„Im Pflegeberuf gibt es gute Aufstiegschancen“

Seit knapp zwei Jahren ist der Landkreis Saarlouis Teil des bundesweiten Programms „Regionales Bündnis für Chancengleichheit“, das sich für mehr Frauen in Führungspositionen engagiert. In einer Interviewreihe stellt SZ-Redakteurin Nicole Bastong beruflich erfolgreiche Frauen aus dem Kreis vor. Teil 4: Barbara Baltus, 50 Jahre, ist verheiratet, Mutter von zwei Töchtern, stellvertretende Schulleiterin und Pflegedirektorin im DRK-Krankenhaus Saarlouis.

 Mit beiden Beinen im Leben: Barbara Baltus bringt Familie und Karriere in Einklang. Foto: Roi

Mit beiden Beinen im Leben: Barbara Baltus bringt Familie und Karriere in Einklang. Foto: Roi

Foto: Roi

Frau Baltus, schildern Sie bitte Ihren Werdegang.

Barbara Baltus: 1981 habe ich eine Ausbildung zur Krankenschwester gemacht und mich dann weitergebildet als Lehrerin für Pflegeberufe . Ich habe zwischendurch zwei Familienpausen gemacht, einmal zwei Jahre, einmal drei Jahre, war aber während dieser Zeit immer stundenweise berufstätig, im ambulanten Pflegedienst und als Dozentin. 2003 wechselte ich ans Krankenhaus Saarlouis und wurde stellvertretende Schulleiterin. Seit 2013 bin ich zusätzlich Abteilungsleiterin der Innere/Chirurgie und seit Kurzem kommissarische Pflegedirektorin. Parallel dazu mache ich gerade eine Weiterbildung zur Fachwirtin für Gesundheit und Soziales. Ich bin eben ein Mensch, der sich immer gern weiterentwickelt.

Wie haben Sie bisher Chancengleichheit erlebt?

Baltus: Frauen haben einen hohen Anteil im Pflegeberuf und damit auch gute Aufstiegschancen. Es gibt die Stationsleiterebene und darüber hinaus die Abteilungs- und Bereichsleitungsebene, die in unserem Krankenhaus drei Frauen und nur ein Mann begleiten. Wer ambitioniert ist, findet im Gesundheitswesen vielfältige Möglichkeiten, Verantwortung zu übernehmen. Aber ich habe öfter den Eindruck gehabt, dass Männer schnell überholen können, wenn eine Frau in Familienzeit geht.

Was muss sich ändern, damit es für Frauen leichter wird, aufzusteigen?

Baltus: Führungspositionen sollten auch in Teilzeitarbeit möglich sein. Dafür haben wir im Haus auch gute Beispiele. Hohe Flexibilität bei den Arbeitszeiten, flexible Arbeitszeitmodelle oder Home Offices könnten eine Alternative sein. Das geht aber nur, wenn das ganze Team das mitträgt. Im Schichtdienst ist Flexibilität natürlich schwierig. Wir versuchen hier auf Wünsche der Mitarbeiter einzugehen, und es gelingt auch oft.

Welchen Rat können Sie anderen Frauen mitgeben?

Baltus: Wenn man Freude an etwas hat, sollte man unbedingt dranbleiben. Man muss seine Ziele definieren und konsequent verfolgen, und dabei auch den Mut haben, äußere Strukturen wie Kinderbetreuung in Anspruch zu nehmen. Wenn die Kinder gut versorgt sind, darf eine Mutter ohne schlechtes Gewissen ihrem Beruf nachgehen. Aber man sollte auch die eigene Gesundheit im Blick behalten, Zeit für Familie und Beruf, aber auch sich selbst reservieren. Die Balance muss stimmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort