Römer und Kelten Im Wald auf der Grenze, da sind die Kelten

Keine präzise Rekonstruktion eines Denkmals ist das Keltendorf bei Niedaltdorf. Eher eine Animation. Nah an den Kelten, die tatsächlich dort lebten.

 Einmal im Jahr findet in dem Dorf ein keltisches Beltanefest statt.Da geht es bunt zu, wie unser Foto aus diesem Mai zeigt.

Einmal im Jahr findet in dem Dorf ein keltisches Beltanefest statt.Da geht es bunt zu, wie unser Foto aus diesem Mai zeigt.

Foto: Carolin Merkel

Um das Jahr 2000, erinnert sich Martin Silvanus, Bürgermeister der Gemeinde Rehlingen-Siersburg, gab es eine Studie, die den Landkreis Saarlouis in Bezug auf die Stärken und Schwächen im Bereich Tourismus untersuchte. Bei der Lektüre, erinnert er sich, sei er über eine sehr interessante Feststellung gestolpert. „Wenn ein paar Römer eine Wiese platt getreten haben, dann machen die Städte da direkt was draus. Hier waren die Kelten zu Gange und niemand macht das zum Thema“ – so, sagt er, stand es damals sinngemäß in der Studie. „Wir wussten, im Wald von Niedaltdorf gibt es eine sehr lebendige, keltische Vergangenheit, rund 40 Hügelgräber wurden dort gefunden“, erzählt Silvanus.

Die Idee einer Nachbildung eines Keltendorfs wurde damals geboren. Doch so richtig überzeugen konnte der Bürgermeister die potenziellen Geldgeber nicht, ein Keltischer Ringwall in Otzenhausen, so hieß es, decke das Thema im Saarland genügend ab. Damit wollte er sich nicht zufrieden geben. Ein Zufall, die Anfrage des Internationalen Workcamps, das sich im Sommer 2003 angekündigt hatte, machte das „Low-Budget-Projekt“ schließlich tatsächlich möglich. In den drei Wochen, in denen die jungen Männer und Frauen im Wald zwischen Niedaltdorf und Neunkirchen-lès-Bouzonville fleißig arbeiteten, ist der erste Teil eines ketlischen Wohnhauses entstanden.

„Schwierig ist die Rekonstruktion auch deshalb, weil es aus der Keltenzeit keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt. Allerdings gibt es zahlreiche Funde, die Rückschlüsse zulassen, das in etwa so gebaut wurde“, erklärt Silvanus. Wobei, die Materialien, sagt er, sind nicht alle authentisch, etwa Schilf und kurzgewachsenes Stroh, das damals zum Eindecken des Daches verwendet wurde, gibt es heute nicht mehr.

„Es geht uns bei der Rekon­struktion darum, die Geschichte erlebbar zu machen.“ Dazu gehörte auch, dass die Holzunterkon­struktion im Wohnhaus anfangs noch offen lag, um die Bauweise zu zeigen. Leider, wie Silvanus erzählt, wurde daran ständig herumgewerkelt, bis man sich entschloss, auch diesen Wandbereich mit einer Mischung aus Lehm, Sand und Stroh zu verputzen. Nach dem Start durch das Workcamp vor 15 Jahren waren weitere Ferienmaßnahmen vor Ort für die Fertigstellung des ersten Gebäudes nötig. Das Material, erzählt der Bürgermeister, kam von der Gemeinde, die sehr gute Sponsoren für das Projekt gefunden hat.

Entstanden ist neben dem Wohnhaus ein Vorratsspeicher auf Stelzen. Die Speicher dienten dazu, Mäuse und Ratten von den Vorräten fernzuhalten. Komplettiert wurde das Ensemble im vergangenen Jahr durch den Nachbau eines keltischen Hügelgrabs. Auch hier war nochmals ein Workcamp im Einsatz. „Übrigens, das Hügelgrab liegt auf der französischen Seite des Keltendorfes, die beiden Häuser stehen auf der deutschen Seite“, erklärt Silvanus. Und darauf ist er ein bisschen stolz. Denn wann immer Gruppen das Keltendorf besichtigen, tauchen sie nicht nur ab in eine längst vergangene Welt, auch die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland, die vielen noch im Gedächtnis ist, wird hier erlebbar.

Ein besonders schönes Zeichen, sagt er, ist die Zusammenarbeit der beiden Feuerwehren beim sogenannten Beltane-Fest auf dem Gelände des Keltendorfs. Das findet traditionell am 1. Mai statt und zog auch in diesem Jahr wieder sehr viele Besucher an. Aber auch von Beginn an, betont er, handelte es sich um ein grenzüberschreitendes Projekt, vom damaligen Nachbar-Bürgermeister habe er jede Menge Unterstützung erhalten.

Einen Wunsch, den hat Silvanus noch. Er hätte zu den bisher bestehenden Gebäuden sehr gerne noch ein Langhaus. Dieses bietet, ähnlich einem Bauernhaus, zugleich Wohnraum und Stallung unter einem Dach. „Vielleicht finden sich hier ja mal zwei Zimmerleute auf der Walz, die sich vorstellen könnten, ein solches Projekt mit der Gemeinde zu verwirklichen“, sagt er. Doch auch schon jetzt, betont Martin Silvanus, der immer wieder gerne in dem Keltendorf zu Gast ist, lohnt ich ein Besuch.

 Neben dem Keltendorf befindet sich der Eingang zum frei rekonstruierten Hügelgrab, das schon in Frankreich liegt.

Neben dem Keltendorf befindet sich der Eingang zum frei rekonstruierten Hügelgrab, das schon in Frankreich liegt.

Foto: Carolin Merkel
 Ein kleines Ensemble: Das Keltenhaus und der auf Stelzen errichtete Vorratsspeicher vermitteln einen Eindruck, wie die Kelten hier, genau auf der heutigen Grenze, lebten.

Ein kleines Ensemble: Das Keltenhaus und der auf Stelzen errichtete Vorratsspeicher vermitteln einen Eindruck, wie die Kelten hier, genau auf der heutigen Grenze, lebten.

Foto: Carolin Merkel
 Das Hügelgrab ist im vergangenen Jahr von einem internationalen Workcamp errichtet worden.

Das Hügelgrab ist im vergangenen Jahr von einem internationalen Workcamp errichtet worden.

Foto: Carolin Merkel

An heißen Tagen liegt das Dorf sehr idyllisch unter hohen Bäumen im Schatten. Und die bieten übrigens, wie bei unserem Besuch, auch bei Regen einen gewissen Schutz – ein ideales Ausflugsziel also bei jedem Wetter.

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