Frieden ist das höchste Gut

Fraulautern · Sandra Becker ist die Dirigentin des Karl-Jenkins-Konzertes an diesem Sonntag, 8. November, um 17 Uhr, in der Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit in Fraulautern. Sie erklärt im Gespräch mit SZ-Redakteur Johannes Werres, wie das aufwendige „Friedenskonzert“ zustande kam.

Frau Becker, es gab schon mal ein ähnliches Konzert. Was ist jetzt anders?

Sandra Becker: Ja, wir haben dieses Werk 2012 schon einmal aufgeführt. Damals gab es in unserer Pfarreiengemeinschaft Saarlouis rechts der Saar, eine 24-stündige Gedenkveranstaltung zur Erinnerung an die Nacht auf den 2. September 1942, in der ein schwerer Bombenangriff auf die Saarlouiser Stadtteile Fraulautern und Roden stattgefunden hat. Mein damaliger Chorleiterkollege Christian Schwarz und ich waren damit beauftragt, einen kirchenmusikalischen Abschluss vorzubereiten, der zum einen die Schrecken des Krieges darstellen, zum anderen aber auch ein friedvolles Ende haben sollte. Herr Schwarz war damals auf Jenkins' "The Armed Man - A Mass For Peace" gestoßen. Das Werk passte genau auf die Anforderungen und hatte mich damals so beeindruckt, dass ich es unbedingt machen wollte. Allerdings standen uns kaum finanzielle Mittel zur Verfügung und es durfte auch kein Eintritt genommen werden. So haben wir in kurzer Zeit eine reduzierte Fassung mit instrumentaler Minimalbesetzung auf die Beine gestellt. Das Konzert war ein voller Erfolg.

Und jetzt noch einmal?

Becker: Als die Pfarreiengemeinschaft das Jahr 2015 unter das Motto "Heimat" stellte und alle Vereine bat, sich in irgendeiner Weise diesem Thema zu widmen, war die Basis für eine Wiederaufführung geschaffen. Doch diesmal sollte es intensiver ausgearbeitet sein. Dies geht allerdings nur mit Hilfe von Sponsoren, die es erst einmal zu gewinnen galt. Als auch diese Hürde genommen war, haben wir professionelle Musiker mit dem Instrumentalpart beauftragt. Wir konnten Mitglieder der deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern für das Projekt gewinnen. Das Orchester wird durch ein komplettes Streichorchester erweitert und wir haben Solisten verpflichtet. Außerdem werden auf einer mehrere Quadratmeter großen Leinwand zum Text passende Bilder projiziert, sodass ein umfassendes, audio-visuelles Erleben des Oratoriums möglich wird. Das Streichensemble spielt vorab das im Rahmen der Anschläge auf das World Trade Center oft gespielte Adagio von Samuel Barber .

Was genau ist das Ziel dieses aufwendigen Konzerts?

Becker: Wir haben ganz bewusst das Wort Friedenskonzert auf Plakate und Programmhefte drucken lassen. Ich kenne kaum ein Werk, dass auf so eindringliche Weise die Ängste und Schrecken eines Krieges in Musik fasst. Die Texte reichen vom lateinischen Ordinarium und anderen Bibeltexten über weltliche, teils Jahrhunderte alte Schriften bis hin zu Neuzeitlichem namhafter Autoren. Besonders ergreifend ist die Vertonung eines Augenzeugenberichts vom Abwurf der Atombombe über Hiroshima. Am Ende jedoch steht die Hoffnung auf Gottes Gnade und Barmherzigkeit und die Erkenntnis, dass Frieden besser ist als ewiger Krieg. Durch die schonungslose Darstellung des Krieges wird diese Einsicht umso bewusster wahrgenommen und unsere Alltagsprobleme entpuppen sich als Jammern auf hohem Niveau. Das Ganze soll ein Appell an alle sein, den Frieden in unserem Land und unserer Welt als höchstes Gut anzusehen. Nur wer in Frieden lebt und ohne Angst, kann ein erfülltes Leben führen.

Wie kam es zur Auswahl der verschiedenen Ensembles?

Becker: Es sind alle Chöre der Pfarreiengemeinschaft Saarlouis rechts der Saar. Wie schon gesagt, sind in dem Werk kirchliche und weltliche Texte verarbeitet worden. Die weltlichen sind in französischer und zumeist englischer Sprache verfasst. Das ist für die Kirchenchöre oftmals ein Problem. Die drei Kirchenchöre aus Fraulautern und Roden übernehmen also weitestgehend die lateinischen Texte. Die beiden jüngeren Chöre Chorios, Fraulautern und Projektchor, Steinrausch übernehmen den englischen und französischen Part. Aber am Schluss wird auch gemeinsam gesungen.

Konzert "The Armed Man - A Mass For Peace" von Karl Jenkins, Sonntag, 8. November, 17 Uhr, Pfarrkirche in Fraulautern. Mit mehreren Chören, Solisten und Mitgliedern der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern.

Der Eintritt für das Konzert kostet acht Euro.

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