Großbaustelle Kultur

Saarlouis · Kultur ist derzeit in Saarlouis vor allem eines: Baustelle. Immobilienverkäufe, Umzüge, eine Gründung, neue Konzepte und ein Denkmal beschäftigen Stadtverwaltung und Rat.

 Hier, wo das Bauschild am Ravelin V steht, soll ein Denkmal für Vauban und Choisy errichtet werden. Foto: Hartmann Jenal

Hier, wo das Bauschild am Ravelin V steht, soll ein Denkmal für Vauban und Choisy errichtet werden. Foto: Hartmann Jenal

Foto: Hartmann Jenal

Einstimmig haben der Kulturausschuss und sein Beirat am Mittwochabend das Konzept der Stadtverwaltung zum Umzug der Nutzer des Hauses Ludwig gebilligt, freilich mit dem Vorbehalt, dass der Verkauf des Hauses komplett vollzogen ist. Danach sollen die Wander-Ausstellungen der Ludwig-Stiftung in die Kaserne VI gehen. Brigitte Franzen, geschäftsführender Vorstand der Stiftung, sei "einbezogen", sagte OB Roland Henz. Genutzt werde auch das erste Geschoss, in dem früher die Stadtbibliothek untergebracht war. Henz sprach von einer Übergangslösung, bis neue Konzepte umgesetzt seien, auch für das städtische Museum. Die angestammten Ausstellungen im Atelier des Hauses Ludwig (etwa die der regionalen Künstler-Vereinigungen) ziehen auch in das historische Gebäude in der Altstadt.

Das sanierungsbedürftige Haus Ludwig musste verkauft werden, damit die Kommunalaufsicht den Umbau des Theaters am Ring genehmigte. Verkauft wurde laut Henz inzwischen auch die Taffingsmühle, die ein Restaurant bleibt.

Den Stadtgründern und -erbauern Sébastien Le Prestre de Vauban und Thomas de Choisy soll ein Denkmal gesetzt werden. Der Bund gäbe dazu 70 000 Euro im Zusammenhang mit dem Zuschuss-Programm, aus dem die Umgestaltung des Festungsecks Ravelin V bezahlt wurde. Dort soll es auch stehen. Der Leiter des Instituts für aktuelle Kunst, Prof. Jo Enzweiler, hat eine Liste mit neun, Ausstellungsmacher Claus Zöllner eine mit fünf Vorschlägen vorgelegt. CDU und Grüne wollen mehr regionale Künstler auf der Auswahlliste sehen. Ob es dabei bleibt, dass fünf Künstler von der städtischen Kunstkommission zu Entwürfen aufgefordert werden, jeder mit 2000 Euro abgegolten, wird eine Arbeitsgruppe klären. Ebenso die Frage, ob das Gesamtprojekt bis zu 200 000 Euro kosten wird. Deswegen vertagte der Ausschuss das Thema einstimmig.

Bewegung auch bei der Volkshochschule. Sie wird ihre zuletzt nur noch angemieteten Rest-Räume in der ehemaligen Zentrale gegenüber dem Theater am Ring räumen. Die Sprachkurse für Flüchtlinge werden in das Gebäude im Industriegebiet Metzer Wiesen verlegt, das die Stadt bis 2018 für Flüchtlinge angemietet und ausgestattet hat, um Hallenbelegung und Zelte zu vermeiden. Nun steht es leer. Raumreserve soll es aber bleiben.

Und dann ist da noch das künftige Archiv für regionale Künstlernachlässe. Die Stadt möchte dafür eine GmbH gründen, wie der Ausschuss am Mittwochabend in nicht öffentlicher Sitzung beriet.

Keine Ruhephase also für die Kulturmacher der Stadt nach der Eröffnung des umgebauten Theaters am Ring. Und viel zu tun auch für die neue Kulturamtsleiterin Julia Hennings, die zum 1. Oktober antritt. Herr Henz,wohin genau ziehen Haus Ludwig und die anderen Ausstellungsmacher um?

Henz: Das Museum Ludwig zieht in das Erdgeschoss der Kaserne VI ein. Mit den bekannten Künstlergruppen und Galeristen ist abgesprochen, dass in der Übergangszeit die Kaserne VI einmal im Jahr für eine gemeinsame Ausstellung zur Verfügung steht. Optionen, in anderen Räumlichkeiten auszustellen, bestehen auch. Die Ausstellungs-Organisatoren wissen, dass es sich um eine Zwischenlösung handelt und sind deshalb verständnisvoll und sehr kooperativ. Wir haben in den Gesprächen von etwa zwei Jahren gesprochen.

Eignet sich die Architektur der Kaserne VI dazu?

Henz: Im Erdgeschoss haben wir zur besseren Verdeutlichung ein Kabinett zur Hängung von Bildern aufgebaut, das auf Anhieb gefallen hat. Die historische Kaserne verliert in Verbindung zu Kunst und Kultur nichts von ihrem Flair. Im Gegenteil, es ist etwas Besonderes.

Was wird aus dem städtischen Museum?

Henz: Eine Neu-Konzeption zum Stadtmuseum wurde vom Leiter Benedikt Loew erarbeitet und vor fünf Jahren im Kulturausschuss vorgestellt. Nach dem Auszug der Bibliothek gibt es neue Optionen, die nun ebenfalls in die Überlegungen mit einzubeziehen sind.

Meinung:

Jetzt keine Fehler machen

Von SZ-Redakteur Johannes Werres

Nach dem Theater am Ring nun weiter mächtig Bewegung am Kultur-Standort Saarlouis : Vital in einer Zeit, in der man zu den Profilierten oder den Gesichtslosen gehört. Gerade deswegen muss man darauf achten, keine Fehler zu machen. So darf die Zwischenlösung mit Gemeinschaftsausstellungen völlig unterschiedlicher Künstler nicht Dauerlösung werden. Und eigentlich - auch wenn es wehtut, liebe Stadt - muss man zur Korrektur bereit sein, wenn sich die Kaserne VI doch nicht als Ausstellungsort bewähren sollte.

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