„Jede Neuinfektion ist vermeidbar“

Saarlouis · Im Moment findet die dritte saarländische HIV-Testwoche statt. Dr. Wolfgang Schmitt, leitender Medizinaldirektor des Gesundheitsamts Saarlouis, sowie Simone Theis und Stephan Ströher vom Präventionsteam haben sich mit SZ-Mitarbeiterin Barbara Scherer über Ursachen und Folgen von HIV unterhalten.

Was genau sind HIV und Aids?

Dr. Wolfgang Schmitt: HIV ist der Name eines Erregers, der auf Deutsch humanes Immunschwächevirus heißt. Aids ist die Erkrankung, die unter Umständen mit einer langen Latenzzeit irgendwann zum Ausbruch kommt. Ein Virus befällt eine bestimmte Zelle und zwingt diese, neue Viren zu produzieren. Im Falle von HIV ist das eine wichtige Zelle im Immunsystem des Menschen. Geht die Anzahl der Zellen zurück, kommt es zu Störungen im Abwehrsystem. Beim Vollbild der Krankheit, das wir heute praktisch nicht mehr sehen, kommt es zum Zusammenbruch des Immunsystems.

Wie überträgt sich HIV?

Schmitt: Der Hauptübertragungswert ist ungeschützter Geschlechtsverkehr mit infizierten Personen - unabhängig davon, ob diese homosexuell oder heterosexuell sind. Der zweite Übertragungswert ist über Drogen und die Benutzung derselben Nadeln, außerdem gibt es auch noch eine Mutter-Kind-Transmission.

Ab wann kann ein HIV-Test durchgeführt werden?

Schmitt: Frühestens drei Monate nach dem letzten infektiösen Kontakt.

Wie läuft dieser Test ab?

Stephan Ströher: Die Leute melden sich bei uns und machen einen Termin aus. In der Beratung wird dann detailliert mit dem Betroffenen gesprochen, was vorgefallen ist, und dann wird entschieden, ob die zwölf Wochen erfüllt sind und ein Test gemacht wird. Dann geht es zur Blutentnahme. Etwa drei bis vier Tage später kommt der Betroffene dann noch mal zu dem Ergebnisgespräch.

Schmitt: Der Test ist anonym und kostenlos, es findet vorher immer eine Beratung statt.

Angenommen, der Test fällt positiv aus. Was sind die nächsten Schritte?

Schmitt: Im positiven Fall wird immer ein Bestätigungstest gemacht. Dann wird mit den Betroffenen gesprochen und es werden Hilfsmöglichkeiten aufgezeigt, Aids-Ambulanzen, Behandlung und so weiter.

Wie wird HIV behandelt und gibt es die Möglichkeit einer Heilung?

Schmitt: HIV ist nach wie vor nicht heilbar und es gibt nach wie vor keine Impfung. Es gibt aber mittlerweile eine sehr aufwendige Therapie mit verschiedenen Stoffen, die die Viruslast deutlich reduzieren können und damit auch die Ansteckungsgefahr. Im Saarland leben geschätzt 800 Menschen mit HIV, der Ausbruch der Vollerkrankung Aids wird zurückgedrängt. Das bedarf aber ständiger Medikamenteneinnahme und von den Leuten Disziplin.

Wie kann man HIV verhindern?

Simone Theis: Kondome verwenden. Das Problem ist, dass viele Leute gar nicht genau wissen, wie sie sich infizieren und was sie machen können.

Schmitt: Jede Neuinfektion ist vermeidbar.

Und deshalb die Testwoche?

Schmitt: Das Wissen geht zurück, die Leute nehmen das vielleicht auch nicht mehr so ernst. In der neusten Veröffentlichung schreibt das Robert-Koch-Institut , dass die Zahl der Infizierten, die nicht wissen, dass sie infiziert sind, ansteigt. Es ist zwingend notwendig, auf die Möglichkeit des Tests hinzuweisen.

Theis: Je früher die Krankheit erkannt wird, desto früher kann sie behandelt werden. Deshalb ist es wichtig, sich testen zu lassen.

Was wird während der Testwoche noch geboten?

Theis: Wir haben verlängerte Öffnungszeiten, außerdem hatten wir am Freitag eine Auftaktveranstaltung in der Altstadt und am Samstag eine Präventionsaktion, wo Flyer und Kondome verteilt wurden. Am Freitag hatten wir zusammen mit der HTW ein Projekt.

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