Grüne bestätigen Doppelspitze

Saarlouis · Die Grünen haben auf einem Parteitag gestern die Weichen für die Landtagswahl 2017 gestellt. Hubert Ulrich und Barbara Meyer-Gluche wurden auf die ersten beiden Plätze der Landesliste gewählt. Allerdings fiel die Zustimmung für die beiden unterschiedlich aus.

 Sie führen die Landesliste der Grünen an: Der Landtagsabgeordnete Klaus Kessler kandidiert auf Platz vier, Co-Landeschefin Tina Schöpfer auf Platz drei, Barbara Meyer-Gluche auf Platz zwei und Landeschef Hubert Ulrich auf Platz eins. Foto: Ruppenthal

Sie führen die Landesliste der Grünen an: Der Landtagsabgeordnete Klaus Kessler kandidiert auf Platz vier, Co-Landeschefin Tina Schöpfer auf Platz drei, Barbara Meyer-Gluche auf Platz zwei und Landeschef Hubert Ulrich auf Platz eins. Foto: Ruppenthal

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Erstmals in ihrer Geschichte treten die Saar-Grünen mit einer Doppelspitze zur Landtagswahl im März 2017 an. Auf einem Landesparteitag in Saarlouis-Fraulautern wählten die rund 140 Delegierten gestern Landesparteichef Hubert Ulrich auf Platz 1 der Landesliste und die Saarbrücker Kreisvorsitzende Barbara Meyer-Gluche auf Platz 2. Allerdings fiel das Ergebnis für beide unterschiedlich aus: Während Meyer-Gluche rund 91 Prozent der Stimmen erhielt (125 Ja-Stimmen, 7 Nein-Stimmen, 2 Enthaltungen), stimmten für Ulrich nur knapp 74 Prozent (88 Ja-Stimmen, 20 Nein-Stimmen, 7 Enthaltungen).

Ulrich selbst zeigte sich von dem Ergebnis nicht überrascht: Es gebe nun mal unterschiedliche Lager innerhalb der Partei. Aus dem Umfeld des Landeschefs hieß es, dass ihm einige Delegierte übel genommen hätten, dass er zur Kampfkandidatur im Wahlkreis Ost nicht klar Position bezogen habe. Co-Landeschefin Tina Schöpfer hatte mit dem Ex-Landtagsabgeordneten Markus Schmitt um die Spitzenkandidatur konkurriert und gewonnen.

Stimmen aus dem Lager, die Ulrich kritisch gegenüberstehen, werteten das Ergebnis als deutliche Schlappe und als Zeichen des Unmuts über Ulrichs Führungsstil. Zuvor hatte es vereinzelt Kritik gegeben, dass Ulrich und nicht Meyer-Gluche auf Listenplatz eins steht. So meinte etwa Stephan Körner vom Ortsverband Halberg: "Eine Frau auf Platz 1 würde uns gut zu Gesicht stehen und die Wahlchancen erhöhen." Ulrich betonte, dass er auf Platz 1 stehe, bedeute nicht, dass er "die Nummer eins" sei, es gebe eine Doppelspitze. Da Meyer-Gluche als Spitzenkandidatin im Wahlkreis Saarbrücken aber einen sicheren Listenplatz habe, habe man entschieden, ihn auf den ersten Platz der Landesliste zu setzen.

Meyer-Gluche freute sich über das deutliche Abstimmungsergebnis: "Das ist ein Vertrauensvorschuss. Den gilt es jetzt zu erfüllen." Auf ein Wahlziel für den kommenden März wollte die 32-Jährige sich nicht festlegen: "Die Herausforderung ist, überhaupt wieder in den Landtag einzuziehen." Bei der Wahl 2012 nach dem Ende der Jamaika-Koalition hatten die Grünen den Einzug in den Landtag mit 5,0 Prozent nur knapp geschafft. Der Bundestagsabgeordnete und Generalsekretär Markus Tressel war da deutlich optimistischer: Er rief eine Umfrage von Mai in Erinnerung, bei der die Grünen bei sieben Prozent gelandet waren, und meinte: "Da geht noch mehr!"

Auf den Plätzen 3 und 4 der Landesliste stehen Co-Landeschefin Tina Schöpfer und der Landtagsabgeordnete Klaus Kessler , der sich nun doch nicht aus der Politik zurückzieht. Dies habe er ursprünglich geplant, um Platz zu machen für Jüngere und vor allem für Frauen an der Spitze der Partei, sagte er. Da dies mit Meyer-Gluche und Schöpfer nun gelungen sei, sei er der Bitte, seine "Erfahrung und Kompetenz" wieder zur Verfügung zu stellen, nachgekommen. Auf Platz 5 landete Marc Piazolo von den Homburger Grünen.

Zentrale Themen im Wahlkampf sollen laut Ulrich eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen und das Grubenwasser sein. "Mit den Grünen wird es keine Grubenflutung bis ganz nach oben geben", sagte er. " Und mit uns wird es auch keine Koalition geben, die eine solche Forderung nicht mitträgt."

Meyer-Gluche rief dazu auf, sich von den bundesweiten Wahlerfolgen der AfD nicht einschüchtern zu lassen und "im Gegensatz zu anderen Parteien" nicht "umzufallen". Die AfD bezeichne die gesellschaftlichen Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte, wie Homo-Ehe , Gleichberechtigung und Energiewende, als "Hirngespinste eines grünen Gutmenschentums". "Dass wir Grüne der Hauptfeind dieser Bewegung sind, zeigt, dass wir einiges richtig gemacht haben", sagte sie. Deshalb müsse das Motto lauten: "Euer Hass ist unser Ansporn."

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