassenacht dabei. „Meine Kinder haben mich angesteckt, deshalb mache ich mit, obwohl ich kein Faasendbooz bin“, sagt etwa Antje Hattab aus Dillingen. Zusammen mit ihrem siebenjährigen Sohn Yecin geht sie am Fetten Donnerstag zum Umzug in Dillingen, manchmal auch in Diefflen. Zudem geht es auf den Kinder-Maskenball im Evangelischen Gemeindehaus, „natürlich im Kostüm, man will ja nicht auffallen“. Als Indianerin oder als Rotkäppchen die Mutter, während der kleine Yecin sich „meist als Pirat“ verkleidet.

Die Kinder von Gerti Knauber (Saarlouis) sind beim Musikverein Schwalbach aktiv, deshalb geht sie mit zum Schwalbacher Umzug. Nicht wirklich kostümiert, aber Cowboy-Hut oder Polizeimütze als Kopfbedeckung darf’s schon sein. „Ein Faasendbooz war ich mal“, doch mit zunehmendem Alter nehme das ab, meint sie. Aber mit ihren Töchtern zum Humpen-Ball in der Saarlouiser Altstadt geht Gerti Knauber immer noch gerne: „Da sind alle Generationen vertreten und es herrscht eine tolle Stimmung.“

Beim Umzug in ihrer Heimatgemeinde Schwalbach dabei ist auch Waltraud Andre. Mit der Wandergruppe geht es an Rosenmontag erst zum Frühstück nach Saarlouis, dann zum Umzug und danach wird noch „ein wenig gefeiert“. Fest im Kalender steht auch die Schwalbacher Frauen-Fastnacht. Obwohl Waltraud Andre sich nicht als Faasendbooz bekennen mag, dahin geht sie schon auch im Kostüm, wie etwa letztes Jahr als Chinesin.

Früher sei er viel unterwegs gewesen an der Fastnacht, „aber jetzt nicht mehr“, erzählt Willi Diwo aus Überherrn. Als Schotte oder als
Beatle sei er in einer Fußgruppe bei zahlreichen Umzügen dabei gewesen. „Heute sind meine Kinder wie hin und weg“, berichtet er weiter. Die seien bei den „Piraten“ in Altforweiler ganz aktiv und nähmen mit eigenem Wagen an Umzügen in Roden, Überherrn und eben Altforweiler teil.

„Kein Interesse mehr“ an der Fastnacht hat auch die Saarlouiserin Waltraud Nanninga. Nur die Mainzer Karnevalssendung schaut sie sich noch an, da sie in Mainz geboren ist und dort studiert hat. Früher sei sie in der Karnevals-Hochburg „viel auf Sitzungen“ gewesen und auch noch als sie ins Saarland zog, habe sie auf privaten Fastnachts-Partys „viel gefeiert“.

Aus Rheinland-Pfalz kommt auch Karl-Heinz Studt, der mit seiner Frau in Saarlouis („eine sehr schöne Stadt“) zu einem Arzt-Termin unterwegs ist. „Bei uns im Kreis Kusel ist aber nicht so viel los.“ Sie bezeichnen sich als Fassenachter, aber der Weg zu den großen Umzügen in Mainz oder Ludwigshafen sei ihnen heute zu weit und der Umzug im nahe gelegenen Ramstein „nichts Besonderes“. „Kappensitzungen brauchen wir nicht“, betonen sie, aber zum Tanz auf dem Lumpenball seien sie immer gerne gewesen. „Doch das Interesse lässt nach“, klingt es fast schon ein bisschen wehmütig.

 Wolfgang Blum

Wolfgang Blum

Foto: Axel Künkeler
 Waltraud Nanni

Waltraud Nanni

Foto: Axel Künkeler
  Waltraud Andre

 Waltraud Andre

Foto: Axel Künkeler
 Sandra Waller

Sandra Waller

Foto: Axel Künkeler
Jochen Müller

Jochen Müller

Foto: Axel Künkeler
Derzeit sind die Narren los – doch nicht jeder mag die fünfte Jahreszeit.

Derzeit sind die Narren los – doch nicht jeder mag die fünfte Jahreszeit.

Foto: picture alliance / dpa/Fredrik Von Erichsen
Laura Gotzmann

Laura Gotzmann

Foto: Axel Künkeler
Karl-Heinz Studt

Karl-Heinz Studt

Foto: Axel Künkeler
 Antje Hattab mit ihrem Sohn Yecin

Antje Hattab mit ihrem Sohn Yecin

Foto: Axel Künkeler
 Gerti Knauber

Gerti Knauber

Foto: Axel Künkeler

„Früher ja, heute nicht mehr“ gilt aber nicht nur bei der älteren Generation. Die junge Laura Gotzmann aus Saarlouis zeigt ebenfalls „eher wenig Interesse“ an der fünften Jahreszeit. Früher sei sie mit ihren Eltern oder auch ihren Cousins verkleidet auf die Umzüge gegangen. „Das hat richtig Spaß gemacht“, aber heute mache sie das nur, wenn es gerade passt. Und bei einigen Fastnachtsfeiern werde einfach „zu viel Alkohol getrunken“. Die Fastnachtslieder dagegen sind „oft sehr lustig und machen richtig gute Laune“, findet sie. Trotzdem hat sie in diesem Jahr an den Fastnachtstagen was anderes vor: Gemeinsam mit einer Freundin fährt sie nach Amsterdam.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort