Jesidische Gemeinde Saar gedenkt bei Fastenfest der IS-Opfer im Irak und in Syrien

Saarlouis · Im Saarland leben 3000 bis 5000 Jesiden. 300 von ihnen feierten am Samstag in Saarlouis das Fastenfest. Dabei berichteten sie von der Verfolgung ihrer Verwandten durch IS-Terroristen im Irak und in Syrien.

 Adoula Dado (r.), Vorsitzende der jesidischen Gemeinde im Saarland, entzündet mit Glaubensanhängern Kerzen. Foto: Rolf Ruppenthal

Adoula Dado (r.), Vorsitzende der jesidischen Gemeinde im Saarland, entzündet mit Glaubensanhängern Kerzen. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

In diesem Jahr steht keine Feier am Ende des jesidischen Fastenfestes Ida Ezdi in der Lohwieshalle in Reisbach. Die über 300 Gäste beginnen das Fest am Samstagabend mit einer Schweigeminute. Sie gedenken ihrer Brüder und Schwestern im Irak und in Syrien, die durch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) verschleppt, versklavt oder getötet wurden. Hunderttausende von Jesiden sind auf der Flucht, 5000 Frauen und Mädchen verschleppt. Die Vereinten Nationen sprechen von einer humanitären Katastrophe. "Das Wort ,Fest' geht mir heute nicht leicht über die Lippen", beginnt Adoula Dado, Vorsitzende des Vereins "Rote Sonne - Der Ezidischen Karitative", ihre Rede. "Es ist wichtig, dass die Welt die Jesiden nicht vergisst, wir brauchen dringend Unterstützung. Zehntausende werden den Winter wahrscheinlich nicht überleben", sagt Dado. Sie reist im Januar mit Vertretern der Jungen Union Saar in den Irak, um dort Hilfsgüter und Spenden zu verteilen.

"Wir leben in einer Kultur des Hinschauens und möchten heute unsere Solidarität zum Ausdruck bringen", sagt Sozialstaatssekretär Stephan Kolling (CDU ), Schirmherr des Fastenfestes der jesidischen Gemeinde im Saarland . Er überreicht einen Scheck über 3000 Euro von der Landesregierung.

Wie viele sorgt sich auch Layla Hesou (34) aus Limbach um ihre Familie in Syrien. Wochenlang wusste sie nicht, was mit Schwiegermutter und Schwager in Aleppo (Syrien) geschehen war. Nun hat sie wieder Kontakt, aber was sie erzählt, erschüttert: Das Haus sei zerstört, es gebe kein Geld, keine Nahrung, kein Wasser. "Wir wissen nicht, wie wir ihnen helfen können, dabei brauchen sie so dringend Hilfe."

Von der verzweifelten Lage im Irak berichtet auch Mamou Othman, Direktor des Instituts für europäische Studien an der Universität Duhok im Irak. "Wir dürfen nicht vergessen, dass wir tief mit unseren Heimatdörfern verwurzelt sind. Um unsere Kultur zu wahren, müssen wir in unserer Heimat bleiben", sagt er angesichts der Flüchtlingsströme aus dem Irak. Wichtig sei nun vor allem der Zusammenhalt der Jesiden.

Spenden für Nordirak : Kreissparkasse Saarlouis , Empfänger: Rote Sonne - der Ezidischen Karitative, BIC: KRSADE55XXX, IBAN: DE495935 0101373160439; Verwendungszweck: Hilfe für Nordirak .

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HintergrundJesiden sind von der Volkszugehörigkeit Kurden und Angehörige einer 4000 Jahre alten, monotheistischen Religionsgemeinschaft. In ihrer Vorstellung existiert keine böse Kraft, weil ihr Gott schwach wäre, würde er eine zweite Kraft neben sich zulassen. Der Mensch ist selbst verantwortlich für sein Wirken. Ihre Religion ist erblich, man wird als Jeside geboren, eine Missionierung ist ausgeschlossen. bel

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