Frauen in Saarlouis Wie Frauen Saarlouis geprägt haben

Saarlouis · Hella Arweiler erzählt morgen bei einer Alternativen Frauenführung in der Innenstadt spannende Lebensgeschichten.

 Hella Arweiler liest vor dem Gebäude, in der Lisa Stromszky arbeitete, aus einem ihrer Bücher vor.

Hella Arweiler liest vor dem Gebäude, in der Lisa Stromszky arbeitete, aus einem ihrer Bücher vor.

Foto: Barbara Scherer

Wer die Geschichte von Saarlouis betrachtet, stößt immer wieder auf Namen wie Vauban, Ney und Lacroix. Männer. Von Frauen keine Spur. „Geschichte ist männlich dominiert“, sagt Hella Arweiler vom Frauenhistorischen Arbeitskreis Saarlouis. Doch sie weiß: Es gibt auch viele interessante weibliche Persönlichkeiten, die in Saarlouis etwas bewirkt haben. Bei ihren Alternativen Frauenführungen durch die Innenstadt bringt sie die Menschen an die Orte, an denen diese Frauen gelebt und gearbeitet haben.

„Der Anfang der Führungen ist am Rathaus“, erzählt Arweiler – denn das war die Wirkungsstätte von Waltraud Kühn, langjährige Stadträtin. „In einer Zeit, als Inklusion noch kein Thema war, setzte sie sich für Projekte ein“, erläutert die Stadtführerin. Kühn war Impulsgeberin für Barrierefreiheit, hat zudem Veranstaltungen für Jugendliche und Senioren organisiert. Einen einfachen Lebenslauf hatte sie nicht: Heirat während der Kriegszeit, drei Kinder, mehrere Umzüge. 1988 kam sie nach Saarlouis, „da war sie 70, hat sich aber sofort politisch engagiert“.

Doch nicht nur Politikerinnen spielen eine Rolle bei der Führung. Die „Aktivistinnen und Po-
wer-Frauen“, wie Hella Arweiler sie nennt, stammen aus diversen Bereichen: Manche haben sich kulturell betätigt, andere im gesundheitlichen Bereich oder in der Bildung. Die Geschichten dieser Frauen aufzuarbeiten, ist Aufgabe des Frauenhistorischen Arbeitskreises, in dem Arweiler mitwirkt. Die Recherchen laufen über das Internet und über Verwandte, oft sei es schwierig, genaue Informationen zu finden.

Historisch am weitesten zurück gehen die Borromäerinnen, eine Gruppe von Ordensschwestern, die 1810 nach Saarlouis kamen. Diese kümmerten sich um Kinder und Kranke, und „sie haben die ganze Bildung hier auf die Beine gestellt“, erzählt Arweiler im Verlauf der Führung am Canisianum in der Stiftstraße. Sie bedauert: „Am Canisianum ist kein Schild, dass die Borromäerinnen hier jahrzehntelang gewirkt haben.“

Etwas weiter, am Robert-Schuman-Gymnasium, geht es um eine weitere Frau, die in der Bildung tätig war: die ehemalige Schulleiterin Maria Graus. „Sie ist sehr beliebt gewesen“, berichtet Arweiler, „und sie war ein Vorbild für die Schülerinnen.“ 1950 übernahm sie die kommissarische Leitung am damaligen Staatlichen Mädchenrealgymnasium, zwei Jahre später wurde sie zur Oberstudienrektorin ernannt. Graus, die an mehreren Universitäten studiert hat, habe „Umzüge und Lehrermangel im Griff gehabt“ und mit Begeisterung unterrichtet.

Direkt gegenüber des Gymnasiums ist die ehemalige Praxis Dr. Stockhausen, wo Arweiler über die 1921 geborene Lisa Stromszky spricht: „Sie hat mit ihrem Mann die Praxis aufgebaut und war Schriftstellerin.“ Sie erhielt mehrere Auszeichnungen und war als echte Europäerin „überzeugt, dass Zusammenwachsen auf der kulturellen Schiene stattfindet“. Bei den Führungen liest Arweiler gern aus dem Werk Stromszkys vor, die Lyrik, Prosa und Romane sowie ein Bühnenstück und ein Hörspiel verfasst hat.

Ob Schulleitung, Krankenpflege oder politisches Engagement: „Sie haben das gesellschaftliche Leben geprägt.“ Nicht jede Geschichte sei außergewöhnlich, betont Hella Arweiler, aber: „Es ist auch in der heutigen Zeit wichtig, dass sich Frauen einmischen.“ Dass das überhaupt möglich ist, „dafür haben diese Frauen alle gekämpft“.

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