Klettermeisterschaft Gegen Uhr und Gegner die Wand hinauf

Saarlouis · Beim siebten Deutschen Jugendcup im Speedklettern drehte sich im Saarlouiser Rocklands alles um Geschwindigkeit – acht junge Sportler aus dem Saarland waren am Start.

 Oft hat es für den Zuschauer den Anschein, als würden die Sportler die Wand hinauf sprinten.

Oft hat es für den Zuschauer den Anschein, als würden die Sportler die Wand hinauf sprinten.

Foto: Johannes A. Bodwing

Versuchen sollte man das mal. Mit allen Vieren senkrecht die Wand hoch zu rasen. Gut, da gibt es auch Haltegriffe, die an dicke Seesterne erinnern. Aber würde man 15 Meter in weniger als acht Sekunden schaffen? Rasend schnell waren unlängst die jungen Teilnehmer  beim siebten Deutschen Jugendcup sowie der Deutschen Meisterschaft Speed 2017. Der Kampf um Sekunden fand an der Westwand des Kletterzentrums Rocklands Saarlouis statt, die für Speedklettern genormt ist.

Je zwei Teilnehmer starteten mit dem linken Fuß auf einem Sensor, der die Stoppuhr auslöste. 15 Meter höher musste ein weiterer mit der Hand berührt werden, der die Zeit stoppte. Und dann hetzten sie am Sicherungsseil die Wand hoch. Oftmals mit klarem Längenunterschied, immer wieder auch Kopf an Kopf. Einige wenige kamen auf identische Zeiten. Dann wurde der Lauf nach fünf Minuten Pause wiederholt.

Veranstalter war der Deutsche Alpenverein. „Um die 100 Teilnehmer quer durch alle Bundesländer“, sagte Christoph Gabrysch, Hauptverantwortlicher für Wettkämpfe beim DAV. An der späteren Deutschen Meisterschaft Speed nahmen 15 Frauen und 25 Männer teil. „In Deutschland sind es etwa 500 000 Menschen, die diesen Sport ausüben“, sagte der gebürtige Saarbrücker. Seit sieben Jahren ist er für den DAV in München tätig.

Den Jugendcup A weiblich sicherte sich Leonie Lochner, DAV-Sektion München-Oberland. Fünf Mal war sie die Wand hoch bis zum Sieg. „Ich klettere seit 14 Jahren“, die Berge seien ja direkt vor der Haustür. Im Finale schaffte Lochner 12,09 Sekunden. Trainiert werde fünf- bis sechsmal die Woche, am Wochenende fänden noch Kletterkurse statt. „Es geht nicht nur ums Gewinnen. Die ganze Atmosphäre hier finde ich gut, Freunde, die Leute, die man trifft.“

Den Jugendcup A männlich entschied Julian Radecker, Sektion Sächsischer Bergsteigerbund, für sich mit 9,72 Sekunden. „Es macht Spaß“, sagte er später, „weil man sich schnell verbessern kann“. Derzeit schafft er Zeiten mit neun Sekunden. Aber „mein Ziel ist die Achterzeit“. Sieger der Jugend B männlich war Sebastian Lucke, Sektion Konstanz, mit 10,43 Sekunden. Die Jugend B weiblich dominierte Amelie Kühne, Sektion Heilbronn, mit 12,55 Sekunden.

Lochner trat im späteren Verlauf der Wettkämpfe auch zur Deutschen Meisterschaft Speed an. Dort musste sie sich erst im Kampf um den dritten Platz geschlagen geben. Radecker schaffte es dabei auf den achten Rang. Die Speed-Meisterschaft war vor allem bei den Männern deutlich rasanter. Siegerin Florence Grünewald, Sektion Frankfurt/Main, bewältigte die 15-Meter-Wand in 11,23 Sekunden. Früher war Grünewald für das Team Saarland gestartet. „Das war schon sehr gut“, meinte sie zufrieden, die Knie verschrammt und die Haut an den Fingerkuppen abgeschabt. In der Qualifikation hatte sie mit 11,14 Sekunden noch den Deutschen Speedrekord der Damen geknackt.

 Am Sicherungsseil die 15-Meter-Wand hoch hetzten Teilnehmer beim Speed-Klettern in Saarlouis.

Am Sicherungsseil die 15-Meter-Wand hoch hetzten Teilnehmer beim Speed-Klettern in Saarlouis.

Foto: Johannes A. Bodwing

Das Duell von Fabian Bosler gegen seinen jüngeren Bruder Joshua entschied den Durchgang der Männer. Die beiden von der Sektion Schwaben schrumpften die Zeit für 15 Meter Kletterwand auf 8,14 Sekunden (Joshua) sowie 7,81 Sekunden (Fabian). Der Weltrekord liegt bei 5,6 Sekunden. Schnellster Saarländer wurde Samuel Schirra mit 10,64 Sekunden und Platz zwölf bei der Deutschen Meisterschaft. 2016 war Schirra noch Siebter der Jugend, jetzt kämpft er sich in der nächsten Altersklasse nach oben. Es brauche noch einiges an Aufbauarbeit, sagte Achim Wahrheit, Referent Sportklettern des Saarländischen Bergsteiger- und Skiläuferbundes. Mit acht Teilnehmern waren sie am Start. Der Nachwuchs sei sehr stark, aber wohl erst in einigen Jahren vorne dabei.

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