Handarbeit ist sein Markenzeichen

Saarlouis. Betritt man das Arbeitszimmer im Untergeschoss seines Einfamilienhauses, könnte man meinen, bei einem Spirituosenhändler eingekehrt zu sein. In Wirklichkeit füllen die Regale Wein-, Cognac- und Sektflaschen, denen Herbert Kartes das eigene Markenzeichen aufgedrückt hat. Mehr als 800 Getränkeausstattungen aus aller Welt tragen seine Handschrift

Saarlouis. Betritt man das Arbeitszimmer im Untergeschoss seines Einfamilienhauses, könnte man meinen, bei einem Spirituosenhändler eingekehrt zu sein. In Wirklichkeit füllen die Regale Wein-, Cognac- und Sektflaschen, denen Herbert Kartes das eigene Markenzeichen aufgedrückt hat.Mehr als 800 Getränkeausstattungen aus aller Welt tragen seine Handschrift. Und das ist wörtlich zu nehmen, denn mit Computer-Grafikprogrammen will er bis zum heutigen Tag nichts zu tun haben, wie er im Gespräch beteuert. Für ihn ist "die persönliche Handschrift der notwendige und anziehende Gegenpol zum Anonymitätstrend unserer Zeit".

Namhafte Weine

Namhafte Weine deutscher, französischer und kalifornischer Winzer, Schwarzmeer- und Krimsekt aus Bulgarien und Russland, französische Champagner- und Cognacmarken sowie Schnäpse aus Deutschland zählen zu seinen Kunden.

Herbert Kartes ist gelernter Stein- und Fotolithograf und dank des digitalen Zeitalters wohl einer der letzten in Deutschland, der dieses Handwerk von der Pike auf gelernt hat. Als "Spezialist der Miniaturgrafik" spezialisierte er sich auf die Gestaltung von Flaschenetiketten.

1951 - der Vater war gerade aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause gekommen - hatte der 14-Jährige eine Lehre bei den Astrawerken in Saarlouis begonnen, und Hans Moselle, sein Meister, hatte sein Zeichentalent sogleich erkannt. "Es wurde mir in die Wiege gelegt", sagt er. Schon zu Anfang seiner Lehrzeit fertigte er eine vierseitige Urkunde zur Grundsteinlegung des Saarlouiser Rathauses an. Mit Begeisterung habe er das Metier des Steinlithografen gelernt, das Moselle selbst so sehr geschätzt habe, "obwohl es die Fotolithografie doch längst gab", erzählt Kartes.

Später sei er nicht umhin gekommen, umzuschulen. Stationen in namhaften Druckereien im In- und Ausland halfen ihm, seine Technik und Farbenlehre, "die eine ganz andere ist als die in der Malerei", zu verfeinern.

Zusatzausbildung in Stuttgart

In Stuttgart machte er eine Zusatzausbildung als Farbretuscheur, später, als er eine Anstellung in der Saarbrücker Druckerei Klinke hatte, bildete er sich an der Kunst- und Handwerkerschule des Saarlandes weiter. "Bis zu 13 Steine (Kalkschieferplatten) kamen mitunter zusammen, sollte ein Etikett besonders bunt sein."

Inzwischen übt der Etiketten-Designer seinen Beruf 60 Jahre aus, davon 40 Jahre in Saarlouis. "Mit Leidenschaft, bis heute", versichert Kartes mit strahlenden Augen. Und endlich soll es auch eine Ausstellung in Form einer Retrospektive geben - "die erste in meinem Leben". Freunde hätten ihn dazu gedrängt, fügt er an.

Anfang der 70er Jahre war Kartes mit seiner Frau Ursula und den beiden Kindern nach Saarlouis zurückgekehrt. Als "Frontmann", wie er von sich behauptet, einer, der stets allein, ohne Kompagnons, arbeiten wollte. Er richtete sich ein Grafikatelier im eigenen Haus auf dem Steinrausch ein und machte sich selbstständig: kreierte Flaschenetikette, malte Plakate, entwarf Anzeigen, Firmenlogos und Prospekte, gestaltete Briefbögen und Visitenkarten - auch für zahlreiche lokale Firmen.

In mehreren Mappen, die der Öffentlichkeit ebenfalls erstmals zugänglich gemacht werden, ruhen Zeichnungen, die Kartes "unterwegs" gemacht hat. Sie beweisen einmal mehr die zeichnerische Begabung, die sein berufliches Ansehen begründete.

Auf einen Blick

Die Sonderausstellung "60 Jahre Kartes Grafik" wird bis 2. Dezember im Vauban-Saal des Städtischen Museums in Saarlouis gezeigt. Vernissage ist am Sonntag, 21. Oktober, um elf Uhr. jst

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort