Jüdische Geschichte Jüdische Kaufhäuser bestimmten einst das Saarlouiser Stadtbild

Saarlouis · In den Tageszeitungen des Saargebiets der 1920er Jahre befanden sich eine Vielzahl großformatiger Anzeigen von Textilgeschäften, Schuh- und Lederwarenläden und Kaufhäusern, die von jüdischen Bürgern seit der Jahrhundertwende von den Familien Hanau, Israel, Levy, Salomon, Kahn, Stern oder Weil aufgebaut und geführt wurden. Jüdische Einzelhandelsgeschäfte, Kauf- und Warenhäuser waren im Zentrum der Städte unübersehbar, so etwa in Saarlouis, Dillingen, Lebach und in der Saarbrücker Bahnhofstraße, die sich nach der Reichsgründung 1870 zur bedeutendsten Einkaufsstraße des Saargebietes entwickelte und täglich von über 50 000 Menschen besucht wurde.

 Das Kaufhaus Schloss, wohl um 1930, in Saarlouis.

Das Kaufhaus Schloss, wohl um 1930, in Saarlouis.

Foto: Benedikt Loew

In den Tageszeitungen des Saargebiets der 1920er Jahre befanden sich eine Vielzahl großformatiger Anzeigen von Textilgeschäften, Schuh- und Lederwarenläden und Kaufhäusern, die von jüdischen Bürgern seit der Jahrhundertwende von den Familien Hanau, Israel, Levy, Salomon, Kahn, Stern oder Weil  aufgebaut und geführt wurden. Jüdische Einzelhandelsgeschäfte, Kauf- und Warenhäuser waren im Zentrum der Städte unübersehbar, so etwa in Saarlouis, Dillingen, Lebach und in der Saarbrücker Bahnhofstraße, die sich nach der Reichsgründung 1870 zur bedeutendsten Einkaufsstraße des Saargebietes entwickelte und täglich von über 50 000 Menschen besucht wurde.

In Saarlouis waren die größten Kaufhäuser Wollheim, Hanau, Carl Levy, Jahl Bickart, Levy, Moses und Herz, ferner in Saarlouis-Roden die Geschäfte Eugen Stern und Marx. Bekannt waren ebenso das „Welthaus“ in Dillingen, ein Schuhspezialgeschäft, sowie die von Emma Stern in Lebach geführte Textilhandlung. Die beiden zu dieser Zeit bedeutendsten Unternehmen des Saarlandes waren die Zigarettenfabrik Jyldis und die Astrawerke, die Kartonagen herstellten. Eigentümer beider Firmen waren Hugo und John Sternheimer. Insgesamt waren in beiden Betrieben rund 680 Angestellte beschäftigt. Auch Auch Felix Hanau aus Saarlouis, Besitzer der damaligen Fahrrad- und Maschinen-Industrie A.G. besaß eine der größten Firmen. Er verlegte das Unternehmen 1923 nach Saarbrücken. Es handelte sich hierbei um einen der größten Autohändler (Citroen-Garage) des Saargebietes. Die Architektur vieler jüdischer Kauf- und Warenhäuser bestimmte nicht nur das Bild der Saarbrücker Bahnhofstraße — so das Passage-Kaufhaus oder das Kaufhaus Weil — sondern gerade auch das Bild kleinerer Städte, wie beispielsweise die Kaufhäuser Schloss und Schwarz in Saarlouis. Es waren jüdische Familien wie Wronker, Wertheim und Tietz, die im deutschen Kaiserreich die Warenhausidee erfolgreich umgesetzt hatten.

Warenhäuser revolutionierten im 19. Jahrhundert den Handel. Nach der Machtübernahme im Saargebiet 1935 durch die Nationalsozialisten wurden die jüdischen Geschäfte durch skrupellose Profiteure „arisiert“. Viele nutzten die schlechte Rechtsposition, um sich in den Besitz des Betriebes zu bringen.

Einen Vortrag des Stadtverbandes der historisch-heimatkundlichen Vereine (VHVS) und dem Städtischen Museum Saarlouis zum Thema gibt es im Studio, Theater am Ring, Donnerstag, 2. November. Beginn um 19 Uhr.

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