Kampf um die Kastanie

Schwarzenholz. Im Saarwellinger Ortsteil Schwarzenholz gibt es weiterhin Ärger um einen Baum: Das neue Feuerwehrgerätehaus soll neben dem Parkplatz der Schultze-Kathrin-Halle, an Stelle der ehemaligen Milchstation, gebaut werden (die SZ berichtete). So hat es der Gemeinderat bereits im Juni 2010 einstimmig (mit zwei Enthaltungen) beschlossen

 Diese Kastanie in Schwarzenholz ist fällig. Foto: Thomas Seeber

Diese Kastanie in Schwarzenholz ist fällig. Foto: Thomas Seeber

Schwarzenholz. Im Saarwellinger Ortsteil Schwarzenholz gibt es weiterhin Ärger um einen Baum: Das neue Feuerwehrgerätehaus soll neben dem Parkplatz der Schultze-Kathrin-Halle, an Stelle der ehemaligen Milchstation, gebaut werden (die SZ berichtete). So hat es der Gemeinderat bereits im Juni 2010 einstimmig (mit zwei Enthaltungen) beschlossen. Noch in diesem Jahr kann mit dem rund 1,8 Millionen teuren Bau des neuen Gerätehauses begonnen werden. Vorher muss aber das alte Bauernhaus abgerissen und der Baum gefällt werden.Die mächtige Kastanie soll spätestens Ende des Jahres weichen. Nun laufen aber einige Bürger Sturm: Anonyme Zuschriften an die Saarbrücker Zeitung und die Gemeindeverwaltung, Leserbriefe, Plakate und Schilder am Ortseingang und am Baum - mit der Aufschrift: "Die Feuerwehr will alles platt/ Ein Denkmal keine Chance hat". Auf einem Plakat wurde das Wort Feuerwehr sogar durch Gemeinde ersetzt. Das will die Verwaltung natürlich nicht auf sich sitzen lassen; sie erstattete Anzeige gegen Unbekannt wegen der wilden Plakatierung. "Mir fehlt da vollkommen das Verständnis", sagt Bürgermeister Michael Philippi zu den anonymen Aktionen.

Dass die Fällung des Baumes feststehe, betonte Bauamtsleiter Siegbert Molitor bereits Anfang Oktober gegenüber der SZ. Der Baum stehe nicht unter Denkmalschutz, argumentiert die Gemeinde Saarwellingen. Außerdem sei vorgesehen, mehrere neue Bäume als Ersatz zu pflanzen. Bürgermeister Philippi findet es zumindest "seltsam", dass plötzlich die Stimmung so hochkocht: "Niemand hat in irgendeiner Sitzung, ob Ortsrat, ob Gemeinderat oder Ausschusssitzung, das Thema bisher auf den Tisch gebracht."

Die Kritiker jedoch wollen den 68 Jahre alten Baum, der in Schwarzenholz als Wahrzeichen in der Ortsmitte gilt, erhalten. Es gebe Alternativen, meinen sie. Zum Beispiel, dass die Gemeinde ein an den Bauplatz angrenzendes Grundstück erwirbt und darauf baut. Eine Versetzung des Baumes ist schon verworfen worden, weil erstens die Kosten rund 150 000 Euro betragen würden und zweitens der Baum dabei Schaden nehmen könnte.

Als einzige Partei bisher haben sich die Grünen Saarwellingen diese Woche zu Wort gemeldet. "Dass die Feuerwehren in der Gemeinde Saarwellingen neue Gerätehäuser dringend brauchen, ist unumstritten. Dass dafür aber ein alter Kastanienbaum Platz machen muss, befürworten wir als Saarwellinger Grüne in keiner Weise", meint Thomas Müller, Vorsitzender der Grünen Saarwellingen. In einer Pressemitteilung regen die Grünen nun einen Kompromiss an: Die geplanten Funktionen der Löschbezirke Saarwellingen und Schwarzenholz sollen getauscht werden, so dass der Turm mit Schlauchwasch- und - prüfanlage nicht in Schwarzenholz, sondern in Saarwellingen gebaut würde.

"Nämlich nur wegen diesem Turm soll die Kastanie weichen", meint Thomas Müller. "Natürlich gilt es zu prüfen, ob die Umstrukturierung denselben Effekt erzielt wie die erste Variante", räumt Müller ein. Zudem sollte die Gemeinde die beiden Feuerwehren in die Gespräche miteinbeziehen.

Davon will Bürgermeister Philippi jedoch nun nichts mehr wissen: "Ich will das nicht noch einmal jetzt thematisieren", meinte der Verwaltungschef gestern dazu abschließend.

Meinung

Warum nicht einfach reden?

Von SZ-RedakteurinNicole Bastong

Mit eigentümlichen Waffen kämpfen die Schwarzenholzer um ihren Baum: Auf der einen Seite stehen die anonymen Plakatierer: Das ist feige und in der Regel auch wirkungsloser als etwa eine Bürgerinitiative. Wer etwas zu sagen hat, soll das mit seinem Namen tun. Einen Baum schützen zu wollen, ist schließlich nichts, wofür man sich schämen muss.

Auf der anderen Seite steht die überzogene Reaktion der Verwaltung auf die Plakataktion: Die Anzeige gegen Unbekannt (und damit gegen Schwarzenholzer Mitbürger) ist ein Schritt in die falsche Richtung. Wer einen Dialog mit seinen Bürgern will, darf sie nicht mundtot machen.

 Diese Kastanie in Schwarzenholz ist fällig. Foto: Thomas Seeber

Diese Kastanie in Schwarzenholz ist fällig. Foto: Thomas Seeber

Aber: Warum redet man nicht einfach miteinander? Ein runder Tisch ist ein einfaches Mittel, Interessen wirksam mitzuteilen. Vor allem der Rat mit seinen gewählten Volksvertretern sollte die Chance nutzen, zu zeigen, dass "die da oben" nicht immer machen, was sie wollen. Sondern die Bedenken der Bürger ernst nehmen und alle an Entscheidungsprozessen teilhaben lassen.

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