Konferenz IG Metall kritisiert Kanzlerin Merkel

Roden/Völklingen/Köllertal · Auf der Delegiertenkonferenz in Roden prangern Gewerkschaftsvertreter „politische Missstände“ an.

„Der deutsche Landwirtschaftsminister setzt sich für die Vergiftung der Umwelt mehr ein als die Bundeskanzlerin für die Stahlarbeiter“, hieß es unter anderem in der kernigen Rede des 1. Bevollmächtigten der IG-Metall-Geschäftsstelle Völklingen, Robert Hiry, auf der Delegiertenkonferenz 2017 in Roden. – Zum Bezirk der Geschäftsstelle Völklingen gehören aus dem Köllertal auch Püttlingen und Heusweiler.

Hiry nahm mit seinen Worten Bezug auf die Versprechungen, welche die Kanzlerin vor der Wahl gemacht habe, und ebenso auf das Abstimmungsverhalten von Agrarminister Christian Schmidt jüngst in Brüssel, als dieser entgegen der Koalitions-Absprache für eine Verlängerung des Glyphosat-Einsatzes stimmte und so eine Koalitionskrise auslöste.

Merkel habe im September in Dillingen den Stahlarbeitern Unterstützung zugesichert, „aber passiert ist nichts“, sagte Hiry vor den 120 Delegierten. Gefahren sehen die Gewerkschafter vor allem durch Stahl-Billigimporte aus China und den ihrer Ansicht nach zu laschen Gegenmaßnahmen, so seien etwa die Einfuhrzölle auf chinesischen Stahl zu niedrig.

Sorgen bereitet den Metallern auch die Automobilindustrie. Hiry sieht diesen Bereich in einem epochalen Umbruch, er nannte den VW-Dieselskandal und die Elektromobilität. Es gebe zu viele Fragen, große Verunsicherung und keine Antworten.

Zufrieden dagegen ist Hiry mit der Mitgliederentwicklung im Bezirk der Geschäftsstelle Völklingen. Er sprach von 94 Prozent Organisationsgrad bei den neuen Auszubildenden. Insgesamt sind mehr als 28 500 Beschäftigte bei der Geschäftsstelle Völklingen gelistet. Hiry gab in seinem Geschäftsbericht auch einen Ausblick auf die jetzt anstehenden Tarifverhandlungen mit angestrebten Lohn- und Gehaltserhöhungen von sechs Prozent. Warnstreiks im Januar 2018 seien bereits in Vorbereitung.

Guido Lesch, der zweite Bevollmächtigte der Geschäftsstelle Völk­lingen, beschäftigte sich in seiner Ansprache unter anderem mit der aktuellen politischen Lage. „Wir leben in unruhiger Zeit“, stellte er fest. Er nannte an erster Stelle die Bundestagswahl, die ein gescheitertes Jamaika-Bündnis, Rechtspopulismus und eine irrlichternde SPD über Deutschland gebracht habe. Ferner kritisierte er heftig soziale Ungerechtigkeit und dass die Armut zunehme. Ziel gewerkschaftlicher Arbeit sei immer, sagte Lesch, betriebliche, soziale und wirtschaftliche Missstände aufzuzeigen und dagegen zu agieren.

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