Grundmauern von Saarlouis stehen wieder

Saarlouis · Ende der Baustelle: Bald wird der größte Teil des Ravelin V, der als neuer Teil des Stadtgartens gestalteten Vauban-Festung Saarlouis, freigegeben. Rund 4,3 von veranschlagten 7,5 Millionen Euro sind bereits verbaut.

 Das Ravelin V, einst Schutzschild der Stadt, mit Hauptgraben, der Cunette und einem Weg. Die Vauban-Anlage wird originalgetreu wieder aufgebaut. Fotos: Hartmann Jenal

Das Ravelin V, einst Schutzschild der Stadt, mit Hauptgraben, der Cunette und einem Weg. Die Vauban-Anlage wird originalgetreu wieder aufgebaut. Fotos: Hartmann Jenal

Der dritte Bauabschnitt des Ravelin V in Saarlouis ist fertig. Am Dienstag, 14. Juli, werden die bisher umgebauten Flächen der südwestlichen Ecke der Überschwemmungsfestung des französischen Militär-Baumeisters Sébastien Prestre de Vauban der Öffentlichkeit freigegeben.

Die Festung ist der Gründungskern der Stadt Saarlouis , gebaut in den Jahren 1680 und folgende.

Zwölf Vauban-Städte sind 2008 zum Weltkulturerbe erklärt worden; Saarlouis müht sich seitdem um Anschluss an dieses Vauban-Netz. Die Rekonstruktion der Südwestecke der Überschwemmungsfestung und damit das Vorziehen des Stadtgartens begann im Juni 2012. Zuvor war das Gelände hergerichtet worden. Unter anderem wurden Altlasten, aber auch Eingriffe für ein hier geplantes und dann gescheitertes Wohnbauprojekt beseitigt.

"Das Ravelin V ist die größte Rekonstruktionsmaßnahme einer Vauban-Anlage überhaupt", sagt Stadtplaner Jürgen Baus. Das Ravelin, das der Baustelle den Namen gibt, ist Teil der Festung: Es schützt wie ein Schild den Wall zwischen zwei Bastionen. Das Ravelin V schützte den Wall zwischen der Bastion VI (wo heute ein griechisches Lokal ist) und der Bastion V. Zu sehen ist vom Ravelin V nur noch ein kleines Stück. Dessen Wiederherstellung gehörte zum dritten Bauabschnitt.

Brücke folgt noch

Zu diesem Bauabschnitt gehört zudem die Fertigstellung des Hauptgrabens mit Rasen, der historisch getreuen Entwässerungsrinne ("Cunette") und einem Weg drumherum. Weiter gehört dazu ein Stück des Glacis. Das ist eine ansteigende Erdanschüttung, die das Schussfeld der Verteidiger freihielt. Auf der Fläche findet sich, im Boden eingelassen, der Grundriss der Reduit, in die sich die Verteidiger bei Artilleriebeschuss unterstellten. Der größte Teil dieses Glacis ist unter Straßen und Bebauung verschwunden. Der rekonstruierte Teil wird zur Vaubanstraße hin von einer Wand aus Cortenstahl begrenzt.

Über das Gelände verläuft auch der Wallerfanger Weg: eine Abkürzung aus preußischer Zeit, die noch nicht ganz wieder geschlossen ist. Sie wird später von der Ampelkreuzung Vaubanstraße bis zum Altarm führen. Die noch fehlende Brücke ist Teil des nächsten, der vierten Bauabschnittes. Gesäumt wird alles von den nun fertigen Busbuchten an der Vaubanstraße.

Weiterbau wird geprüft

Jetzt ruhen die Arbeiten erstmal. "Das hat genehmigungsrechtliche Gründe", sagt Baus. Denn die mit fünf Sechsteln rekordverdächtige Förderung von Abschnitt IV (s. Info) verlangt eine zusätzliche Prüfungsschleife über Saarbrücken während der Ferienzeit.

Im ersten Bauabschnitt war eine Rampe gebaut worden: an der Vaubanstraße, etwa Höhe der Brücke zur Insel. Der zweite Bauabschnitt umfasste vor allem die große Treppenanlage von der Ampelkreuzung herunter in den Hauptgraben.

Der vierte Bauabschnitt wird das leicht erkennbare, dreieckige Loch an der Ampelkreuzung schließen. Hier entsteht ein Teil der Ravelinschulter neu, unübersehbar, denn sie wird auf vier Meter über Straßenniveau aufgeschüttet. Auch diesen Wall wird Cortenstahl begrenzen, hier bis zu fünf Meter hoch. Nach innen begrenzt ein Graben diesen Wall, wodurch sieben Meter Höhenunterschied entstehen.

Für diesen vierten wie für den dritten Bauabschnitt werden Mauern ganz originalgetreu neu aufgebaut: Denn Denkmalpfleger Rupert Schreiber hatte vor Abriss für das geplante Wohnprojekt jeden Stein in Originallage dokumentiert. Jetzt sitzt fast jeder Stein wieder dort, wo er im 17. Jahrhundert verbaut worden war.

Es geht aber noch weiter, falls das Geld reicht: Der fünfte Abschnitt würde sich der Mauer zur Bastion VI hin widmen. Darüber würde es wohl 2018 werden. Danach, sagt Baus, stehen jede Menge Mauern im Stadtgarten zur Sanierung an.

Die genaue Gestaltung des Areals, das nun als Eingangsportal zum Stadtgarten aufgefasst wird, lieferte von Anfang an das Planungsbüro Dutt und Kist.

 Die Festungsmauern: Jeder Stein sitzt wieder an seinem Platz.

Die Festungsmauern: Jeder Stein sitzt wieder an seinem Platz.

Zum Thema:

Auf einen BlickDas Ravelin V ist nicht nur eine planerische und ingenieurtechnische, sondern auch eine finanztechnische Leistung. Die Abschnitte I bis V kosten laut Baudezernenten Günter Melchior rund 7,5 Millionen Euro . Davon zahlt die Stadt aber nur etwa 2,5 Millionen Euro . Fünf Millionen Euro stammen von Land, Bund oder EU. Für den IV. Bauabschnitt wird Saarlouis voraussichtlich gar nur ein Sechstel von 1,8 Millionen Euro zahlen. Fünf Sechstel kommen aus den anderen Töpfen, "eine Spitzenquote bisher", wie Stadtplaner Jürgen Baus sagt.Aber: Diese kombinierte Finanzierung setzt voraus, dass die Stadt einen Anteil zahlt. Es ist durchaus möglich, dass dieses Geld im Zuge der Schuldenbremse nicht mehr genehmigt werden kann. Das würde die weitere Sicherung der Vauban-Festung stoppen. we

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