Uecker und Mack In der Kraft liegt die Ruhe

Saarlouis · Die Galerie Palz in Saarlouis zeigt Werke der beiden ZERO-Künstler Günther Uecker und Heinz Mack.

 Typisch Günther Uecker: Er schlägt Nägel in einen Untergrund, er legt Nägel zu einem Muster und presst dann dickes Büttenpapier darüber, bis ein Relief entsteht. Hier ein Blatt aus der Mappe „Huldigung an Hafez“. 

Typisch Günther Uecker: Er schlägt Nägel in einen Untergrund, er legt Nägel zu einem Muster und presst dann dickes Büttenpapier darüber, bis ein Relief entsteht. Hier ein Blatt aus der Mappe „Huldigung an Hafez“. 

Foto: MIchael Palz

Michael Palz hat Günther Uecker und Heinz Mack schon im Angebot seiner Galerie gehabt, bevor sie die internationale Kunst-Community entdeckte und dafür auf Auktionen Spitzenpreise zahlte. Ein Uecker, den man sofort als solchen erkennt, also eine Art Wandskulptur aus Nägeln, die auf einem Untergrund eingeschlagen sind, hat schon drei Millionen Euro gebracht.

Heinz Mack rangiert nicht so teuer, aber auch seine Werke erzielen hohe Preise, seit vor wenigen Jahren die Künstlergruppe ZERO wiederentdeckt wurde. Grafik von ­Uecker und Mack, wie Palz sie zeigt, bekommt man um mehrere Stellen vor dem Komma günstiger.

Mack gründete die Gruppe ZERO 1957 mit Otto Piene. 1961 kam ­Uecker dazu. 1966 löste sich die Gruppe auf. Was sie wollten, trugen die Drei auch danach weiter: Abschütteln, was so alles an historischem Ballast, an Assoziationen und verbrauchten Mustern an der Kunst klebte. Eine neue Kunst, die viel mit Licht und Leuchten und mit Bewegung arbeitete.

Sie sind sich bemerkenswert treu geblieben. Piene hat man bei Palz in Saarlouis schon gesehen, Mack und Uecker auch. Die aktuelle Ausstellung nun zeigt vor allem Bilder, die Mack und Uecker in den vergangenen beiden Jahren schufen: Die 1931 und 1930 geborenen Mitt-Achtziger zeigen einen ungebrochen ungeheuer lebendigen Auftritt. Zum Beispiel Mack mit seiner „Kleinen Chromatik“, die, ebenso wie „Blue Field“ von 2016, dessen dichte, kristalline Gitter mit leuchtender Farbtiefe im Siebdruck mit 36 Sieben erzeugt wurde.

Die abstrakten BIlder von Mack senden durch ihre oft wie gerippt rhythmisierten Strukturen Wellen aus, Bewegung. Strukturen, Licht und eben vor allem Bewegung verbinden sie mit Uecker. Auch wenn der gern mit dem Weiß von Büttenpapier arbeitet oder schwarz-weiß, und Mack die Farbe zu seinem Medium macht.

Die Galerie Palz zeigt zum Beispiel zwei Motive aus Ueckers Mappe „Huldigung an Hafez“ (2015), die sicher prominentesten der gut 30 Exponate. Uecker schlägt dazu (wie sonst auch sehr oft) Nägel senkrecht in den Grund, legt andere auf den Untergrund, formt Muster. Dann legt er das Büttenpapier drüber und presst es, bis ein Prägedruck entsteht, wie er in der Galerie zu sehen ist.

Die Nägel schlägt Uecker mit einiger Gewalt ein, die ihm bewusst und wichtig ist. Aus der Gewalt, der Bewegung, aus den harten Nägeln, entstehen zarte Muster, die man poetisch nennen muss. Poesie mit großer Kraft. Wie das Auge bei aller Bewegung zur Ruhe kommt und nach nichts weiterem verlangt: das ist Ueckers Geheimnis. Er beleuchtet nur eine Hälfte dieses Geheimnisses, wenn er selbst sagt: „Kunst ist wie ein Ausschlag, als ob dich ein Pferd tritt.“ Neun solcher Prägegrafiken ­Ueckers zeigt Palz. Manche dieser Grafiken (etwa die „Optische Partitur“) sind mit anderen Techniken kombiniert: Übermalung oder Lithografie.

Vernissage ist am Sonntag, 4. Februar, 11 bis 17 Uhr (und 15 bis 17 Uhr), es spricht der Aachener Kunsthistoriker Hermann Berton. Bis 3. März, dienstags bis freitags 10 bis 12.30 Uhr; 14 bis 18 Uhr; samstags 10 bis 13.30 Uhr. Lisdorfer Straße 9, Saarlouis.

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