Gemeinsam sind sie stark

Kreis Saarlouis · Zahlreiche Menschen kämpfen nicht nur mit ihren körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Erschwerend sind oftmals Unverständnis und Hürden im Lebensumfeld. Dies zu ändern, ist seit Anfang 2016 Ziel eines dreijährigen Projektes für Inklusion im Kreis Saarlouis.

 Gemeinsam standen behinderte und nichtbehinderte Sänger auf der Bühne des Vereinshauses.

Gemeinsam standen behinderte und nichtbehinderte Sänger auf der Bühne des Vereinshauses.

Für Inklusion braucht es erst einmal ein Wörterbuch. Die Aktion Mensch bezeichnet es als "Gegenteil von Ausgrenzung". Wenn also jeder Mensch, ob behindert oder nicht behindert, in der Schule, am Arbeitsplatz und in der Freizeit dabei sein kann. Inklusion ist seit 2006 in der UN-Behindertenrechtskonvention festgeschrieben, die im Jahr 2008 in Kraft trat.

Verbesserung vonnöten

Auch Deutschland unterzeichnete dieses Übereinkommen, doch die praktische Umsetzung steht hier noch ziemlich am Anfang. Dies zu verbessern, daran arbeitet im Kreis Saarlouis seit Januar 2016 das Projekt "Gemeinsam aktiv und inklusiv". Es ist auf drei Jahre ausgelegt und wird betrieben vom Verbund für Inklusion und Bildung (VIB) des Awo-Landesverbands Saarland.

Gefördert wird es von der Aktion Mensch im Rahmen des Programms "Inklusion". Darüber kommen 70 Prozent für die Personalkosten , 30 Prozent trägt die Awo selbst. In deren Räumen in Dillingen sind ein Projektleiter und eine pädagogische Projektbegleitung jeweils mit halben Stellen tätig.

Das erste Projektjahr endete mit der "Woche der Inklusion" vom 28. November bis 2. Dezember. Dabei ging es um verständliche Sprache , um Arbeitsstätten und zwanglose Begegnungen von Behinderten und Nichtbehinderten in einem Weihnachts-Café auf dem Großen Markt. Den Abschluss bildete der Sängerwettstreit "EINklang" im Vereinshaus Fraulautern.

"2016 war das erste Jahr", sagte nun Projektleiter Marcus Gramlich. Es wurden Strukturen aufgebaut und Schulungsreihen durchgeführt. Beispielsweise mit Jugendpflegern, Senioren- sowie Behindertenbeauftragten und Mitarbeitern von Verwaltungen.

Die "Woche der Inklusion" war sowohl Abschluss des ersten Jahres als auch Antrieb für die weitere Arbeit. Denn vor allem der Sängerwettstreit machte Mut und Lust auf Inklusion. An die 300 Zuhörer gingen begeistert im Vereinshaus Fraulautern mit. Dort sangen Chöre und Duos um die ersten Plätze wie beim Song-Contest. Mit dabei waren das Max-Planck-Gymnasium, die Anne-Frank-Schule, Awo und Reha GmbH. Bewertet wurden sie von Musik-Profis.

"Wir sind oft zu unachtsam für die Belange von Menschen mit Handicaps", hatte Landrat Patrik Lauer am ersten Projekttag im Landratsamt gesagt. Das gelte auch für Sprache und Text, machte auch Referentin Anne Kathrin Berg deutlich. Die Mitarbeiterin vom Zentrum für leichte Sprache der Lebenshilfe Rheinland-Pfalz stellte dar, wie gerade Verwaltungssprache verständlicher sein kann.

Für 2017 stehen weitere Aktivitäten und Themen auf dem Programm, erklärte Gramlich. Zum Beispiel ein Sommer der Inklusion in Saarlouis , eine barrierefreie Wanderung in Rehlingen-Siersburg, aber auch die Beschäftigungssituation. "Wir sind derzeit in der Planung für 2017", sagte Gramlich weiter. "Es kommen noch Gespräche mit dem Landkreis, und mit der Stadt Dillingen werden wir einen Inklusionsbeirat ins Leben rufen." Informationen über das Inklusions-Projekt im Kreis Saarlouis finden sich im Internet.

 Der Singwettstreit war für alle ein Erlebnis. FOTOS: Johannes A. Bodwing

Der Singwettstreit war für alle ein Erlebnis. FOTOS: Johannes A. Bodwing

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