Druck auf Europa-Management erhöht Ford-Betriebsrat in Saarlouis droht weitere Arbeitskämpfe mit IG Metall an

Saarlouis · Abermals verschärft die Arbeitnehmervertretung des Autobauers seinen Ton gegenüber dem Ford-Europa-Management. Denn auch drei Wochen nach Bekanntgabe des geplanten Produktionsendes im Saarland sind alle Fragen offen. Doch der Betriebsrat lässt nicht locker – und hat Pläne mit der Gewerkschaft.

Ford Saarlouis: Betriebsrat - weitere Arbeitskämpfe mit IG Metall an​gekündigt
Foto: BeckerBredel

Unsicherheit, Zukunftsängste, einfach fehlende Perspektiven für die Beschäftigten des Ford-Werkes in Saarlouis prägen auch drei Wochen nach Bekanntgabe des Europa-Managements, das neue E-Auto-Modell in Spanien statt an der Saar zu produzieren, die hiesige Lage. Und genau diese Ungewissheit lässt den Ton beim Betriebsrat des betroffenen Standorts ein weiteres Mal schärfer werden.

Ford Entscheidung gegen Saarlouis ist gefallen: Fotos von Stimmung auf Werksgelände
18 Bilder

Entscheidung ist gefallen: Impressionen vom Ford-Werksgelände in Saarlouis

18 Bilder
Foto: Ruppenthal

„Der Gegner sitzt in Köln und heißt: Ford-Europa-Management“, heißt es in der aktuellen Information seitens der Arbeitnehmervertretung an die Belegschaft.

Vorwurf an Ford-Konzernspitze: haltlose Überschriften ohne belastbare Zahlen

In dem der SZ vorliegenden Schreiben erheben die Betriebsräte schwere Vorwürfe. So seien die bisherigen Ankündigungen aus der Chefetage des Autobauers „haltlose Überschriften“ ohne „belastbare Zahlen, Daten oder Fakten“. Ein Konzept, ob, wie und mit wem Ford die Produktionsstätte auch nach 2025 fortführt, gebe es nicht.

Dabei stehe das Management „in der absoluten Pflicht, belastbare Ford-eigene Perspektiven aufzuzeigen und nicht die Verantwortung an Dritte abzuschieben“, heißt es in dem vom Betriebsratsvorsitzenden Markus Thal unterzeichneten Infopapier. Er erwarte nun Antworten auf zahlreiche Fragen, die unter anderem einen möglichen Investor betreffen. Betriebsübergänge müssten geklärt werden, ebenso die Anstrengungen des Unternehmens, um Arbeitsplätze zu retten. Ein etwaiger Sozialplan gehöre ebenso dazu.

Betriebsrat fordert Details zu Plänen der saarländischen Landesregierung

Doch nicht nur beim Konzern allein sieht Thal Klärungsbedarf. Er fordert zudem die Landesregierung. So fehlten dem Betriebsrat bisher „Detailinformationen hinsichtlich der konkreten Ideen des Saarlandes bezüglich alternativer Nutzungskonzepte“ für den Standort, heißt es weiter.

Von Ford verlangt der Saarlouiser Betriebsratsvorsitzende Konzepte, die umgehend vorgelegt werden müssten, was passiert, wenn Mitte 2025 der letzte Wagen vom Band läuft. „Ford ist in der Pflicht. Und da werden wir sie auch nicht rauslassen.“

Zugleich kündigt der Betriebsrat „weitere Aktionen“ mit Vertretern der Industriegewerkschaft (IG) Metall an, die unlängst ihren Schulterschluss mit und so ihre tatkräftige Unterstützung für die Betroffenen bekräftigt hatten.

Thal richtet sich aber auch direkt an die Belegschaft. Die Unsicherheiten und Zukunftsängste dürften untereinander nicht zu einem Hauen und Stechen führen. Vielmehr sollten die Beschäftigten Geschlossenheit beweisen. Die Mitarbeitenden müssten zusammenhalten. Fehle die „innere Solidarität“ werde ein Ergebnis „ein schlechtes für alle sein“, warnt er.

Bereits zuvor waren verschiedene Optionen für den Standort öffentlich diskutiert worden, wie es weitergehen könnte. Unter anderem standen mögliche asiatische Investoren im Fokus. Auch ein Kauf des Ford-Geländes durch das Land war ergebnisoffen debattiert worden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort