Saarlouis „Die Aktion hat Aufmerksamkeit erregt“

Karin Jacobs vom Caritasverband Saar-Hochwald spricht über „Bevor ich sterbe ...“ zum Welthospiztag.

 Karin  Jacobs

Karin Jacobs

Foto: Anette Kerwer, Caritasverband Saar Hochwald e.V./Anette Kerwer

Die Aktion „Bevor ich sterbe ...“ des Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungszentrums (AHPZ) der Caritas lief vom 6. bis 13. Oktober. Anlass war der Welthospiztag. Jeder konnte an mehreren Standorten in Saarlouis seine Wünsche aufschreiben und auf Tafeln den Satz „Bevor ich sterbe, möchte ich ...“ vervollständigen. Die Ergebnisse waren sehr interessant, wie Karin Jacobsvom AHPZ im Gespräch mit der SZ berichtet.

Sie haben die Aktion mit Ihren Mitarbeiterinnen durchgeführt. Wie lautet Ihr Fazit?

Jacobs: Die Aktion hat Aufmerksamkeit erregt. Die Menschen sind miteinander ins Gespräch gekommen. Sie wurden angeregt, über Dinge nachzudenken, über die sie sonst vermutlich nicht nachgedacht hätten. Es gab aber auch welche, die einen Bogen um die Tafeln gemacht haben. Interessant war, dass die Umgebung sich offenbar auf die Wünsche ausgewirkt hat.

Inwiefern?

Jacobs: In der Kirche St. Ludwig und in der Evangelischen Kirche ging es überwiegend um die Themen Familie, Frieden und Glaube. Auf die Tafel wurde zum Beispiel geschrieben: „Mit meinen Geschwistern versöhnt am Grab meiner Eltern stehen“, „die Stille finden in mir“ und „dass es keinen Krieg mehr gibt“. Im St. Elisabeth-Krankenhaus waren die Wünsche vor allem mit der Gesundheit verknüpft: „wieder gesund werden“, „mehr Pflegekräfte“, „leben!“. Und im Globus waren es eher materielle Wünsche: „auf Weltreise gehen“, „Elefanten streicheln“, „im Staatstheater auftreten“.

Was war noch interessant?

Jacobs: Die Sprachenvielfalt. Wir haben gesehen: Egal, aus welchem Land jemand kommt, zu diesem Thema kann jeder etwas sagen. Und dann: Die Geschichten hinter den Wünschen. Zum Beispiel hat jemand geschrieben, er wünsche sich, dass seine Frau acht Tage länger lebt als er. Im ersten Moment klingt das etwas seltsam. Er erklärte dann aber, er hielte es nicht aus, wenn sie vor ihm sterben würde. Das fand ich sehr berührend.

Waren die Menschen bei „Bevor ich sterbe ...“ offener als bei anderen Aktionen?

Jacobs: Ja, das war mein Eindruck. Unser Arbeitsfeld Hospiz ist ja immer schwierig zu vermitteln, da braucht es kreative Ideen wie diese Aktion, um die Menschen anzusprechen.

Mussten Sie auch Wünsche wieder sofort wegwischen?

Jacobs: Wenn jemand etwas Verletzendes oder extrem Politisches aufgeschrieben hat, dann haben wir das nicht lange stehen lassen. Wenn zum Beispiel eine Pflegekraft beleidigt wurde, dann kam das weg. Das Ziel bestand ja darin, persönliche Wünsche aufzuschreiben – nicht, sich über jemanden zu beklagen.

Sie haben die Tafeln immer wieder abfotografiert, sobald sie mit Wünschen vollgeschrieben waren. Was passiert mit den Fotos?

Jacobs: Möglicherweise gibt es eine Ausstellung, das ist eine Überlegung. Wenn das Ambulante Hospiz- und Palliativberatungszentrum der Caritas nächstes Jahr an einen anderen Standort in Beckingen umzieht, bietet sich vielleicht die Gelegenheit, dort die Bilder aufzuhängen.

Gibt es weitere Pläne?

Jacobs: Ja. Wir wollen die Aktion auch im Landkreis Merzig durchführen.

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