Künstlerinnengruppe Gemeinsam Grenzen überschreiten

Saarlouis · Die Frauen-Künstlergruppe 11 F formte +über Jahrzehnte aus Individuen eine Ganzheit.

 Gruppenbild mit Damen: Oberbürgermeister Peter Demmer und Pfarrer Jörg Beckers mit den aktuellen Mitgliedern der Künstlergruppe und Kulturamtsleiterin Julia Hennings

Gruppenbild mit Damen: Oberbürgermeister Peter Demmer und Pfarrer Jörg Beckers mit den aktuellen Mitgliedern der Künstlergruppe und Kulturamtsleiterin Julia Hennings

Foto: Petra Molitor/Stadt Saarlouis

Als Hildegard König-Grewenig 1977 als Abteilungsleiterin der Evangelischen Akademie im Raum Saarlouis einen Kurs „Kreative Wandgestaltung“ anbot, ahnte sie nicht, welche Folgen dies für sie und ihr späteres Leben haben sollte. Ihrer Einladung auf eine neue Art kreativ zu arbeiten, gruppendynamisch und spielerisch, folgten zahlreiche Frauen.

Aus diesen Anfängen gründete sich die Künstlergruppe 11 F (Elf Frauen), die noch heute – 42 Jahre später – aktiv ist und die Kulturlandschaft in Saarlouis bereichert. Oberbürgermeister Peter Demmer besuchte die Frauen im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit Ausstellung.

92 Jahre ist die Gruppen-Gründerin Hildegard König-Grewenig heute und damit die älteste der noch verbliebenen Mitglieder. Sie begrüßte neben Peter Demmer und der städtischen Kulturamtsleiterin Julia Hennings auch den evangelischen Pfarrer Jörg Beckers im KOMM Kulturzentrum in Saarlouis. Der Verwaltungschef bedankte sich für die Einladung und den Einsatz über mehr als vier Jahrzehnte: „Sie haben sich in dieser Zeit auf eigene, ungewöhnliche Art und Weise mit Themen wie Tod und Leben, Spannung und Harmonie oder Feuer, Wasser, Luft und Erde beschäftigt. Sich aber auch unermüdlich „gegen das Vergessen“ der Judenverfolgung und der Geschehnisse des Zweiten Weltkrieges eingesetzt.“

„Neben zahlreichen anderen Aktionen haben sie eine Tafel aus Stein und Eisen für die Synagogen-Gedenkstätte gestaltet und die Reststeine der Synagoge auf dem jüdischen Friedhof als Mahnmal arrangiert. Es macht mich traurig und betroffen, das sagen zu müssen,  aber ihr Kampf gegen Rassismus und für Völkerverständigung ist heute wichtiger denn je“, betonte Demmer.

Julia Hennings wies darauf hin, dass am Beginn nicht originär die Idee, eine Künstlergruppe zu gründen stand, sondern die gemeinsame Auseinandersetzung mit relevanten Themen der Zeit oder des Menschseins – des Frauseins, der Weiblichkeit und des engagierten Kampfes für Frauenrechte. Eine reine Frauengruppe, die sich stets eingemischt hat, die Stellung bezogen hat, die auch unbequem sein und werden konnte, wenn es notwendig war. Und die in ständigem Dialog war und ist, mit sich selbst und mit anderen, wie Pfarrer Jörg Beckers sagte.

Hildegard König-Grewenig und ihre Mitstreiterinnen freuten sich sehr über die anerkennenden Worte und erzählten viele interessante Anekdoten. Sie kamen viel rum, nicht nur gestalterisch, sondern auch in Saarlouis. Vom evangelischen Pfarrhaus, über die Schule in Lisdorf, die Ludwigsschule und das Theater am Ring in die heutigen Räumlichkeiten im Kulturzentrum am Luxemburger Ring. Zwischenzeitlich wurde sogar in Eigenregie ein kleines Frauen-Lädchen betrieben, die „Synopse“, griechisch für „Zusammenschau“. In der Bierstraße wurden nicht nur die aus Reststücken, Gebrauchtem und alltäglichen anfallenden Materialien entstandenen Arbeiten präsentiert, sondern auch für einen guten Zweck verkauft. Beim Schwelgen in Erinnerungen gedachte man auch jenen Frauen, die bereits verstorben sind.

„Wir waren nicht immer einer Meinung, aber auch das gehörte zum Prozess, dem anderen auch seine Sicht der Dinge zu lassen, sie aushalten zu können“, berichtete König-Grewenig, mit der Margot Bender, Marlies Eidner, Ruth Findeklee, Christel Leber, Hilde Müller-Gräff, Elvira Porn, Rose Putze, Inge Schmitt-Strassner, Marianne Seiler, Elisabeth Seybert, Renate Weper und Marga Wirtz über die Jahre zu den „11 F“ gehörten. Frauen, die zu Freundinnen wurden.

Sie wünschten sich, sagten die Künstlerinnen zum Abschluss des offiziellen Teils, dass „die Saatkörner, die wir gesät haben, aufgehen und die nächsten Generationen in unserem Sinne weitermachen mögen“.

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